Dank dem Women’s Bike Camp am Reschensee bin ich nun auch mit dem MTB-Virus infiziert

In den Bergen wie am Meer bin ich glücklich! Deshalb versuche ich so viel Zeit wie möglich in der Natur zu verbringen. Im Winter kann ich mein Verlangen nach Action, Reisen und Natur mit Snowboarden sehr gut stillen, im Sommer ging ich es neben meinen Surftrips bisher immer entspannter an und war oft wandern. Doch mir fehlte dabei das Adrenalin und immer mehr Freunde von mir kommen voller Stoke von ihren Mountainbike Touren zurück. Die ersten paar Versuche, bei denen ich meinem Freund auf „einfachen“ Trails hinterher zuckelte, brachten mich eher an einen Nervenzusammenbruch als an ein Glücksgefühl. Ich war nur glücklich heil wieder unten angekommen zu sein. Bei Steinen und Wurzeln wurde ich nervös, hatte kaum Kontrolle über das Bike und war in jeder Kurve verkrampft…. Biken ist wohl einfach nicht so mein Ding – dachte ich.

Insgeheim konnte ich aber durchaus verstehen, dass es Spaß macht auf einem Bike durch die schöne Natur zu heizen, seine Grenzen dabei immer neu auszutesten und mit Freunden neue Gegenden erkunden. Also gab ich dem Mountainbiken diesen Sommer noch eine Chance und fuhr auf das Women’s Bike Camp an den Reschenpass. Ich hatte viel Gutes darüber gehört, wollte von der Pike auf die Fahrtechnik lernen und mit Gleichgesinnten meine Unsicherheiten überwinden.

Women’s Bike Camp Reschenpass

Das Women’s Bike Camp fand vier Tage lang am malerischen Reschensee in Südtirol statt. Neben Bike-Guiding gab es eine Test-Arena mit Fahrrädern, Protektoren, Klamotten und Accessoires zum kostenlosen testen, ein Zelt mit Verpflegung, interessante Workshops und die Unterbringung in einem modernen, gemütlichen Sporthotel.

Bei meiner Ankunft war ich erstaunt wie groß das Camp ist, denn mit 94 Teilnehmerinnen, zahlreichen Guides und der Test-Arena war der Ort Reschen fest in Frauenhand. Die Guides waren Profi-Bikerinnen wie Ines Thoma oder Annika Jeschke, sowie ausgebildete und motivierte Mountainbikerinnen. Unterteilt in vier Schwierigkeitslevel konnte man sich die entsprechende Gruppe aussuchen. In meiner Gruppe 1 waren insgesamt 16 Frauen fast jeden Alters. Wir bekamen ein kurzes Intro über unsere Bikes und ein Grund Set-up bevor wir zum Fahrtraining auf den Parkplatz übergingen. Wir lernten die Grundposition, Aktivposition, kontrolliertes Bremsen und Kurven-fahren…  Und tatsächlich fühlte ich mich Minute zu Minute wohler auf dem Bike.

Nach dem Fahrtraining fanden in der Test-Arena Workshops statt und es gab eine Yogastunde auf der Dachterrasse des Hotels. Mit Blick auf den See konnte man den Tag perfekt ausklingen lassen… doch er war noch lange nicht vorbei: Ein leckeres 4-Gänge Menü und eine Talkrunde mit Profi-Fahrerin Ines Thoma standen noch auf dem Programm.

Der nächste Tag startete für einige Wenige um 6 Uhr morgens mit einer Pranayama Session auf der Dachterrasse, bevor es entspannt um 9.30 Uhr Richtung Trails ging. Wir wagten uns auf den Haider Alm Flow Trail, einen der einfachsten Trails der Gegend. Bei den etwas anspruchsvolleren Kurven lotsten uns die Guides mit hilfreichen Tipps und viel Motivation einzeln durch, so dass fast jede den Trail ganz durchfuhr. Das hatte auch den Vorteil, dass man zwischendurch durchatmen und bei den anderen zuschauen konnte – und so einiges lernte. Zum Beispiel immer Richtung Kurven-Ende zu blicken, die Arme angewinkelt zu halten und die Ellbogen nach außen zu klappen. So wurde ich von Kurve zu Kurve sicherer und spürte langsam, wie ich mein Rad kontrollieren kann. Auf die Art dauerte es zwar den ganzen Vormittag bis wir den Trail abfuhren, aber jede war glücklich über den entspannten Anfang und das steigende Selbstbewusstsein! Nach einer kurzen Mittagspause ging es für einige zurück auf den Trail und der Rest nahm an einem Erste-Hilfe-Kurs am Berg teil. Am Abend gab es neben kühlem Spritz ein leckeres BBQ am See und viele glückliche Gesichter. Die Stimmung bei dem Camp war durchgehend locker und kameradschaftlich, vielleicht sorgte die bunte Mischung der Teilnehmerinnen, die zwischen Anfang Zwanzig und Mitte 50 Jahre alt waren, für diesen guten Vibe. Aber auch die Guides trugen zu der guten Atmosphäre teil!

