Sarahs Fotos entführen in eine andere Welt, unter das Wasser und unter die Wellen. Ihre märchenhaften Bilder fangen die Mystik und Kraft des Ozeans auf ganz neue Art und Weise ein. Aufgewachsen auf Big Island auf Hawaii, war das Meer schon immer ihr Element: Ob als Surferin, Langstreckenschwimmerin oder Wasserpolo-Spielerin – Sarah zog es schon immer ins Wasser.

Als sie mit 15 Jahren ihre erste Kamera bekam, begann sie rund um die Wasseroberfläche zu experimentieren und inzwischen ist sie sehr erfolgreich mit ihren träumerischen Wassershots. Den großen Durchbruch hatte Sarah, als sie mit der bekannten Surferin und Filmproduzentin Alison Teal für ihre Serie „Alisons Adventures“ arbeitete.

Hi Sarah, wie geht es dir?

Mir geht es gut, danke. Die letzte Woche hatten wir hier in Encinitas echt gute Wellen und viel Spaß im Wasser. Ich nehme mir immer Zeit zum Surfen, denn das ist es, was ich am liebsten tue – neben Fotografieren.

Wenn gute Wellen sind, gehst du dann Surfen oder Shooten?

Das kommt ganz auf die Bedingungen an und wer Zeit hat zum Fotografieren. Wenn ich daheim in Kalifornien oder Hawaii bin und die Leute, mit denen ich shooten möchte, keine Zeit haben, gehe ich surfen. Wenn die Wellen aber wirklich richtig, richtig gut sind, nutze ich das für meine Fotos. Das halbe Jahr bin ich am Reisen, um für Alisons Serie zu shooten und dann fokussiere ich mich auch ganz auf das Fotografieren.

Was machst du in Kalifornien?

Ich habe hier bis 2014 “Documentary und Filmproduction” studiert. Seitdem bin ich freie Fotografin und arbeite mit Alison an ihren Projekten.

Ihr wart die letzten Jahre viel gemeinsam für ihre Serie “Alison’s Adventures” unterwegs. Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?

Das ist eine lustige Geschichte. Ich hab vor einigen Jahren ein Interview gegeben, in dem ich auf die Frage nach meinem Traumjob antwortete, dass ich einen Wassersportler auf seinen Abenteuern begleiten und diese mit Fotos und Videos festhalten möchte. Das machte die Runde und sechs Monate später fand mich Alison. Zufälligerweise kommen wir von derselben Insel in Hawaii und es hat von Anfang an super zwischen uns gepasst. Statt mein Studium fertig zu machen, nahm ich mir ein Semester frei und reiste mit ihr um die Welt.

Hat dir diese Zusammenarbeit für deine Karriere geholfen?

Ja, auf jeden Fall. Wir haben uns gegenseitig sehr geholfen. Ich ihr mit meinen Fotos und Videos und sie in der Position der Produzentin mit einer Vision. Ich arbeite gerne mit Menschen, die eine Vision haben, die surfen, viel Zeit im Ozean verbringen und ihn schützen möchten. Alison möchte Kindern Einblicke in fremde Kulturen geben und dieses Projekt macht auch mir viel Spaß. Außerdem habe ich während der Zusammenarbeit mehr über mich gelernt und herausgefunden, was ich gerne fotografiere.

Was für Herausforderungen hattet ihr am Anfang zu meistern?

Als wir mit der Serie anfingen, lernten wir alles „learning by doing“. Wir waren nur zu zweit unterwegs. Bei einem Dreh in Neuseeland waren wir zum Beispiel mit einem Cowboy in den Bergen und ich musste fotografieren, filmen und den Ton machen. Wir hatten zwar einen groben Plan, aber Alison ist sehr spontan und so musste auch ich sehr flexibel sein und lernen mich schnell an neue Situationen, Menschen und Orte anzupassen – was mir Spaß macht. Wir sind ein tolles Team und haben in den letzten vier Jahren viel erlebt.

Was war euer letzter Trip?

Im letzten halben Jahr waren wir in Fiji, der Schweiz und in Australien. In der Schweiz waren wir in Verbier beim Snowboarden. Es war toll – eine ganz andere Welt und eine echte Herausforderung für mich, da ich zum ersten Mal im Schnee fotografiert habe – und dann mit einem schweren Rucksack den Berg hinunter zu fahren. Das letzte Mal stand ich mit 12 Jahren auf dem Snowboard…

Wie ist es mit Alison zusammen zu arbeiten? Ist es ein Job oder eher zwei Freundinnen beim Reisen?

Es macht Spaß! Aber um ehrlich zu sein, schaut es auf den Videos entspannter aus, als es tatsächlich ist. Wir trinken nicht entspannt Cocktails am Strand und machen dabei einen Instagram Post (lacht). Wir sind voll und ganz damit beschäftigt das Land und die Leute, mit denen wir zu tun haben, kennen zu lernen, die Locations zu checken und eine Story zu kreieren. Es geht nicht um uns, wie wir Spaß haben und bisschen Yoga machen… Es geht viel tiefer als das.

Du fotografierst hauptsächlich im oder unter Wasser. Wie kannst du das Shooting beeinflussen? Was sind die Herausforderungen?

