Für mehr Genuss und Sicherheit bei deinen nächsten Splitboard-Abenteuern
Deine Finger sind taub und lassen sich nur noch langsam bewegen, du spürst deinen Herzschlag im Brustkorb pulsieren und bist nass geschwitzt. Erst mal stehen bleiben, um wieder zu Atem zu kommen. Langsam beruhigt sich dein Puls und du kannst das Panorama in Ruhe wahrnehmen. Oben auf dem Gipfel blickst du tief in die Alpen und in unzählige Täler über die weiße Winterlandschaft. Die Anstrengungen auf den Hunderten von Höhenmetern, die du auf deinem Splitboard zurückgelegt hast, sind vergessen: Du genießt den Ausblick, bist stolz auf dich und deine Leistung und freust dich zusammen mit deinen Freund:innen auf die Abfahrt. Für solche Glücksgefühle braucht man nicht viel: Schnee, Berge und ein Splitboard. Simple pleasures!
Hier geben wir Tipps für deine ersten Splitboard-Touren, damit du diese sicher genießen kannst.
Mentale Vorbereitung
Bevor du deine erste/nächste Splitboard-Tour planst, solltest du dich mental darauf einstellen. Denn beim Splitboarden verbringst du 90 % deiner Zeit mit dem Aufstieg, die Abfahrt ist nur der kleinste Teil. Freue dich also nicht nur auf den (Powder-)Run, sondern freunde dich auch mit dem anstrengenden Teil, dem Hochgehen, an. Der Aufstieg ist das, was Splitboarden ausmacht: Du bist in der Natur, kannst dich auspowern und wenn du deinen richtigen Rhythmus findest, ist es fast wie eine Art Meditation. Du lässt die Sorgen des Alltags hinter dir und läufst im Hier und Jetzt durch eine wunderschöne Winterlandschaft… Die Abfahrt ist dann nur das Sahnestückchen.
Planung der Splitboard-Tour
Bevor du mit langen Schritten über den Schnee gleiten kannst, stellt sich aber erst die Frage: Wann, wo und mit wem? Behalte am besten den ganzen Winter über die Schneelage im Auge, so bekommst du ein Gespür dafür, wann solide Bedingungen für eine Splitboard-Tour herrschen. Taste dich langsam heran und beginne erst mal mit wenigen Höhenmetern und sammle so viel Erfahrungen wie möglich. Mache für deine ersten Splitboard-Touren am besten einen Kurs oder halte dich an deine erfahrenen Freund:innen. Sei dir bewusst, dass wenn du mit dem Splitboarden anfängst, du bereits sicher auf dem Snowboard sein solltest.
Selbstverständlich musst du deine Splitboard-Tour an das Wetter, die Schneelage und die aktuelle Lawinensituation anpassen. Welche Lawinenwarnstufe herrscht? Welche Touren sind möglich? Wenn du eine Splitboard-Tour abseits des Skigebiets planst, sind regelmäßige Lawinensicherheits-Trainings sowie ein sicherer Umgang mit LVS-Gerät, Sonde und Schaufel Grundvoraussetzung.
Tourenvorschläge findest du in zahlreichen Online-Portalen, die nach Höhenmetern und Schwierigkeitsstufe eingeteilt sind. Wer lieber etwas abseits der Massen unterwegs ist, kann mit topografischen Karten selbst eine Tour planen – wenn man sich gut orientieren kann und das nötige Wissen rund um Lawinensicherheit mitbringt.
Mit wem möchtest du die Tour gehen? Seid ihr eine Gruppe von Neulingen oder ist ein:e erfahrene:r Tourengeher:in dabei? Welche Erwartungen habt ihr an die Tour? Und: ist das Fitness-Level und die Risikobereitschaft ähnlich? Ganz wichtig: Gehe niemals allein, denn wenn dir etwas zustößt, kann dir niemand helfen! Außerdem ist es sinnvoll, jemand „Daheim-Gebliebenen“ über deine Tour mit Zeitplan zu informieren.
Richtig Packen
Einmal abseits der ausgetretenen Pfade musst du auf alle Situationen vorbereitet sein. Du willst nicht zu wenig, aber auf keinen Fall zu viel dabeihaben. Packe deinen Tourenrucksack am besten vor der Tour einmal, um zu testen, ob alles bei der Abfahrt hineinpasst. Denn zusätzlich zu den Dingen, die du beim Anstieg dabeihast, kommen noch die Felle, Stöcke und Harscheisen bei der Abfahrt in den Rucksack. Allerdings kannst du einige Sachen aus dem Rucksack zur Abfahrt anziehen. Dort sollten alles sicher und bequem verstaut sein. Tipp: Ziehe die Felle schon daheim auf, dann vergisst du sie nicht und bist sofort bereit zum Losgehen. Achte bei deinen Fellen darauf, dass sie akkurat und fest auf der Base kleben, damit beim Hiken kein Schnee zwischen Felle und Split-Ski gelangt.