Das Level steigt

Tag drei – wir steigerten das Level weiter und fuhren Richtung Mutzkopf, wo unser Guide und Local Ludwig uns ein paar geheime Trails zeigte. Aber erst mussten wir ein paar Höhenmeter hoch treten! Zum Glück war dies aber ein Women’s Camp und wir belohnten unsere Mühen mit einer ausgiebigen Mittagspause samt Apfelstrudel und Kaffee-Klatsch! Mir gefällt, dass die Stimmung hier so entspannt ist! Die Trails, die uns Ludwig zeigte, waren für uns eine kleine Herausforderung, die aber alle dank den hilfreichen Tipps der Guides annahmen und schafften. Zeitweise fuhr ein Guide vor oder hinter mir und rief mir während den Kurven Tipps zu, da man auf so viel auf einmal achten muss (Arme, Ellbogen, Beine, Blick…) – das gab mir viel Sicherheit und Selbstvertrauen! Danke Elke! Langsam fing ich an wirklich Spaß bei der Sache zu haben und nicht nur froh zu sein, dass ich unversehrt wieder im Tal angekommen bin. Die Wurzelpassagen sind lustig und die engen Kurven auch nicht mehr so Angst-einflößend.   Es wurde ein langer Tag doch wir kamen rechtzeitig zur Abfahrt zum Abschlussabend an. Es ging in Dirndl und Lederhosn auf eine Berghütte, wo uns ein wunderschöner Sonnenuntergang und ein lustiger Partyabend erwartete. Über 100 ausgelassen Frauen, wissen wie man feiert und trotzdem am nächsten Tag fit ist!

Das Highlight: der letzte Trail

Am Sonntagmittag waren wir uns alle einig: Diesen Trail wären wir an den ersten beiden Tagen niemals runtergekommen! Doch dank den drei Tagen mit Fahrtraining und leichteren Trails, fühlten wir uns auch auf dem roten Trail halbwegs sicher und hatten vor allem auch Spaß dabei! Der Trail war schmäler und mit mehr Steinen und Northshores als die vorigen Abfahrten, aber mit den Tipps der Guides war das kein Problem. Stoked kamen wir zum Mittagessen noch mal alle im Hotel zusammen und konnten auf ein spannendes, Adrenalin-geladenes, aber gleichzeitig auch sehr entspanntes Wochenende zurückblicken. Schön war’s! Mille grazie!

Fahrtipps für den MTB-Einstieg:

Grundposition: Für die Grundpostion sind die Beine sind fast gestreckt, die Arme leicht gebeugt und die Ellbogen klappen nach außen. Das Kinn ist auf Höhe des Lenkers und der Blick geht weit voraus bzw. in den Kurven-Ausgang. Nur ein Finger ist an der Bremse, sodass du einen festen Halt hast. In dieser Position bist du zentral über dem Bike, hast du einen guten Überblick, sparst durch die gestreckten Beine Kraft und kannst mit den gebeugten Armen auf Unebenheiten reagieren.   Aktivpostion: Bei engen Kurven und steilerem Gelände wechselst du in die Aktivpostion. Die ist ähnlich wie die Grundposition, nur dass du in die Knie gehst, um den Schwerpunkt tiefer zu haben und noch besser auf Unebenheiten reagieren zu können.   Bremsen: Faustregel für’s Bremsen ist 70% vorne und 30% hinten zu bremsen – immer nur mit einem Finger am Bremshebel. So hat man bessere Kontrolle über das Fahrrad! Niemals ruckartig bremsen, sondern die Bremsen lieber ständig leicht schleifen lassen.   Kurven: Komme in die Aktivposition und mach dich auf dem Rad breit: die Knie schauen nach außen, der Blick geht nach vorne Richtung Kurven-Ende und der äußere Ellbogen zeigt nach außen. Gleichzeitig dreht sich der Oberkörper Richtung Kurven-Inneres und die Hüfte/Po kippen nach außen.

Women’s Bike’n Family Camp

11.-14. Juli in Saalbach Hinterglemm Du möchtest selber erste Erfahrungen auf Trails sammeln oder an deinen Skills feilen? Dann auf nach Saalbach Hinterglemm, dort findet vom 11-14. Juli das nächste Women’s Bike Camp statt und es gibt noch wenige freie Plätze. Saalbach Hinterglemm hat unzählige Trails für alle Level und dieses Camp eignet sich auch besonders gut für Anfängerinnen. Wer Kinder oder Mann etc. mitnehmen, möchte kann das gerne tun, aber vor allem alleinreisende Frauen sind willkommen! https://www.womensbikecamp.com/programm-saalbach-hinterglemm/