Protect our winters Austria – schütze unseren geliebten Winter!
Überwältigende Probleme, wie der Klimawandel, lassen uns häufig ohnmächtig und hilflos fühlen. Was kann ich als Einzelperson schon ausrichten? Viel! Wie viel, zeigt Pro-Snowboarder Jeremy Jones, der die Umweltorganisation Protect Our Winters, kurz POW gegründet hat. Zwar kann er allein nicht viel erreichen, aber mit der Community, die sich durch POW gebildet hat, verschafft er dem Outdoor-Sport im Klimaschutz eine Stimme, die gehört wird. Auch in Europa gibt es POW-Chapter, die sich für den Klimaschutz einsetzen. Gemeinsam mit Gleichgesinnten kämpft auch Jenny aus Österreich für den Erhalt des Winters.
Hi Jenny, du engagierst dich bei POW Austria für den Umweltschutz. Was genau sind deine Aufgaben bei POW?
Meine Hauptaufgabe ist die Leitung der Creative Alliance in Österreich. Da die gesamte Alliance aus Freiwilligen besteht, ist hier gutes Ressourcen Management gefragt. Alle sind immer motiviert, POW zu unterstützen, aber haben oft nur begrenzte Zeit im Alltag. Jedoch finden wir immer Wege den nächsten Blogbeitrag zu schreiben, Kampagnen-Ideen auszuarbeiten und umzusetzen und unser Social-Media-Team zu unterstützen. Neben diesen alltäglichen Aufgaben geht es bei mir aber vor allem, um die Weiterentwicklung der Creative Alliance sowie kreative Partner zu finden, die uns auf unserem Weg unterstützen.
Was motiviert dich, deine Zeit und Ressourcen für den Umweltschutz einzusetzen und welche Rolle spielt dabei Snowboarden/Outdoor-Sport?
Ich bin in der Natur groß geworden und habe mich schon immer am liebsten draußen aufgehalten. Vor sechs Jahren bin ich dann meiner Leidenschaft, dem Snowboarden, in die österreichischen Berge gefolgt und war automatisch stärker mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen konfrontiert. Denn Snowboarden ohne Schnee geht einfach nicht. Wenn ich nur mal an die letzten sechs Jahre hier in Innsbruck zurückdenke, ist es extrem, wie stark sich das Wetter und die Bedingungen in dieser Zeit verändert haben. Immer längere Hitzewellen im Sommer, grauenhafte Zustände der Gletscher und vermehrt weniger Schnee im Winter. Zuschauen war für mich noch nie eine Option und deswegen habe ich nach einer Lösung gesucht, wie ich selbst meinen Teil zum Klimaschutz beitragen kann. So bin ich bei POW Austria gelandet.
Kannst du uns mehr über POW erzählen? Was ist das Ziel und wie geht ihr dabei vor?
Protect Our Winters ist die Initiative zum Schutz unserer Winter und wurde 2007 in den USA vom Profi-Snowboarder Jeremy Jones gestartet, der die Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Berge selbst miterlebt hat. Seitdem ist POW stark gewachsen und gibt es mittlerweile in neun Ländern in Europa, so auch in Österreich.
Der Wintersport spielt im Alpenraum, insbesondere in Österreich, eine große Rolle. Vor allem nimmt der Wintersport großen Einfluss auf die Wirtschaft, den Arbeitsmarkt sowie die Kultur und Lebensqualität. Österreich ist gleichermaßen stolz auf die verschneiten Winterlandschaften sowie abhängig davon. Viele Täler Österreichs wären ohne Tourismus, im Speziellen ohne Wintertourismus, gar nicht besiedelt und erst recht nicht überlebensfähig. Mittlerweile ist der Wintertourismus weitaus mehr als „nur“ die Wintersportindustrie, denn durch Innovationen und neue Attraktionen hat sich ein breites, branchenübergreifendes Netzwerk gebildet, welches den Wintertourismus in Österreich am Leben hält. Berge, Winter, Skifahren und alles, was dazugehört, hat also mehr als nur Tradition in Österreich.
