Chloé Sillieres musste hart dafür kämpfen, ihren Traum vom Snowboarden weiterleben zu können

Man wächst an Herausforderungen. Auch an unerwünschten, oder besser gesagt: Besonders an unerwünschten. So wie an einem Kreuzbandriss zum Beispiel, der dafür sorgt, dass man ein ganzes Jahr lang nicht mehr das machen kann, was man liebt. Die Snowboarderin Chloé Sillieres musste ein Jahr lang dafür kämpfen, dass sie wieder zurück aufs Board und ihre Karriere als Profi-Snowboarderin fortsetzten konnte. Jetzt ist sie wieder zurück und weiß jeden Tag in den Bergen noch mehr zu schätzen. Zudem fand sie heraus auf was sie sich in Zukunft konzentrieren möchte…

Hi Chloé, du bist vor kurzem von deinem Yogalehrer Training zurückgekommen. Wie waren die drei Wochen? Möchtest du in Zukunft auch als Yogalehrerin arbeiten?

Diese drei Wochen waren… intensiv! Wir haben von 7 Uhr morgens bis 21 Uhr Yoga praktiziert und hatten nur sonntags frei. Aber es war wirklich toll und eine der besten Erfahrungen, die ich je gemacht habe! Ich habe das Teacher Training vor allem gemacht, um tiefer in meine eigene Praxis zu kommen und zum anderen, um besser zu verstehen wie der Körper funktioniert. Als wir während des Trainings eine Yogastunde leiten mussten, habe ich mich so wohl vor der Klasse gefühlt und es so genossen in der Lage zu sein den Tag von Jemandem zu verändern! Deshalb: Ja, ich werde Yogalehrerin!

 

Hast du dabei auch mehr über dich gelernt?

Ja, ich habe viel darüber gelernt wer ich bin. Das ist die Hauptfrage, die man sich während den drei Wochen tagtäglich stellt. Es ist keine einfache Frage und oft versuchen wir davor weg zu laufen, obwohl wir doch alles daran setzen sollten dies herauszufinden.

Wie würdest du dich selbst beschreiben?

Leidenschaftlich, zielstrebig und auch schrecklich perfektionistisch. Ich genieße was ich tue, aber ich versuche auch stets mein Bestes zu geben und immer besser und besser zu werden. Ich werde nicht aufhören, bevor ich nicht weiß, dass ich mein Bestes gegeben habe.

 

Seit wann spielt Yoga so eine wichtige Rolle in deinem Leben und was magst du an Yoga so?

Ich habe vor drei Jahren das erste Mal Yoga probiert und, um ehrlich zu sein, fand ich es am Anfang wirklich, wirklich schwer und habe es gehasst! Aber ich hab weiterhin geübt, da ich wusste, dass es meiner Snowboardkarriere helfen wird und schließlich fing ich an es zu mögen! Nach meiner Knieverletzung – ich hab mir im Januar 2017 das Kreuzband gerissen – wurde Yoga wirklich wichtig für mich und war ein sehr großer Teil meiner Reha.

 

Oh! Ein Kreuzbandriss ist ein schwerer Rückschlag… Wie ist es passiert?

Am Freitag, den 13. Januar (ja, bringt Unglück) bin ich auf einem World Cup ein paar Trainingsruns vor der Quali gefahren. Ich war gerade bei meinem letzten Run, es hat geschneit und ich war wirklich nervös und müde, da ich in der Woche zuvor krank war. Dann sprang ich den letzten Kicker und landete auf dem Knuckle. Ich hatte sofort starke Schmerzen und konnte nicht mal mehr gehen oder auch nur auf dem Bein stehen. Ich flog zurück nach Frankreich, machte ein MRT und die Diagnose war ein gerissenes Kreuzband und ein Meniskus Schaden. Es war wirklich schwer damit umzugehen, denn ich hatte noch nie eine schwere Verletzung und ich wusste, dass es ein langer Heilungsprozess sein wird. Zu wissen so lange nicht Snowboarden zu können, war schrecklich.

 

Es hat fast ein Jahr gedauert bist du wieder fit warst… Was hat dir geholfen durchzuhalten?

Meine Genesung hat viel länger gedauert als normalerweise, da ich auf Grund meines Meniskus Schadens zwei Monate lang auf Krücken gehen musste und ich so fast meine gesamte Beinmuskulatur verlor. Es dauerte acht Monate voller täglicher Besuche im Fitnessstudio, Schmerzen, Zweifel und Tränen, bis ich meine Muskeln wieder hatte! Aber all die harte Arbeit hat sich am Ende gelohnt und am 11. Januar 2018 stand ich, fast ein Jahr nach meiner Verletzung, wieder auf dem Snowboard. Was mich durchhalten ließ, war meine Leidenschaft fürs Snowboarden, die brennende Flamme in meinem Herzen, die das ganze Jahr über nach Schnee sucht. Ich habe wirklich das Gefühl von Kleinigkeiten, wie einen einfachen Turn zu fahren, vermisst, aber ich wusste für was ich arbeite und ich konnte nicht aufhören, bevor ich nicht wieder Snowboarden konnte.

Hat die Verletzung dich und deine Sicht aufs Snowboarden verändert?

