Auf Instagram ist es leicht über tolle Künstlerinnen, Brands oder Blogger zu stoplern. So entdeckte ich die Arbeiten von Emily Kelley, die unter Land & She detail-reiche Illustrationen von Bergen anfertigt. Eine einzigartige Mischung aus uns bekannten Berg-Silhouetten mit orientalischem Einfluss, zog mich sofort in den Bann. Die schwarz-weißen Illustrationen lassen die Berge in neuem Licht erstrahlen und wecken den Abenteuergeist, den auch die Schafferin dieser Werke in sich trägt.
Hallo Emily, kannst du dich bitte kurz unseren Leserinnen vorstellen?
Hallo! Ich bin Emily Kelley, ich bin Künstlerin, Designerin, Illustratorin und Produzentin und lebe gerade in Pennsylvania. Meine Arbeiten veröffentliche ich unter dem Namen Land & She.
Wo bist du aufgewachsen und welche Rolle hat das Draußen-sein für dich gespielt?
Ich bin in einer kleinen Stadt namens Huntingdon Valley in Pennsylvania aufgewachsen. Es liegt nur zwei Stunden von Philadelphia entfernt, aber dort gibt es wunderschöne Natur. Tausende von Bäumen und ein wunderschönes Naturschutzgebiet. Ich bin quasi im Wald aufgewachsen, die Natur war für mich schon immer sehr wichtig. Für meine Geschwister und mich waren die Wälder unser Spielplatz. Ein umgefallener Baum wurde schnell zum “Raumschiff”. Dank dieser Jahre fühle ich mich heute so mit der Natur verbunden.
Wie bist du zur Kunst gekommen? Hast du etwas in der Richtung studiert?
Ja! Ich studierte Grafik Design an der Tyler School of Art in Philadelphia. Das erste Studienjahr ist das “Foundations Year”, in dem jeder Student Kurse aus allen Bereichen der Kunst belegt, von Töpfern und Bildhauerei bis hin zu Drucken und Textilen. Es war toll mit so vielen verschieden Medien zu experimentieren und zu sehen, was einen am meisten interessiert. Ich entschied mich am Ende für Grafik Design, da ich den problem-lösenden Aspekt und die Innovation, die bei jedem Projekt einhergeht, so liebe. Es waren die schwierigsten und herausforderndsten vier Jahre meines Lebens! Ich versank in der Arbeit, aber es hat auch viel Spaß gemacht und es war sehr erfüllend. Ich schloss das Studium als eine der sieben besten Designer meines Jahrgangs ab und nahm direkt danach einen Job als Designerin an. Ich denke die harte Arbeit hat sich auf gewisse Weise ausgezahlt.
Du hast dann für eine Agentur in Philadelphia gearbeitet, bevor du dich vor kurzem dazu entschlossen hast als Freelancerin zu arbeiten. Warum?
Hm, da kamen einige verschiedene Dinge zusammen. Nach meinen Abschluss (gleich nach zwei Wochen!) nahm ich einen Job als Grafik Designerin in einer der renommiertesten Werbeagenturen Philadelphias an. Ich freute mich auf einen neuen Lebensabschnitt und stürzte mich vom ersten Tag an voll hinein. Ich lernte viel über Kunden, Multitasking, Führungsqualitäten und wie man mit Druck umgeht. Die Stunden waren intensiv und die Aufgaben entweder einfach oder sehr fordernd. Die Agentur wuchs in der Zeit, in der ich dort war innerhalb eines Jahres von 60 Mitarbeitern auf über 150. Die ganze Agentur hat sich über die Zeit verändert… was aber immer toll war, waren die unglaublich guten Designer, mit denen ich zusammen gearbeitet habe. Sie waren alle super talentiert, nicht nur in Grafik Design, sondern auch in Illustration. Freitags saßen wir alle zusammen und jeder zeichnete zu einem bestimmten Begriff etwas in seinem eigenen Style. Am Anfang hatte ich Angst davor, da ich keine Ahnung von Illustration hatte. Dann realisierte ich, dass mir meine Stimme fehlte und begann mehr zu zeichnen und meinen eigenen, persönlichen Style in der Illustration zu entwickeln.
