Die deutsche Surferin Valeska Schneider hat erst nach dem Abitur mit dem Surfen angefangen – mittlerweile surft sie im Nationalteam und war schon zwei mal bei der WM dabei

Hi Vale, Lanzarote, Teneriffa, Senegal…, scheint als wärst du nur noch beim Surfen?

Ja, ich hab mein Studium beendet und hab nun ein Sponsoring, dass es mir erlaubt mich voll und ganz auf’s Surfen zu konzentrieren. Ich möchte vor allem an Events der QS Tour teilnehmen, wie gerade der Las Americas Pro hier auf Teneriffa.

Kannst du uns ein bisschen mehr über die Qualifikation und die QS Tour erzählen?

Bei der Qualifying Tour gibt’s Events mit unterschiedlich vielen Punkten. Es fängt mit den niedrigen Punkten an, wie 1000 und 1500 Punkten, hier auf Teneriffa zum Beispiel gibt es 1500 Punkte für den Contest. Es geht dann weiter mit 3000, 6000 und 10.000 Punkten. Wenn man gewinnt, bekommt man 10.000 Punkte und so wird das dann am Ende summiert. Man sammelt Punkte, um in der Rangliste höher zu kommen, um ein europäisches Ranking oder ein nationales Ranking zu haben. Für das nächste halbe Jahr möchte ich auf jeden Fall alle QS Events in Europa mitmachen und mich auch International etwas umschauen. Das kann ich dann zum Beispiel mit einem Trip nach Südafrika oder Indonesien verbinden. Dort finden auch Events statt und die Zeit dort lässt sich gut mit einem Filmtripp oder anderen Veranstaltungen verknüpfen.

Wie kann man sich für die Events qualifizieren?

Im Prinzip kann jeder mitsurfen. Erstmal geht es nach der Rangliste, aber oft gibt es noch freie Plätze. Dann kann man sich dafür anmelden und dann gilt: „Wer zu erst kommt, malt zuerst.“ Ich bin damals auch über einen freien Platz reingekommen. Die deutschen Meisterschaften spielen da keine Rolle.

Du bist ja auch Teil des Nationalteams?

Ich war die letzen zwei Jahre im Nationalteam und war auch beide Male bei der WM dabei. Ich bin auch im Nationalkader, aber da wir einen ganzen Pool an Leuten haben, wird immer erst kurz vorher entschieden wer schlussendlich zu den jeweiligen Events mitkommt. Ich bin im Ergänzungskader, aber es gibt noch andere Kader, die alle unterschiedliche Förderungen bekommen. Wir haben einen sehr guten Coach und werden mit vielen Trainingslagern gefördert.

Warum surfst du bei dem QS Contest mit und gehst nicht einfach Freesurfen?

Also generell, weil mir das Contest Surfen viel Spaß macht und es in Deutschland außer die Deutsche Meisterschaft nicht wirklich etwas an Contests gibt. Und auch weil es gute Erfahrungen sind, die man sammelt, auch wenn es nicht immer einfach ist mitzuhalten. Wenn es dann mal gut läuft, gleichen sich die schwierigen Tage auch wieder aus.

Du hast also gerne ein Ziel vorauf du hinarbeitest?

Ja, ich setze mir vorher immer ein persönliches Ziel. Dabei geht es mir nicht unbedingt ums Gewinnen, eher darum ein von mir festgelegtes Ziel zu erreichen, wie eine bestimmte Punktzahl oder es mehr Runden weiterschaffen als zuvor. Generell macht mir das Training auch einfach sehr viel Spaß und man hat ein definiertes Ziel , auf das man hintrainiert

Also bist du ehrgeizig und zielstrebig?

Ja, auf jeden Fall. Ich bin sehr ehrgeizig und möchte bei jedem Contest mein bestmögliches Potential zeigen… Manchmal klappt es, manchmal nicht. Ich verfolge zwar mehr meine persönlichen Ziele, aber dabei bin ich eben auch sehr ehrgeizig.

Du surfst noch gar nicht so lange, wann hast du angefangen und wo warst du auf deinem ersten Trip?

Nach dem Abitur habe ich eine Weltreise gemacht. Da war ich in Australien, wo ich auch das erste Mal gesurft bin und direkt im Anschluss für einen Monat auch auf einer Surf Academy war. Dort gab es Coachings, Yoga und Theorie. Dadurch habe ich am Anfang große Fortschritte gemacht. Dann habe ich meinen ersten Trip nach Indo unternommen und danach war ich erstmal in Frankreich. Ich habe zwar mit dem Studium angefangen, aber ich war trotzdem immer in den Semesterferien unterwegs und bin viel gesurft.

Wie hast du es geschafft in so kurzer Zeit so gut zu werden?