Die Verletzung war ein Killer. Ich musste wirklich jeden Tag mein Bestes geben, um an den Punkt zu kommen, an dem ich jetzt bin (100% meiner Kraft zu haben). Vor der Verletzung hatte ich eine schwierige Zeit mit Contests, World Cup Teilnahmen und ich versuchte meinen Platz in der Snowboardwelt zu finden. Ein Jahr lang weg davon zu sein, gab mir die Möglichkeit in mich selbst hineinzuhören und herauszufinden, was ich wirklich möchte. Je weiter meine Genesung fortschritt, desto mehr realisierte ich, dass ich Wettbewerbe und das Adrenaline, das sie hervorrufen, liebe. Aber dass ich es noch mehr liebe einfach in den Bergen zu sein, Pow-Turns zu machen oder einfach über die Pisten zu Carven. Und im Leben allgemein hat mich die Verletzung gelehrt Geduld zu haben und jeden Tag für die kleinen Dinge dankbar zu sein.

 

Kannst du das Gefühl beschreiben als du das erste Mal wieder auf deinem Board standest?

Ich erfuhr an einem Montag, dass ich wieder Snowboarden könnte und fuhr am Mittwoch in die Berge. Diese zwei Nächte waren die schlimmsten in meinem Leben! Ich konnte einfach nicht schlafen! Und dann fuhr ich am Mittwochmorgen mit meinem Coach nach Meribel und stieg in meine Bindung. Ich weinte, alleine das Gefühl von Schnee unter meinen Füßen brachte mich zum Weinen. An dem Tag war ich definitiv der glücklichste Mensch auf dem Berg!

Ich liebe es einfach in den Bergen zu sein, Pow-turns zu fahren oder einfach über die Pisten zu carven.  

Du bist dann am Ende der Saison noch bei mehreren Banked Slaloms mit gefahren. Jeder liebt gerade Banked Slaloms – denkst du sie bringen wieder mehr Spaß ins Snowboarden?

Ich fuhr vor vier Jahren beim ersten Banked Slalom mit und es ist das Lustigste, das es im Snowboarden gibt! Was ich daran so mag ist, dass alle zusammen kommen! Vom 7-jährigen Kind bis zu Legenden wie Terje Håkonsenoder Nicolas Müller. Auf den Events herrscht immer ein toller Vibe, den man auf World Cups so niemals findet. Und ich denke, dass ist es, was alle so lieben! Es ist leicht die Regeln oder Punktevergabe zu verstehen und je nach Course kann es auch super lustig zum Zuschauen sein!

 

Du hast mit sieben Jahren angefangen zu Snowboarden und warst von Anfang an erfolgreich bei Contests. Was motiviert dich und was gibt dir Snowboarden?

Ja, ich begann mit sieben mit meinem Vater zu Snowboarden, da ich Skifahren hasste! Und ich liebte es vom ersten Tag an! Ich liebe es draußen in den Bergen zu sein, das Gefühl von Freiheit! Es gab noch keinen Tag, an dem ich Snowboarden war und nicht glücklich war. Ich liebe es einfach. Und dank Snowboarden führe ich das beste Leben! Ich reise um die Welt, entdecke neue Orte, treffe Menschen… Das ist der Stoff, aus dem meine Träume gemacht sind und ich kann dankbar sagen, dass ich meinen Traum lebe.

 

Du hast inzwischen deine eigene Coaching Struktur. Wer ist dein Coach und warum trainierst du nicht gemeinsam mit dem Französischen National Team?

Mein Coach ist Michael David, er ist auch Snowboarder und fuhr früher Boardercross. Wir arbeiten jetzt schon seit vier Jahren zusammen und es funktioniert super gut! Wir sind beide sehr leidenschaftliche Snowboarder und ich denke, das ist der Grund, warum es so gut läuft. Wir lieben es unsere Geschichten zu teilen, neue Orte zum Riden zu finden und versuchen uns ständig herauszufordern! Aber hauptsächlich fahren wir Snowboard. Wir reisen nicht das ganze Jahr Slopestyle Events hinterher, Australien, Neuseeland, Stubai und so weiter… Wir versuchen stattdessen alles zu machen: Backcountry, Banked Slaloms, Freestyle Contests… Ich schätze, das unterscheidet unseren Trainingsplan vom National Team.

Wie wichtig ist dir ein gesunder Lebensstil und Ernährung? Hast du eine bestimmte Ernährungsweise?

Gesundes Leben, gesundes Essen, gesunder Körper – das ist mein tägliches Mantra. Ich muss gesund sein, um das Leben führen zu können, das ich lebe. Wenn du nicht gesund bist, wie soll der Körper dann die achtmonatige Wintersaison durchhalten? Jeden Tag Snowboarden und dumme Dinge tun, die dich womöglich umbringen könnten? Es ist unmöglich. Ich habe keine spezielle Ernährungsweise, ich esse einfach kein Fleisch (weil ich es nicht mag). Ich liebe Essen, aber ich versuche bewusst zu essen und herauszufinden was mein Körper braucht und mag, damit er sein volles Potential ausschöpfen kann! Aber meine Schokolade teile ich nicht ;)!

Was sind deine Pläne für die Saison 18/19?

Meine Pläne für nächsten Winter sind so viele Banked Slaloms wie möglich zu fahren, denn ich liebe sie einfach. Außerdem mag ich an ein paar World Cups teilnehmen, um das Adrenalin hoch zu halten und ein allgemeines Ziel zu verfolgen. Mick und ich planen einen Event namens „Kontum Snowboard“ zu veranstalten. Es ist ein alter Event, der einst von Serge Vitelli ins Leben gerufen wurde. Wir versuchen den Event wieder aufleben zu lassen –also wenn du nächsten Winter nach einem guten Banked Slalom suchst, komm zum „Kontum“! Außerdem möchte ich noch mein eigenen Event mit Yoga und Snowboarden (vielleicht Splitboarden) zu machen.