DIE BIG WAVE SURFERIN AUS HAWAII

Nur wenige Big Wave Surferinnen schaffen den Sprung ins Rampenlicht – aber darum geht es ihnen auch nicht, denn ihnen geht es allein um das einzigartige Gefühl und den Adrenalinrausch, der durch ihre Adern strömt, wenn sie riesige Wellenberge hinab schießen. Doch diese mutigen Frauen, die ihre Träume verfolgen und Außergewöhnliches leisten haben unserer Meinung nach unsere Anerkennung und Respekt verdient. So auch Paige Alms. Die 27-Jährige wuchs auf Maui auf und lebt den Surflifestyle wie kaum jemand anderes. Surfen ist ihre treibende Kraft, ihre große Liebe. Paige gehört zu einer Hand voll Frauen, die Big Wave Surfen pushen, die angsteinflößensten und größten Wellen der Welt surfen ohne groß Aufmerksamkeit dafür zu bekommen. Doch das änderte sich an 22. Januar 2015, als sie als erste Frau eine Tube in Jaws surfte. Seit Jahren war es ihr Traum einmal eine Barrel an ihrem Lieblingsspot Pe’ahi (der hawaiianische Name für Jaws) zu surfen und mit der Erfüllung dieses Traums wurde sie auch gleichzeitig bei den Billabong XXL Awards für „Ride of the Year“ nominiert und stand schlagartig im Rampenlicht.

Die Regesseurin Devyn Boisson wurde auf Paige allerdings schon 2013 durch einen Artikel über Frauen Big Wave Surfen aufmerksam. Ihre Geschichte faszinierte sie so sehr, dass sie beschloß eine Doku über Paige zu drehen. „The Wave I Ride“ zeigt nicht nur wie Paige ihren Traum von Big Wave Surfen verfolgt, sondern soll vor allem auch andere Frauen dazu inspirieren ihre Leidenschaften auszuleben. Der Film erscheint dieses Frühjahr auf iTunes.

Aber zurück zu Paige: Ihre erste Big Wave Paddle Session hatte Paige mit 15 Jahren, als ihr Mentor Chris Vadervoort sie an einem großen Tag mit zu einem Outerreef vor Maui nahm. Seitdem wollte die junge Surferin immer öfter Big Waves surfen, denn an Contests verlor sie nach einigen Jahren den Spaß

Paige surfte neben Coco Ho, Alana Blanchard, Malia Manuel, Bethany Hamilton und Carissa Moore recht erfolgreich Contests und nahm an der ASP Qualifiyer Serie teil, doch auf Grund von fehlenden Sponsoren und oft schlechten Surf bei den Events, konzentrierte sie sich immer mehr auf’s Freesurfen und Big Wave surfen. Vor sechs Jahren paddelte sie dann das erste Mal nach Jaws raus. Seitdem jagt sie den großen Swells hinterher.

Hi Paige, ich bin schon gespannt auf die Doku über dich „The wave I ride“. Wann können wir sie sehen?

Vermutlich wird sie Anfang Mai auf iTunes erhältlich sein, danach auch auf Netflix usw…

Um was geht es in der Dokumentation, gibt es eine spezielle Botschaft?

Die Dokumentation ist im Grunde eine Zusammenfassung von meinem Leben und was ich jeden Tag dafür tue, um meine Träume zu verfolgen. Die Botschaft dahinter ist nicht wirklich „meine“, da sie von der Regiesseurin (Anm. d. Red Devyn Bisson) selbst kam. Ich denke, das Ziel ist es vor allem andere zu inspirieren ihre Leidenschaften zu verfolgen!

Um seine Träume zu verfolgen, braucht man gewisse Freiheiten. Wie wichtig ist dir Freiheit?

Freiheit kommt in vielen Formen und Größen ;). Ich glaube sie nimmt in meinem Lebensstil einen extrem großen Stellenwert ein.  Alles, was ich momentan tue, tue ich um die Freiheit zu habe den großen Swells hinterher zu jagen und das zu tun, was ich möchte. Ich mag es nicht an Verpflichtungen gekettet zu sein, für die ich keine Leidenschaft habe!

