Zwei Frauen und ihr neues Kapitel in Australien
Follow the Sun: Der Traum vom Leben am Meer
Zwei Frauen, zwei Geschichten – und ein gemeinsamer Traum: ein freies, bewusstes Leben am Meer. Kerstin aus Wien und Lan aus Süddeutschland haben ihn sich erfüllt. Heute leben sie an der australischen Sunshine Coast, surfen fast täglich und inspirieren mit ihrer Arbeit andere Frauen, ihrem inneren Ruf zu folgen. Im Interview sprechen sie über ihre Heimat, das Auswandern nach Australien, ihr Leben am Meer, Surfen, Achtsamkeit und Female Empowerment.

Hallo ihr beiden. Könnt ihr euch bitte kurz gegenseitig vorstellen? Was schätzt ihr aneinander besonders?
Kerstin: Lan ist für mich pure Lebensfreude. Ihre ehrliche, herzliche Art und ihre Fähigkeit, Frauen zu inspirieren und zu bestärken, sind einfach besonders. Und natürlich liebe ich ihre Energie im Wasser – sie ist eine tolle Surferin und erinnert mich immer wieder daran, mutig zu sein.
Lan: Kerstin inspiriert mich auf so vielen Ebenen. Sie verkörpert für mich die perfekte Balance aus Abenteuerlust, der Neugier auf neue Erfahrungen und gleichzeitig einer tiefen Ruhe und Verlässlichkeit.
Ihr seid beide fern vom Ozean aufgewachsen und lebt nun an der Sunshine Coast in Australien. Könnt ihr uns bitte kurz von eurer Heimat erzählen und warum ihr ausgewandert seid? Und warum habt ihr Australien gewählt?
Kerstin: Ich bin in Österreich aufgewachsen, mitten in Wien, aber meine Seele hat sich schon immer nach Natur und dem Meer gesehnt. Nach meinem Schulabschluss habe ich meine Großtante in Australien besucht und mich unsterblich in dieses Land verliebt, die offenen Menschen und das Gefühl von Freiheit. Seitdem war es mein Traum, hier zu leben. 15 Jahre später haben mein Partner und ich diesen Traum Wirklichkeit werden lassen.
Lan: Ich komme ursprünglich aus Süddeutschland und habe nach meinem Studium bewusst die Nähe zum Meer gesucht. Mein Mann und ich hatten gerade mit dem Surfen und Kitesurfen begonnen, doch in Hamburg und mit kurzen Trips an die Nord- und Ostsee fühlte sich das nicht genug an. Also sind wir zunächst nach Fehmarn gezogen. Australien war ursprünglich nur als einjähriges Abenteuer gedacht, doch die Sunshine Coast hat uns nicht mehr losgelassen. Jetzt sind wir seit fünf Jahren hier – und es fühlt sich genau richtig an.
Leben an der Sunshine Coast: Sonne, Natur und Surf-Lifestyle
Wie ist das Leben an der Sunshine Coast? Warum seid ihr hier glücklicher als in Deutschland bzw. Österreich?
Kerstin: Ich glaube fest daran, dass Orte unser Wohlbefinden beeinflussen. Für mich fühlte sich Österreich oft zu eng an – zu wenig Raum für das Leben, das ich mir gewünscht habe. Hier an der Sunshine Coast sind die Menschen entspannter, es gibt eine tiefere Verbindung zur Natur und natürlich ist das Meer immer da. Die Möglichkeit, morgens surfen zu gehen und barfuß durchs Leben zu tanzen, macht für mich einen großen Unterschied.
Lan: Das Leben hier fühlt sich leichter an. Die Sonne scheint fast jeden Tag, das Meer ist direkt vor der Haustür, und die Menschen haben eine entspannte, offene Art. Ein Ort allein macht einen sicher nicht automatisch glücklich, aber er kann ein Umfeld schaffen, in dem man seine Leidenschaften frei leben kann – draußen in der Natur sein, surfen, einen gesunden Lifestyle pflegen. Hier kann ich genau das tun, was mich erfüllt.