Im Wasser kannst deine Umgebung nicht beeinflussen, du hast es nicht unter Kontrolle… Du musst auf die Wellen warten, bist von der Strömung abhängig usw. Was ich wirklich, wirklich gerne an Unterwasserfotografie mag ist, dass du in einer Art Schwerelosigkeit bist. Du kannst kopfüber, seitlich oder senkrecht sein – du floatest dahin. Man ist viel aktiver als bei der Fotografie an Land. Und ich liebe diese körperliche Herausforderung! Man muss voll da sein und sich an alle Gegebenheiten anpassen.

Welche Tipps hast du für angehende Surffotografen?

Die Ausrüstung ist verdammt wichtig! Du brauchst bequeme Bodyboard-Flossen… Die Leute denken immer, dass ich meine Luft ewig lange anhalte, aber wenn ich zum Beispiel ein Duckdive-Foto mache, halte ich die Luft nur eine Welle lang an… Ich tauche nur ein paar Sekunden vor dem Surfer ab. Ich trainiere nicht extra meine Luft für eine besonders lange Zeit anzuhalten, wie die Big-Wave Surfer.

Fotografierst du mit einer Schwimmbrille/Tauchermaske?

Das kommt auf die Bedingungen an. Wenn ich wie in Fiji große Wellen wie Cloudbreak fotografiere und nur über Wasser shoote, trage ich keine Brille. Das wäre meiner Meinung nach viel zu gefährlich, da Taucherbrillen die Optik etwas verzerren. Unterwasser trage ich aber schon oft Brillen, vor allem wenn ich für einen Job fotografiere.

Warst du beim Fotografieren schon mal in einer gefährlichen Situation?

Ich kenne meine körperlichen Limits ganz gut, deshalb passiert das nicht. Aber vor ein paar Jahren fotografierte ich in Bali, die Tide droppte super schnell und als ich zum Ausstieg paddelte, kam ich in eine starke Strömung. All meine Freunde und Surfer, die ich fotografierte, waren bereits an Land und konnten mir nicht mehr sagen, wohin ich paddeln soll. Ich versuchte gegen die Strömung anzukämpfen und hing vor dem Riff fest, wusste nicht was ich machen sollte. Ich bin fast ausgeflippt, dort ganz alleine festzuhängen, ohne Hilfe. Aber dann hab ich mich zusammengerissen, hab mich von der Strömung an Land spülen lassen und musste über das Riff und die Felsen zurück zu den anderen klettern. Aber seitdem habe ich viel gelernt, auch dass man Fragen stellen muss: Wo gehe ich rein und raus? Auf was muss ich achten? Trotzdem komme ich immer wieder in riskante Situationen. Mit einer Ausrüstung im Wert von 5.000$ rein und raus zu gehen, ist oft nicht so lustig. Ich werde auch oft gefragt, ob ich schon Haie beim fotografieren gesehen hab: Natürlich! Aber sie empfinde ich nicht als Gefahr.

Was bedeutet dir der Ozean?

Für mich bedeutet er alles! Er ist ein Ort, an dem ich spielen kann, Spaß habe und Erfahrungen mit anderen Menschen teilen kann.

Was hast du durch die Unterwasser-Fotografie für dich persönlich gelernt?

Was ich für mein tägliches Leben mitnehme ist, dass man mit dem Flow gehen muss. Wie bei der Geschichte mit der Strömung in Bali. Wenn ich weiterhin gegen die Strömung angekämpft hätte, oder ausgeflippt wäre, hätte sich meine Situation nur verschlimmert. Man muss sich manchen Situationen hingeben und anpassen. Man muss mit dem arbeiten, was der Ozean einem gibt. Das kann ich gut in mein Leben übertragen. Das ich nicht versuche Dinge zu erzwingen, das ich nicht überreagiere, sondern Situationen erst beobachte und dann hinein tauche.

Wie läuft es als Freelance Fotografin? Ich könnte mir vorstellen, dass du super viele Aufträge hast…

Ja und nein. In den letzten Jahren habe ich mich sehr auf Stockfotografie und einzelne Bildverkäufe von meinen Prints konzentriert, anstatt viele Aufträge anzunehmen. Ich liebe es für Aufträge zu fotografieren. Aber momentan teile ich meine Zeit zwischen den Reisen mit Alison und mit Bildverkäufen auf. Ich verbringe gern und viel Zeit mit Bildbearbeitung, Verschlagwortung für Bildagenturen, Archivierung etc. Deshalb mag ich auch Surffotografie so gerne, denn es schafft eine tolle Balance, zwischen aktiv im Wasser sein und eher passiv am Computer zu sitzen.

Du kannst dir aussuchen mit wem und wo das nächste Shooting machst… was wählst du?

Hm, da muss ich überlegen… ich denke gerade viel darüber nach, was ich gerne als nächstes machen würde, etwas das nicht von einer Idee von jemand anderem stammt. Ich würde gern mehrere kleine Inseln in der Karibik besuchen und dort die Unterwasserwelt erforschen. Aber ich weiß noch nicht mit wem…

Ist mit dem Lifestyle, den du jetzt führst ein Traum wahr geworden?

Ja, auf jeden Fall! Es gibt natürlich noch einiges, was ich umsetzen oder intensivieren möchte. Aber gerade jetzt tue ich genau das, was ich tun möchte. Ich kann meinen Tag frei gestalten, kann morgens früh aufstehen und surfen gehen, dann Fotos bearbeiten usw. und dann noch mal ins Wasser gehen.