Interview mit der Designerin der Forty1Thirty-Kollektion

 

Zwischen Kunst und Funktion, Style und Performance: Susan Orford ist seit vielen Jahren Teil des Designteams von Endura und prägt mit ihrem Gespür für Ästhetik und Materialität das Gesicht der Marke entscheidend mit. Die Schottin aus Peebles vereint technisches Know-how mit einem feinen Sinn für Form, Farbe und Kultur – inspiriert von japanischem Design, Streetstyle und der Bike-Community.

Mit der neuen Forty1Thirty-Kollektion bringt sie frischen Wind in die Bike-Wear: eine Linie, die urbane Skate- und Bike-Kultur mit Funktion und Langlebigkeit verbindet.

Susan Orford

Hallo Susan! Du bist Produktdesignerin bei Endura. Ein Traumjob für viele Mountainbiker:innen – wie bist du dorthin gekommen?

Kreativität und Kunst waren schon in der Schule meine größten Stärken. Das hat mich zum Kunststudium geführt und anschließend zu Mode und Textildesign. Ich mochte die Verbindung aus Kreativität und dem technischen Aspekt des Kleidungsdesigns – deshalb zog es mich eher in den Bereich der funktionalen Sportbekleidung als in die klassische Modewelt.

Was hat deine Leidenschaft für Bekleidungsdesign ursprünglich geweckt – war es der Sport, Mode oder etwas ganz anderes?

Als Teenager habe ich meine eigene Kleidung entworfen und genäht – das war der Anfang. Ich liebte es, meine eigenen Schnitte zu kreieren und selbst über Farben und Stoffe zu entscheiden. Diese Freiheit, etwas wirklich Eigenes zu schaffen, war für mich unglaublich inspirierend.

Hast du dir schon immer vorgestellt, im Bereich Performance Wear zu arbeiten, oder kamst du ursprünglich eher aus der Mode- oder Lifestyle-Richtung?

Zunächst wollte ich tatsächlich in der Modebranche arbeiten. Nach dem Studium habe ich dann gezielt Firmen kontaktiert, die mich inspirierten – so bekam ich meinen ersten Job bei Nike in Hilversum, Niederlande. Ich liebte die Herausforderung, Performance-Bekleidung technisch zu entwickeln und ihr gleichzeitig ein stylishes Design zu verleihen.

Wer oder was hat deine Designphilosophie am meisten geprägt – Mentor:innen, Erfahrungen oder kulturelle Einflüsse?

Mich hat schon immer die japanische Kultur fasziniert. Früh in meiner Karriere haben mich Designer wie Issey Miyake und Comme des Garçons stark beeinflusst. Ich liebe diese Mischung aus zurückhaltenden Farben, natürlichen, hochwertigen Materialien und avantgardistischen Schnitten.

Lass uns über die Forty1Thirty-Kollektion sprechen, die ja besonders heraussticht. Was steckt dahinter – und was bedeutet sie dir persönlich?

Forty1Thirty ist in Zusammenarbeit mit zwei italienischen Designerinnen entstanden. Die beiden kommen aus der Skate- und BMX-Szene, haben in Glasgow studiert und später das Doyenne Collective gegründet. Sie entwerfen Mode, die kulturell relevant ist – für sich selbst, ihre Freund:innen und in Kooperation mit verschiedenen Marken. Ich habe sie angesprochen, um gemeinsam mit Endura eine kleine Kollektion zu entwickeln, die in der Skate- und Bike-Kultur verwurzelt ist, aber auch für ein breiteres Publikum funktioniert. Es war eine großartige Gelegenheit, neue Perspektiven einzubringen und Enduras Portfolio um eine Linie zu erweitern, die Style und Funktion auf moderne, urbane Weise vereint.

Was macht diese Kollektion für dich einzigartig – sowohl im Design als auch in der Funktionalität?

Die Kollektion vereint italienische Skate-Ästhetik mit der robusten, langlebigen Bauweise von Endura. Wir haben hochwertige Materialien verwendet – darunter Bio-Baumwolle und Wollanteile – und Details integriert, die fürs Radfahren relevant sind. Die Farbpalette ist so gestaltet, dass Kund:innen selbst kreativ werden können: Farben lassen sich frei kombinieren oder in den eigenen Stil integrieren.

Endura Forty1Thirty Kollektion
Endura Forty1Thirty Kollektion
Endura_Forty1Thirty

Woher kam die Inspiration für die Schnitte, Farben, Prints und das Gesamtkonzept der Kollektion?

Das Konzept ist eine Fusion aus Glasgower Streetstyle und italienischer Skate-Kultur. Der Fokus lag auf lockeren, oversized Schnitten – bequem und bewegungsfrei, perfekt für Tricks. Die Farben sollten mutig und selbstbewusst sein. Die Prints wiederum sind inspiriert von urbanem Verfall, also den Strukturen und Texturen der Stadt.

Hast du ein persönliches Lieblingsstück aus der Kollektion – und warum gerade dieses?

Mein Favorit ist die Forty1Thirty Vest. Ich liebe die Funktionalität der Materialien, besonders das gesteppte Innenfutter. Die großen Taschen sind super praktisch, und die Farbakzente machen das Teil einfach besonders.
Außerdem mag ich das Forty1Thirty Fleece sehr – durch den Wollanteil ist es perfekt für kalte Tage. Schlicht, stylisch und unglaublich vielseitig.

Wie sah die Zusammenarbeit mit dem Doyenne Collective konkret aus – welche Rolle hatten sie im kreativen Prozess?

Doyenne hat die Silhouetten entworfen und Ideen für Farben und Prints eingebracht. Ich habe anschließend gemeinsam mit ihnen daran gearbeitet, die Styles „bike-friendly“ zu machen und bei der Materialauswahl beraten.

Wie gelingt dir der Spagat zwischen Style und Funktion – besonders beim Design für Gravity- und Enduro-Fahrer:innen?

Funktion steht immer an erster Stelle. Jedes Design beginnt mit der Materialwahl – was muss das Gewebe leisten, welche technischen Eigenschaften sind entscheidend? Danach kommen Optik und Haptik. Auch die Linienführung spielt eine große Rolle: Sie soll funktional sein, aber auch den Körper gut betonen. Und mir ist die Konstruktion von innen nach außen wichtig – so einfach wie möglich, ohne zu übertechnisieren.

Zum Schluss: Wie ist deine persönliche Verbindung zum Biken – fährst du selbst, und beeinflusst das deine Arbeit?

Ich habe ein Gravelbike und bin in Schottland eher Schönwetterfahrerin (lacht). Meine eigenen Erfahrungen fließen ein, aber den größten Input bekomme ich aus der Bike-Community. Ich höre zu, was in Foren und Gruppen besprochen wird, besuche Events und recherchiere über verschiedene Medienkanäle. Das hilft mir, objektiv zu bleiben und meine Designs nicht nur an persönlichen Vorlieben auszurichten.

Hier findest du noch mehr Stories rund ums Mountainbiken:

Mountainbike Magazin Roots and Rocks

Roots & Rocks

Mountainbike Magazin 25

Roots & Rocks – sie fordern uns heraus, bringen uns zum Schwitzen, aber auch zum Strahlen, wenn wir über uns hinauswachsen. In dieser Ausgabe feiern wir naturbelassene Trails und steinige Geschichten:Wir erforschen die Wurzeln des Mountainbikens in Kalifornien, begleiten Samantha Soriano auf den Philippinen und Faranak im Iran.