Ich lass mich coachen. Gerade Videocoaching hilft meiner Meinung nach sehr viel, um seine Fehler zu sehen und anschließend zu korrigieren. Auch weil das Surfen oft sehr frustrierend sein kann, ist mir das Wert, um wirklich Fortschritte zu machen.

Wo hast du gute Coachings gefunden?

Auf den Kanaren. Auch mit dem Coach, der jetzt gerade dabei ist, habe ich zuvor schon zusammen gearbeitet. Er ist selbst die QS mit gesurft und kommt aus Brasilien. Er hat davor als Ingenieur gearbeitet und kann so alles Physikalische sehr gut und detailliert erklären. „Nimm deine Hand besser da hin, weil das Gewicht besser verteilt ist…“ , lauter solche Tipps. Das war für mich sehr gut, gerade weil man als Erwachsener mehr durch das Verstehen lernt und nicht wie als Kind durchs Abschauen und Herumprobieren.

Du surfst daheim bei dir in München auch auf der Citywave und am Eisbach. Hilft dir das für’s Meer?

Ja, die Citywave hilft auf jeden Fall. Am Eisbach habe ich immer noch meine Schwierigkeiten. Aber gerade bei der Jochen Schweizer Welle filme ich mich oft selbst und schaue danach meine Fehler an. Dort kann man sich durch die konstant guten Bedingungen wirklich gut verbessern. Es ist nicht wie im Meer, wo jede Session anders ist, sondern eben immer gleich.

Wie gehst du damit um, wenn bei Contests die Wellen mal größer oder nicht so gut sind?

Es hört sich zwar immer an wie Urlaub, was ich hier mache, aber das ist es nicht. Es ist sehr oft eine Herausforderung: Es ist stressig und man muss sich ständig an die Konditionen anpassen und auf Abruf sein. Manchmal ist es alleine eine Herausforderung das Mindset positiv zu halten.

Also ich habe inzwischen ein paar Methoden. Meditationsübungen zum Beispiel. Wenn ich anfange an mir zu zweifeln oder aufgeregt bin, mache ich Atemübungen um meine Atmung wieder runter zu bringen und mich zu entspannen. Aber auch Visualisieren, also Mindsurfen abends im Bett, hilft mir enorm. Ich gehe alle einzelnen Schritte im Kopf durch, wie in Zeitlupe. Ich spiele einmal den ganzen Ablauf durch. Angefangen mit dem Weg zum Strand, den Gerüchen und Geräuschen bis zu jeder Einzelheit im Wasser.

Surfst du auch gerne große Wellen?

Ja, aber ab einer gewissen Größe habe ich schon Angst und sitze oft nicht tief genug, oder paddle die Welle nicht an. Gerade da brauche ich meine Zeit um warm zu werden. Wenn ich mich dann an die Welle gewöhnt habe, weil ich schon länger an dem Spot bin, traue ich mir auch größere Wellen zu. Am schwierigsten sind die großen Tage, an denen viele Locals im Wasser sind und man sich am Peak durchsetzen muss…

Wie trainierst du außerhalb des Wassers? Hast du einen Trainingsplan?

Vor zwei Jahren habe ich mit einem Smoothstar, einem Surfskate, angefangen zu trainieren. Das hat mich damals und auch heute noch sehr weitergebracht. Man kann die Bewegungsabläufe gut üben und es ist ein gutes Workout für die Beine und den Core. Das Üben macht sich tatsächlich beim Surfen im Meer bemerkbar. Als ich es das erste Mal ausprobiert habe, habe ich es mehr im Bauch als in den Beinen gespürt und habe so gemerkt, dass ich an meinen Bauchmuskeln arbeiten muss. Das habe ich dann auch getan. Ich habe angefangen meinen Core zu trainieren und meine Muskelketten immer einzuspannen. Alles muss trainiert werden und deshalb versuche ich, egal ob am Meer oder landlocked, mindestens drei mal die Woche ins Gym und skaten zu gehen. Teilweise filme ich mich auch beim Skaten, denn es hilft mir auch hier meine Fehler zu sehen und zu korrigieren.

Was steht als nächstes bei dir an?

Als nächstes geht es in den Senegal. Ich habe gehört dort soll es super Wellen geben und nicht so crowded sein. Das schaue ich mir an und hoffe ein paar gute Wellen abzubekommen. Danach geht es wieder nach Lissabon, dort wartet dann auch schon wieder das nächste QS Event auf mich. Dadurch, dass sich bei der QS viel verschiebt, kann man nicht immer alles so genau planen und es ist meist besser spontan zu bleiben.

Lies noch mehr über die sympathische Valeska und ihren Weg zur Pro Surferin.

 

Valeska fährt für Rip Curl, Fit Star und Planet Sports!

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