Um Weihnachten bleibt der Schnee schon lange meist aus, irgendwann kommt er dann doch – häufig in Form von extrem heftigen Schneefällen und oft gefolgt von sehr langen Trockenperioden. Diese Trockenperioden führen zu häufigeren und schlimmeren Waldbränden, nicht nur in Süditalien oder Griechenland, sondern auch bei uns. Im Sommer sind es die Überschwemmungen, die nach langen Trockenperioden und aufgrund verbauter Böden sowie regulierten und umgebauten Bächen und Flussläufen zu Katastrophen führen. Der Borkenkäfer und andere Schädlinge verbreiten sich aufgrund der höheren Temperaturen immer schneller und vernichten ganze Wälder. Der tauende Permafrost führt zu vermehrtem Steinschlag und Erdbeben und auch Wirbelstürme gehören bei uns in Österreich nicht mehr zu seltenen Naturereignissen. Diese Phänomene lassen eine eindeutige Tendenz zu: Die Jahre werden durchschnittlich immer wärmer und das Wetter immer extremer. Dieser Trend wird sich ohne entsprechende Maßnahmen definitiv fortsetzen.
Noch können aber zumindest einige Gletscher und Skigebiete und vor allem all die Jobs und Schicksale, die daran hängen, gerettet werden. Doch die Uhr tickt. Es muss also schnell gehen, wirklich schnell, denn je länger wir warten, desto schwieriger wird es. Genau deswegen gibt es “Protect Our Winters” (“POW”). Wir arbeiten mit allen Stakeholdern zusammen und versucht so, die Entscheidungsträger:innen aus der Politik von nachhaltigen Lösungsstrategien zu überzeugen und mutige, ambitionierte Gesetze zu verabschieden. Um so nicht nur unsere liebsten Hobbys zu retten, sondern auch unsere Jobs und unsere hohe Lebensqualität im Allgemeinen.
Welche Projekte hast du schon durchgeführt/mitgemacht?
Seit ich bei POW Austria bin, habe ich schon einige Male meine Position gewechselt: angefangen als Grafikerin, zum Program Manager und jetzt zum Creative Head Austria. So war ich in fast alles involviert, was in den letzten 1,5 Jahren bei POW Austria abgelaufen ist. Angefangen mit POW’s erster internationalen „Divest the Dirt“ Kampagne zum COP26 in Glasgow, über Klimastreik- und Clean-Up-Events, Überarbeitung der Corporate Identity für POW Europe, der Mitglieder-Kampagne „Team POW“ und jetzt unsere bis weit größte Kampagne „Tell your Story“, die aktuell läuft. Natürlich findet auch viel hinter den Kulissen statt, das kaum sichtbar ist. So arbeite ich auch aktiv an neuen Partnerschaften, internen Umstrukturierungen und maßgeblichen Zielsetzungen für POW in der Zukunft mit. Denn anders als bei großen Unternehmen, wo jeder seine genaue Job-Beschreibung hat, wird bei uns jeder überall aktiv, wo er seine Zeit investieren kann. Das macht es auch so besonders, weil man mit Menschen, mittlerweile Freund:innen, zusammen ein Ziel verfolgt.
Nichts zu machen, lässt einen oft ohnmächtig fühlen – wie hat sich deine Gefühlslage bezüglich des Klimawandels verändert, seit du selbst aktiv dagegen etwas unternimmst?
Puh, um ehrlich zu sein, oft ist es sehr frustrierend. Es ist ein Mix aus Euphorie und Frust – je nachdem, was gerade in der Welt passiert. Da ich jetzt noch viel näher dran bin und ein maßgebliches Interesse an Erfolgen von etwa Gesetzesänderung habe, ist es oft eine Achterbahn der Gefühle. Das Gute ist allerdings jetzt, dass ich nicht mehr allein damit bin. Jetzt habe ich Gleichgesinnte hinter mir, die mir immer wieder den Rücken stärken, mich ermutigen weiterzumachen und wissen, wie es ist „sich machtlos“ zu fühlen. Außerdem ist es oft sehr inspirierend, wenn wir zusammensitzen. Selbst, wenn man gefrustet in einen Call geht, kommt man oft inspiriert und voller Tatendrang wieder raus. Eine Community, wie die von POW Austria um mich zu haben, hilft das „Ohnmacht-Gefühl“ in Tatendrang umzusetzen.
Was kann eine Organisation wie POW erreichen und warum ist es wichtig, nicht nur als Einzelperson zu agieren?