Welche Herausforderungen habt ihr in eurem Leben als Auswanderer erlebt, sowohl logistisch als auch emotional?
Kerstin: Die größte Herausforderung war sicherlich, Familie und Freunde so weit weg zu wissen. Es hat auch eine Weile gedauert, ein echtes Zuhause zu finden – besonders, wenn es um tiefe Freundschaften ging. Aber seitdem wir in Noosa leben, haben wir eine wundervolle Community aufgebaut, die sich wie Familie anfühlt.
Lan: Die größte emotionale Herausforderung ist definitiv die Distanz zur Familie und zu alten Freunden. Australien ist einfach weit weg, und spontane Besuche gibt es nicht. Doch wenn wir uns sehen, dann intensiver und bewusster. Logistisch ist das Thema Einwanderung ein großes.
Jede/r muss hier seinen individuellen Weg gehen und Australien hat strenge Auflagen für eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung. Das kann herausfordernd sein, aber für uns war es den Weg wert.
Wie habt ihr euch kennengelernt und was hat euch von Anfang an verbunden?
Kerstin: Unsere Männer haben sich beim Surfen kennengelernt – und festgestellt, dass sie beide deutsch sprechen. Der Rest war Geschichte! Von da an haben wir immer mehr Zeit miteinander verbracht, ob im Wasser oder außerhalb. Uns verbindet die Liebe zum Meer, zur Bewegung und zu einem bewussten Leben.
Lan: Zwischen uns hat es dann direkt Klick gemacht, weil wir so viele Werte und Sichtweisen teilen – und das nicht nur in Bezug auf das Surfen.

Surfen und Achtsamkeit
Wann habt ihr angefangen zu surfen und warum spielt Surfen so eine wichtige Rolle in eurem Leben?
Kerstin: Ich stand das erste Mal mit 17 in Portugal auf einem Surfbrett – aber so richtig gelernt habe ich es hier an der Sunshine Coast. Surfen ist für mich viel mehr als nur ein Sport. Es ist eine Lehrerin, eine Therapie, eine Meditation in Bewegung. Es zeigt mir genau, wo ich innerlich stehe – ob ich festhalte oder loslassen kann, ob ich vertraue oder kämpfe. Gleichzeitig bringt es mich in den Moment und erinnert mich daran, dass das Leben im Flow am schönsten ist.
Lan: Das erste Mal stand ich 2006 in Südafrika auf einem Surfbrett, aber so richtig gepackt hat es mich erst später. Ab 2012 bin ich im Urlaub immer mal wieder gesurft, mein Fokus lag lange auf Kitesurfen. Richtig intensiv wurde es erst, als wir nach Australien gezogen sind. Das Meer hat mich schon immer fasziniert und im Wasser habe ich mich immer wohlgefühlt. Surfen ist für mich ist ein Lebensgefühl, eine tiefe Verbindung zur Natur und auch eine spirituelle Praxis. Die Zeit am Strand, die leuchtenden Gesichter nach einer guten Session, das Gemeinschaftsgefühl – all das bedeutet mir unglaublich viel.
Ihr beide beschäftigt euch auch beruflich mit Spiritualität, Achtsamkeit und Gesundheit. Was ist euch persönlich im Leben wichtig?
Kerstin: Meine Vision ist, durch meine Lebensweise die Welt ein Stück besser zu hinterlassen. Ich glaube, dass wir alle eine Verantwortung haben – für uns selbst, füreinander und für diesen Planeten.
Lan: Gesundheit – für uns selbst, für die Welt. Als Ärztin sehe ich täglich, wie kostbar Gesundheit ist und bin für jeden Tag dankbar, an dem sie uns geschenkt wird. Gleichzeitig ist Gesundheit ein aktiver Prozess – Achtsamkeit, Bewegung, bewusste Entscheidungen. Meine Vision ist es, Menschen dabei zu unterstützen, sich selbst und der Natur gegenüber jeden Tag gesündere Entscheidungen zu treffen.
Women of Water: Retreats für Frauen mit Tiefgang
Welche Vision verfolgt ihr mit Women of Water?
Kerstin: Unsere Vision ist, dass Frauen jeden Alters die Kraft in sich spüren, ihre Träume zu verwirklichen, Herausforderungen anzunehmen und sich selbst auf einer tiefen Ebene zu begegnen.
Lan: Women of Water ist für alle Frauen, die sich mit dem Meer und mit sich selbst verbinden möchten – unabhängig von Alter oder Erfahrung. Wir wollen einen Raum schaffen, in dem Frauen ihre Kraft entdecken, ihre innere Stimme hören und sich gegenseitig inspirieren.