Packliste für deine Splitboard-Tour:
• LVS-Gerät (am Körper), Schaufel, Sonde, Ersatzbatterien für das LVS
• Felle und Stöcke, Harscheisen
• Helm und Goggle
• Mittagessen, Snacks, Riegel und ausreichend Wasser
(lieber etwas mehr einplanen)
• Wechselbekleidung sowie eine Shell-Jacke für Pausen, Wetterumschwung und Abfahrt
• Dünne Handschuhe für den Aufstieg, warme Handschuhe für die Abfahrt
• Sonnenbrille, Sonnencreme, Hut
• Handy und ggf. GPS-Gerät (und für den Notfall auch Karte und Kompass)
• Powerbank fürs Handy – der Akku wird in der Kälte schneller leer
• Erste-Hilfe-Set inkl. Wärmedecke für den Notfall
• Leatherman oder Multitool
Hier findest du mehr Infos zur Splitboard-Ausrüstung: Know-how Splitboard Ausrüstung
Der Aufstieg
Bevor es losgeht, überprüfst du am besten mit der gesamten Gruppe das Material am Parkplatz. Haben alle ihr LVS eingeschaltet? Sind alle Batterien voll? Haben alle die gesamte Ausrüstung dabei? Gut – dann kann es los gehen.
Teile deine Energie gut ein und gehe in deinem Tempo. Finde deinen Rhythmus und versuche ihn beizubehalten. Konzentriere dich auf deine Atmung und genieße die Umgebung. Halte genug Abstand zu deinen Freund:innen ein, wenn die Situation dies erfordert! Achte beim Gehen auf eine gute Körperhaltung: Der Oberkörper bleibt gerade – lehne dich (vor allem in steileren Stücken) nicht nach vorn! Verteile dein Gewicht gleichmäßig auf den Brettern.
Wichtig: Gleite mit den Beinen nach vorn, anstatt sie hochzuheben, so verschwendest du keine unnötige Energie. Auch die Wahl der Aufstiegsroute ist wichtig! Wähle immer die flachere Variante, falls aufgrund der Lage und Lawinensituation möglich, da sie kraftsparender ist.
Die Aufstiegspur
Die ideale Aufstiegsspur hat eine Steigung zwischen 15 und 20 Grad. Sobald es etwas steiler wird, nutze die Steighilfen an deiner Bindung, um leichter voranzukommen. Wähle deine Route so, dass du lawinengefährdete Stellen oder Senken, in denen Lawinen auslaufen könnten, weitläufig umgehst. Studiere das Gelände genau und beobachte auch während des Aufstieges: Hörst du Setzgeräusche? Siehst du bedenkliche Risse etc. in der Schneeschicht? Hinterfrage deine Routenwahl und kehre gegebenenfalls um, falls du ein schlechtes Bauchgefühl hast. Vertraue nicht blind auf andere Tourengeher:innen – oft haben diese weniger Plan als du!
Gipfelglück
Du hast es geschafft! Total verschwitzt, aber glücklich am Gipfel angekommen, solltest du als Erstes deinen feuchten Base Layer ausziehen und in deine trockenen Wechselklamotten schlüpfen. In einem warmen Mid Layer und ggf. Shell kannst du das Panorama genießen oder bei Wind und Wetter schnell dein Splitboard umbauen, um für die Abfahrt bereit zu sein.
Aus zwei mach eins
Da du das Abfellen und Zusammenbauen deines Splitboards schon mehrmals zu Hause geübt hast, kannst du dein Board jetzt auch trotz Eisklumpen, eisiger Hände und Müdigkeit umbauen. Es lohnt sich wirklich, die einzelnen Handgriffe in Ruhe und im Warmen zu üben, denn auf dem Gipfel muss es oft schnell gehen! Also suche dir einen flachen, windgeschützten Ort, um dein Board zusammenzubauen. Packe alles in deinen Rucksack und vergewissere dich, dass alles fest am Rucksack sitzt und dich bei der Abfahrt nicht stört oder gar verletzen kann.
Die Abfahrt
Nun folgt hoffentlich das Highlight deiner Splitboard-Tour: die Abfahrt! Mit etwas Glück wartet frischer Powder auf dich, vielleicht ist es aber auch Harsch oder fester Altschnee. Überprüfe am Gipfel nochmals deine Rountenwahl hinsichtlich Lawinengefahr. Fokussiere dich auf die Abfahrtsroute und spreche mit deiner Gruppe ab, an welchen lawinensicheren Punkten ihr aufeinander warten werdet. Je nach Hangneigung und Schneelage fahrt ihr jetzt nacheinander ab und wartet an den vereinbarten Treffpunkten. Verliere nicht die Orientierung und spreche dich mit deinen Freund:innen ab. Die neueren Splitboards fahren sich genauso gut wie normale Boards und es gibt sie in diversen Powder-Shapes, die bei der Abfahrt für noch mehr Spaß sorgen.