Für viele Menschen scheint es verrückt so riesige Wasserberge zu surfen… Was motiviert dich raus zupaddeln und diese Monsterwellen zu surfen?

Ich würde sagen der Hauptgrund ist das Gefühl, das ich bekomme, wenn ich große Wellen surfe – einfach draußen im Line-up zu sein, verletzbar und gleichzeitig darauf zu vertrauen, dass ich meine Ängste besiegen kann. Nichts gibt mir ein vergleichbares Erfolgsgefühl wie beim Big Wave Surfen!

Was macht an Big Wave Surfen so viel Spaß?

Dass man Berge von sich bewegendem Wasser surft! Wie cool ist es so im Einklang mit Mutter Natur zu sein und mit gleicher Geschwindigkeit zu gleiten!

Wie gehst du mit Angst um?

Indem ich darauf vertraue, dass ich alles in meiner Macht stehende dafür getan habe, um mich auf diese Momente, die mir eine Heidenangst einjagen, vorzubereiten. Ich weiß, dass ich hart trainiert habe, mental vorbereitet bin und ich habe volles Vertrauen in mein Equipment. Der nächste Schritt für mich wäre diese Angst-Grenzen zu überwinden, oder sie etwas zu erweitern. Seine Ängste zu besiegen ist ziemlich belebend!

Würdest du sagen, dass Big Wave Surfen gefährlich ist, oder kann man die Risiken wirklich abschätzen?

Jedes Mal wenn wir rauspaddeln, jedes Mal wenn wir eine große Welle Surfen begeben wir uns in Gefahr. Es ist auf jeden Fall ein gefährlicher Sport, daran gibt es keine Zweifel. Aber wenn man dies weiß und akzeptiert, lernt man wie man sicherer ist und wie man Dinge anders angehen kann. Risikomanagment ist der Schlüssel um richtige Entscheidungen zu treffen. Es sind die Leute, die keine Angst haben, um die ich mir Sorgen mache.

Kannst du deine Gefühle und die Stimmung im Line-up beschreiben?

Es ist jedes Mal anders. An manchen Tagen habe ich wirklich Angst und an manchen Tagen bin ich total selbstbewusst. Es hängt davon ab, wie sich mein Körper anfühlt und wie ich mich geistig fühle. Aber meistens bin ich überwiegend ruhig, aufgedreht sein ist nicht mein Style. Ich möchte kluge Entscheidungen treffen in was ich mich hinein werfe.

Wie fühlst du dich am Tag bevor ein großer Swell kommt? Hast du Rituale, um ruhig zu bleiben?

Normalerweise bin ich wirklich aufgeregt aber gleichzeitig auch wirklich nervös. Ich versuche einfach daheim zu chillen und gut zu essen.

 

Und wie fühlst du dich nach einer Big Wave Session?

Wenn ich gute Wellen hatte, bin ich ziemlich stoked! Ich fühle mich toll aber möchte auch mehr!

Wie bereitest du dich physisch und mental auf große Wellen vor?

Physisch trainiere ich viel im Gym und im Wasser. Ich denke das beste Training, um ein besserer Surfer zu werden ist Surfen… Punkt. Man kann nicht nur im Gym abgehen, ein Monat nicht surfen und denken, man könne raus gehen und gut surfen. Mit dem Ozean im Einklang zu sein ist das beste Training. Im Fitnessstuido trainieren wir viel Kraft, Beweglichkeit, Core, Ausdauer – alles, was meinen Körper stark und bereit macht alles auszuhalten und anzugehen!

Was war dein schlimmster Wipe-out und wie hast du dich davon wieder erholt?

Meinen schlimmsten Wipe-out hatte ich vor drei Jahren in Mexico und ich hatte eine ausgekugelte und gebrochene Schulter. Diese Verletzung ist bis heute die schlimmste, inklusive der Operation, die ich vor fünf Monaten hatte. Die Heilung war ein langer Prozess, aber dank der Arbeit mit meiner Trainerin Samantha Campbell von Deep Relief Maui und meinem Physiotherapist, konnte ich schneller wieder ins Wasser als erwartet.