Während ich für die Agentur arbeitete, unternahm ich einen Trip nach Oregon, der sich als Wendepunkt im meinem Leben herausstellte. Ich kam von dem Abenteuer so inspiriert wieder – und hatte das Verlangen etwas zu schaffen, das Bedeutung hat und von der Natur beeinflusst ist. Das war der Zeitpunkt, als ich mit Land & She begann. Ich blieb noch weitere zwei Jahre in der Agentur und verbrachte unzählige Nächte und Wochenenden damit für Land & She zu arbeiten. Schließlich entschloss ich mich das schnelllebige Agentur-Leben zu verlassen und wechselte zu einem kleinen Design Shop, den ein Freund und ehemaliger Lehrer von mir betreibt. Ich arbeitete für ein kleineres Studio für weitere vier Monate, bevor ich auf mein Herz hörte: Das wollte das weiterverfolgen, wozu ich Land & She gestartet habe. Ich wollte längere Zeit ohne eine Festanstellung sein, um all meine Energie in die Arbeit als Freelancer zu stecken. Es war ein Sprung, über den ich jetzt sehr glücklich bin, obwohl ich am Anfang sehr nervös war. Immerhin verlor ich die Sicherheit einer Festanstellung, aber es war es definitiv wert. Ich merke schon jetzt wie ich mich als Künstlerin weiterentwickelt habe.
Was macht die Landschaft von Oregon so besonders?
Ich denke, es ist einfach ein besonderer Vibe in Oregon, den man schwer beschreiben kann. Ich habe mich noch nie so klein auf der Welt gefühlt (im positiven Sinn!). Die Größe und der Maßstab der Berge, der Wasserfälle, Klippen, Höhlen und allem dazwischen ist unglaublich. Es ist voller Schönheit und alles fühlt sich so unentdeckt an, als könnte man einen Fleck Erde entdecken, an dem noch nie zuvor jemand war. Ich liebe die gedeckten, aber gleichzeitig lebendigen Farben der Landschaft. Ich liebe den weiten, Wolken-verhangenen Himmel und die überwältigende Stille, die hier herrscht. Ich möchte definitiv bald dorthin zurück. Ich vermisse es! Es fühlt sich an, als hätte ich dort ein Stück von mir selbst gefunden.
Inwiefern hat sich dein Leben verändert, seit du als Freelancer arbeitest? Hast du nun mehr Zeit draußen zu sein?
Ich denke die größte Veränderung ist, dass ich nicht jeden Morgen aufstehen und in ein Büro gehe, um dort von 9 bis 17 Uhr oder wie lange auch immer zu arbeiten. Ich habe die Freiheit meine Tage frei zu gestalten und zu entscheiden, an was ich arbeiten möchte. Es ist ein tolles Gefühl, aber es kann in gewisser Weise auch sehr stressig sein sich selbst zu beschäftigen und dran zu bleiben. Wenn ich mir frei nehme, habe ich manchmal ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht arbeite. Ich lerne gerade die richtige Balance zu finden, aber ich genieße es jeden Tag nach meinem Rhythmus zu gestalten. Manchmal muss ich einen Schritt zurück treten und darüber nachdenken, was für ein Glück ich habe, die Arbeit zu machen, die ich machen möchte.
Ich kann jetzt definitiv mehr Zeit Draußen verbringen. Ich habe mich gerade ziemlich in die Umgebung von Philadelphia verliebt. Ich kann eine Pause machen und Spazieren gehen oder Wandern, was ziemlich gut ist. Ich wünschte, ich könnte mehr Zeit mit Reisen verbringen, aber ich fokussiere mich gerade sehr auf meine Arbeiten im Studio. Aber ich weiß, dass wenn ich ein Abenteuer erleben möchte, habe ich auch die Möglichkeit dazu.
Um was geht es bei Land & She?
Land & She ist ein Name, den ich erfand, um mein Geschäft, was eine Mischung aus Freelance Illustrationen und einem Online Shop ist, zu benennen. Land & She kommt aus einer Liebe zur Natur und ist inspiriert von einem freien Geist. Das „Land“ ist ein Symbol für die inspirierenden Landschaften, die es auf unserer Erde gibt und das „She“ steht nicht nur für mich, sondern für alle abenteuerlustigen Frauen, für die ich kreiere und die mich jeden Tag inspirieren. Momentan besteht Land & She vor allem aus Illustrationen, einem Shop für selbstgemachte Sachen (Tagebücher, Drucke…) und einem kleinen Blog. Aber ich hoffe die Möglichkeiten, die Land & She bietet, weiter auszuschöpfen.