Was möchtet ihr Frauen durch eure Retreats beibringen – nicht nur in Bezug auf das Surfen, sondern auch fürs Leben?
Kerstin: Wir wollen Frauen daran erinnern, wie kraftvoll sie sind. Dass sie so viel mehr können, als sie manchmal denken. Es geht darum, Vertrauen in sich selbst zu finden, Grenzen zu sprengen und gleichzeitig eine tiefe Verbundenheit mit anderen Frauen zu erleben. Denn gemeinsam sind wir so viel stärker als allein.
Lan: Wir möchten Frauen ermutigen, ihre Verbindung zu sich selbst wiederzufinden – ihr inneres WoW zu spüren. Es geht darum, Ja zum eigenen Weg zu sagen und innere Grenzen zu überwinden. Surfen ist dabei nur ein Spiegel für das Leben – es zeigt uns, wie viel Kraft in uns steckt, wenn wir uns trauen, in die Wellen zu gehen.
Was würdet ihr anderen Frauen raten, die davon träumen, ihr Leben umzukrempeln und einen ähnlichen Weg zu gehen?
Kerstin: Spüre in dich hinein – was willst du wirklich? Ohne die Stimmen von außen, ohne Angst. Und dann mach den ersten Schritt. Du musst nicht alles wissen, du musst nicht perfekt vorbereitet sein. Du musst nur losgehen.
Lan: Es ist nie zu spät für einen Neuanfang. Man muss nicht den ganzen Weg sofort kennen – der erste kleine Schritt ist der wichtigste. Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern trotzdem loszugehen.
Was hättet ihr gerne schon vor zehn Jahren gewusst?
Kerstin: Dass es okay ist, nicht alles unter Kontrolle zu haben. Dass das Leben seine eigene Magie entfaltet, wenn man ihm vertraut. Und dass die größten Wachstumsmomente oft genau dort liegen, wo es sich erst mal unbequem anfühlt.
Lan: Nichts – ich glaube, alles kommt genau zur richtigen Zeit. Und: Ein bisschen Überraschung macht das Leben doch auch spannender.

Nachhaltige Surfwear: Die Verbindung zu JOSEA Surfwear
Lan: Ich kenne die Gründerin Jocy schon lange und durfte von Anfang an dabei sein, als sie die ersten Prototypen entwickelt hat. Ich bewundere, mit wie viel Herzblut und Nachhaltigkeitsbewusstsein sie Josea Surfwear aufgebaut hat – sie war definitiv eine Pionierin auf diesem Gebiet. Neben den innovativen Schnitten und Designs schätze ich vor allem die Qualität – einige Teile begleiten mich schon seit Jahren und sind immer noch meine Favoriten. Jocy und mich verbindet nicht nur die Liebe zum Wassersport, sondern auch Yoga, gutes Essen und ein aktives, erfüllendes Leben.
Das Interview ist Teil unserer aktuellen Ausgabe Chasing Dreams – 100 Seiten, die dich mitnehmen auf eine Reise durch Wellen, Träume und den unendlichen Kosmos des Surfens.

CHASING DREAMS
Surf Issue 25
In dieser Surf-Ausgabe geht es um den Stoff für salzige Träume: die Jagd nach Momenten, die uns den Atem rauben, nach Wellen, die unser Herz höherschlagen lassen, und nach Abenteuern, die uns verändern.