Diesen Winter war die Wellen in Jaws etc. unglaublich… wie hast du El Nino bisher erlebt?

Es war bisher absolut verrückt! Swell, nach Swell, nach Swell. Ich kann mich nicht beschweren! Obwohl ich den Anfang wegen der Reha von meiner Schulter und einer verletzten Kniesehen verpasste, bin ich wieder zurück in der Action und liebe es!

Was bedeutet Surfen für dich?

Es ist meine größte Leidenschaft, ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn ich nicht surfen könnte.

Du bist eine sehr positive Person… woher bekommst du all die positive Energie?

Ich weiß nicht, ich denke das kommt wohl daher, dass mir beigebracht wurde, das alles zwei Seiten hat und man immer die Positive wählen soll! Negative zu sein bringt dich nicht weiter!

Wer inspiriert dich? Hast du Vorbilder?

Auf jeden Fall! Meine Mom, meine Freund und Familie, Bethany Hamilton, Greg Long, Ian Walsh, Keala Kennelly, Carissa Moore, Tom Curren, Serena Williams and Ronda Rousey :).

Ist es schwer die einzige Frau im Line-up zu sein? Wie behandeln dich die anderen Surfer?

Also heutzutage bin ich normalerweise nicht das einzige Mädel, aber ich hatte viele Sessions drauße in Jaws, bei denen ich es war. Ich kenne alle Jungs persönlich und sie haben mich schon immer sehr unterstützt.

Wie wichtig ist die Unterstützung von deiner Familie, Freunden und anderen Surfern?

Menschen 100% hinter mir zu haben, bedeutet, dass ich das Richtige tue, ohne ihre Unterstützung würde ich diesen Weg nicht weiter gehen wollen. Dein „Team“ zu haben, gibt dir so viel mehr Selbstvertrauen!

Für weibliche Big Wave Surfer ist es sehr schwierig von ihrer Leidenschaft zu leben. Warum gibt es deiner Meinung nach so wenig weibliche Big Wave Surfer und warum unterscheidet sich der Frauen Markt so sehr von dem von männlichen Big Wave Chargern?

Es surfen weniger Frauen als Männer, das wird sicherlich der Hauptgrund sein, weshalb es weniger Big Wave Surferinnen gibt. Ich verstehe nicht, warum der Markt nicht Frauen mehr unterstützt, denn ich glaube die Zielgruppe ist viel größer als bei den Männern. Frauen wollen inspiriert werden, selbst wenn man nicht surft… Wie kann ein Mädel auf einer 40ft Welle nicht inspirieren?? Ich beobachte einen große Veränderung in der Art wie die Medien Frauen surfen präsentieren, aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Und ich bin gestoked ein Teil von dieser Veränderung zu sein.

Deine Mutter reiste mit dir durch Australien, als du ein Kind warst. Hast du das Abenteurer-Gen von ihr? Wie findet sie es, dass du so große Wellen surfst?

Ich denke, meine meisten Eigenschaften habe ich von meiner Mutter, da sie mich großzog. Ich bin so dankbar, dass ich bei einer starken, eigenwilligen Frau aufwuchs, die mir beibrachte, alles zu verfolgen, was mir wichtig ist. Mir wurde gesagt, dass alles möglich ist. Also ja, das habe ich definitiv von ihr. Sie findet es ziemlich cool, dass ich jetzt das tue, was ich machen wollte seid ich ein kleines Kind war!

Wie war deine erste Session damals in Jaws?

Ich war mit 18 Jahren Tow-in Surfen, und ich glaube ich hatte vier oder fünf Wellen ohne zu stürzen. Ich erinnere mich, dass es mir so viel Spaß gemacht hat. Manchmal vermisse ich diese Tow Sessions.

Was für wichtige Lektionen hast der Ozean dir gelehrt?

Demut ist wahrscheinlich dir wichtigste Lektion.

Was für andere Interessen hast du?

Alles, was mit dem Ozean, Kunst, Surfboards, kochen und dem Garten zu tun hat 🙂