Welche Rolle spielt Reisen und Draußen-sein in deinem Leben?
Es ist super wichtig. Zu verschiedenen Orten zu reisen, öffnet meine Augen und meinen Geist für neue Ideen. Ich versuche ständig neue Landschaften zu sehen und neue Orte zu entdecken, über die ich nichts weiß. Einer der Hauptgründe, warum ich mit Land & She begann, war meine Reisegeschichten zu teilen und mich mit anderen Reisenden zu connecten.
Was inspiriert dich?
So vieles! Hier eine Auswahl: Die Natur, Reisen, der Kosmos, Berge, Indien, Elefanten, der pazifische Nordwesten, Bücher, Schnitzereien, Handwerk, Musik, das Ungewisse und auf jeden Fall Menschen. Ich bin immer von Menschen inspiriert (seien es Fremde oder Freunde), die mutig, abenteuerlustig, kreativ, fruchtlos und ehrlich sind.
Wie würdest du deinen Style beschreiben?
Hmmm, ich bin mir nicht sicher. Ich denke es ist eine Mischung aus Folk, Geometrie, natürlichen und abstrakten Stilen. Ich versuche sehr detaillierte Illustrationen zu schaffen, die durch viele handgezeichnete Muster und Linien entstehen. Die Malerin Dulari Devi aus Ost-Indien beeinflusst mich sehr. Sie hat eine interessante Lebensgeschichte und wunderschöne Arbeiten. Ich liebe ihr Gespür für Muster. Ich sah ihre Arbeiten das erste Mal im Denver Museum of Art. Sie ist eine der wenigen Künstlerinnen, mit denen ich mich wirklich verbunden fühle. Mir wurde auch öfter schon gesagt, dass meine Illustrationen sich friedlich anfühlen. Diese Idee mag ich sehr.
Was möchtest du mit deiner Kunst ausdrücken? Hast du eine Botschaft?
Ich hoffe, dass die Menschen, wenn sie meine Kunst sehen, ein Gefühl der Verbundenheit spüren. Ich möchte meine Wertschätzung für die Natur zeigen, indem ich mein ganzes Herz und Bemühen in die Zeichnung stecke. So wie ein Holzschnitzer sein Handwerk perfektioniert, möchte ich in der Schaffung meiner eigenen Arbeiten wirklich gut werden und mich auch bei den kleinsten Details fordern.
Was für spezielle Arbeitsutensilien verwendest du für deine Illustrationen?
Fineliner! Ich verwende Fineliner (meistens von der Marke Pigma) für all meine Arbeiten. Meistens nehme ich Fineliner mit 0,5 oder 0,8 Durchmesser. Bei einem größeren Werk male ich meine Formen ganz leicht mit einem Stift vor, bevor ich mit dem Fineliner nachzeichne. Ich mache auch all meine Muster mit Fineliner. In meinen gemalten Bildern nehme ich zusätzlich Wasserfarbe und Tusche um mehr Tiefe zu schaffen. Wenn ich digital arbeite, zeichne ich alle Illustrationen mit Fineliner, scanne sie ein und arbeite dann im Photoshop mit Farbe. Ich verwende gerne Photoshop, da man so leicht mit Farben spielen und mit verschiedenen Farbpaletten experimentieren kann.
Die ganzen kleinen Details und Muster deiner Arbeit, lassen vermuten, dass du sehr geduldig bist. Stimmt das?
Haha. Ich denke in gewisser Weise kann ich geduldig sein. Bei meinen Illustrationen bin ich definitiv geduldig, denn es kann ein sehr zeitintensiver Prozess sein, der sehr viel Fokus verlangt. Es ist alles per Hand gezeichnet und so muss ich meinem Bauchgefühl vertrauen und es einfach machen. Ich genieße den Schaffungsprozess, da es für mich fast eine Form der Meditation ist. Manchmal zähle ich jede einzelne Line. All die kleinen Details und Muster zu malen ist mein liebster Part in dem Prozess und ich fordere mich