Zurück im tal
Nachdem du überglücklich wieder unten bist, solltest du zu Hause Bescheid geben, dass du wieder zurück bist. Packe daheim deine Felle sowie alle anderen Ausrüstungsteile aus und trockne sie, baue dein Board auseinander und entferne die Bindung, damit diese richtig trocknen kann. Überprüfe auch, ob deine Ausrüstung Schäden davon getragen hat, die du reparieren musst, sowie die Batterien deines LVS, damit der nächsten Tour keine Hindernisse im Weg stehen.
Hilfreiche Tipps:
Wie oben bereits erwähnt, ist es wichtig, die Beine beim Aufstieg nicht hochzuheben, sondern vorzuschieben. Am besten geht das, wenn man die Schrittlänge an die Steigung anpasst. Auf geraden oder flachen Strecken kann man recht lange Schritte machen und die Gleitphase nutzen. Wenn es steil wird, verkürzt man die Schrittlänge entsprechend, um möglichst energiesparend an das Ziel zu kommen.
Wichtig ist auch die richtige Belastung der Split-Ski! Versuche stets dein Gewicht auf die ganze Lauffläche des Skis zu verteilen. Verlagere dein Gewicht in steilen Passagen etwas nach hinten und benutze deine Steighilfen auf entsprechender Höhe (es gibt meist zwei verschiedene Winkel).
Beim Aufstieg dienen die Stöcke zur Unterstützung des Gleichgewichts und helfen dir, dich hochzudrücken (besonders in steileren Hängen). Die richtige Länge für die Stöcke findest du heraus, indem die Teller auf dem Schnee liegen und deine Arme mehr als 90 Grad angewinkelt sind. Greife nicht in die Schlaufen, denn bei einem Lawinenabgang sind die Stöcke wie ein Anker, wenn du nicht mehr aus den Schlaufen kommst. Beim Gehen werden die Stöcke gegenläufig zu den Split-Ski verwendet und sind auch bei den Spitzkehren eine wichtige Komponente.
Spitzkehren sind für viele Splitboarder:innen eine Hass-Liebe, aber mit etwas Übung sind sie halb so wild! Die Spitzkehre macht man, wenn man zur Richtungsänderung keine Kurve mehr gehen kann, weil es zu steil wird. In so steilem Gelände, in dem man nicht abrutschen darf, sorgen die Spitzkehren für Sicherheit. Daher ist es wichtig, dass du sie in jedem Gelände beherrschst. Übe sie vor deiner Tour in sicherer Umgebung, damit du sie dann auch in schwierigen Bedingungen einsetzen kannst. Beim Spitzkehren gehst du bis zu dem Punkt, an dem du die Richtung wechseln möchtest. Finde einen sicheren Stand und stabilisiere dich mit den Stöcken, dann verlagerst du dein Gewicht auf den Tal-Ski, bringst den bergseitigen Split-Ski nach vorne-oben und drehst ihn in die neue Richtung. Verlagere nun das Gewicht auf den bereits gedrehten Split-Ski, um den Zweiten nachzusetzen. Mit einem kurzen Kick der Ferse zeigt die Skispitze jetzt nach oben und kann leichter gedreht werden. Wichtig ist, dass du dabei aufrecht bleibst und das Gewicht auf der gesamten Boardlänge verteilst. Es erfordert etwas Übung, nimm dir daher die Zeit diese Technik zu lernen, damit du dich später in steilem Gelände nicht gestresst fühlst.
Und wenn du gerade beim Technik-üben bist: fahre auch mal „Ski“ mit deinen Split-Skis. Es gibt immer mal Passagen, bei denen es bergab geht und du halbwegs kontrolliert abfahren möchtest.
Behind the white horizon
Nach dem ersten Schneefall sind die Berge, die du noch vom Sommer kennst, kaum wiederzuerkennen und verwandeln sich täglich. Der Winter mag als ruhige Zeit gelten, doch in den Bergen ist alles ist im Fluss. Nichts bleibt wie es ist und alles kann sich über Nacht verändern. Alles ist möglich und das macht den Winter so magisch. In dieser Ausgabe drehen sich die Storys natürlich wie immer über mutige Frauen. Es geht um Sanftheit, Heimat, Abenteuer und Gemeinschaft. Um Surfen im Schnee und auf Wasser!