Wie ich gerade schon beschrieben habe, ist das Gefühl einer Community, die einem den Rücken stärkt, wirklich ein riesengroßer Gewinn. Aber auch die verschiedenen Sichtweisen, wie man „Probleme“ betrachtet, führen immer zu neuen Ideen.
POW verbindet, gibt uns eine Möglichkeit gemeinsam gegen den Klimawandel vorzugehen und uns weniger hilflos und nutzlos zu fühlen. Aber vor allem schafft eine Community es, sich Gehört zu verschaffen, mehr Druck auf unsere Regierung oder Wirtschaft auszuüben und wirklich etwas zu verändern.
Wie ist die Stimmung auf Aktionen und was kannst du daraus selbst für dich mitnehmen?
Das Schöne bei POW ist die Art und Weise, wie wir kommunizieren wollen. Es geht nicht darum, mitdem Finger auf einzelne Menschen zu zeigen und sie für etwas zu beschuldigen, wofür eigentlich die Industrie, Wirtschaft oder die Gesetze verantwortlich gemacht werden sollten. Jeremy Jones lebt uns eine Art der Kommunikation vor, die ich sehr beeindruckend finde. Es geht darum, zuzuhören und eine gemeinsame Eben zu finden, auf der man kommunizieren kann. Wir sollen mit gutem Beispiel vorangehen und andere dazu inspirieren, es uns gleichzutun. Natürlich gibt es auch manche Momente, in denen es angebracht ist, die Schuldigen zu bekennen. Wie, dass die Regierung Österreichs schuld ist, dass wir seit fast zwei Jahren kein gültiges Klimaschutzgesetz haben. Aber das liegt nicht auf den Schultern eines Einzelnen, sondern auf der gesamten Regierung.
Welche Maßnahmen/Projekte stehen als Nächstes an?
Wie gerade schon angesprochen hat Österreich seit knapp zwei Jahren kein gültiges Klimaschutzgesetz mehr, was für uns ein totales NO-GO ist. Angesichts dessen hatten wir im letzten Jahr schon einen offenen Brief zusammen mit über 300 Unternehmen aus dem Outdoor-Sport an die Bundesministerin für Klimaschutz Leonore Gewessler überreicht, was jedoch noch zu keinem neuen Gesetz geführt hat. Deswegen werden wir weiterhin Druck auf die Regierung ausüben, bis ein aktives Gesetz in Kraft tritt.
Des Weiteren haben wir gerade unsere bis jetzt größte Kampagne „Tell your Story“ veröffentlicht, die über Klimawandel und dessen Auswirkungen in verschiedene Bereichen wie Wirtschaft, Wintertourismus, Landwirtschaft und Bergsport-Community in Österreich aufklärt und aufrufen soll, persönliche Erlebnisse mit dem Klimawandel zu teilen.
Wie kann man selbst bei POW aktiv werden? Was wären die ersten Schritte?
Das ist ganz einfach, melde dich einfach bei uns. Jedes Chapter, egal in welchem Land, freut sich über jede neue Snowflake. So nennen wir unsere aktiven Volunteers. Wenn du mir zu POW Austria folgen willst, schreib mir einfach direkt eine Mail an Jenny@protectourwinter.at und schneller, als du denkst, bist du schon an Bord.
Natürlich gibt es auch die passivere Möglichkeit uns zu unterstützen, denn wir finanzieren uns durch Spenden. Auf unserer Website (www.Protectourwinters.at) kannst du uns unter „Werde Mitglied“ mit einem Mindestbeitrag von 30 € im Jahr bei unserer Arbeit unterstützen.
Beyond the Wihte horizon
Der Winter zeigt uns, wie magisch Veränderung sein kann: Berge, die du im Sommer kanntest, sind wie verwandelt und hinter dem nächsten Gipfel wartet schon ein neues Abenteuer. Alles ist möglich und das macht den Winter so magisch. In dieser Ausgabe drehen sich die Storys natürlich wie immer über mutige Frauen. Es geht um Sanftheit, Heimat, Abenteuer und Gemeinschaft. Um Surfen im Schnee und auf Wasser – und weil auch wir nicht stehen bleiben, gibt es Golden Ride ab sofort auch auf Englisch!