Durch eine Reise, das Surfen und innerer Arbeit vom braven, angepassten Mädchen zur mutigen Abenteurerin des eigenen Lebens

Ich hatte einen liebevollen Freund, einen gut bezahlten Job und fühlte mich insgesamt ganz zufrieden in meinem Leben. Doch als die langjährige Beziehung in die Brüche ging, ließ mich das aus diesem Alltagstrott aufschrecken und ich stürzte in ein tiefes Loch. Eine Soloreise mit meinem Camper, das Surfen und die Beschäftigung mit mir selbst, meinen Wünschen und Träumen machten für mich daraus eine lebensverändernde Erfahrung, die mir gezeigt hat, wie wichtig es ist, meinen eigenen, authentischen Weg zu gehen, statt mich anzupassen und den Erwartungen anderer entsprechen zu wollen.

Mit dem Ende der Beziehung verlor ich nicht nur meinen langjährigen Partner, sondern auch meinen Reise- und Surfgefährten. Unsere Beziehung und auch unsere gemeinsamen Surfreisen mit dem ausgebauten Camper hatten mich lange davon abgelenkt, dass vieles in meinem Leben nicht so war, wie ich es mir eigentlich wünschte, wenn ich ganz ehrlich mit mir war.

Ich war meist das klassische brave Mädchen, das immer freundlich ist, möglichst nicht zur Last fällt und nicht widerspricht. Und so hatte ich mich vor allem an den Wünschen und Erwartungen anderer orientiert statt mein Leben nach meinen eigenen Bedürfnissen und Vorstellungen zu gestalten. Dabei hatte ich total aus den Augen verloren, wie ich mein Leben führen wollte. 

Aber eine Sehnsucht war für mich ganz deutlich spürbar: Ich wollte reisen und surfen!

 

Und obwohl eine Soloreise vorher undenkbar für mich schien, ließ ich mich von dieser Sehnsucht begeistern und dieses innere Feuer ließ den Wunsch in mir lebendig werden, aus dem bedrückenden und beengenden Alltagstrott zumindest eine Zeitlang auszubrechen und so nahm ich mir eine 10Äwöchige Auszeit von meinem Job in der Apotheke.

Ende August 2019 stand ich also mit meinem ausgebauten T4, meinem Surfbrett und voller Vorfreude und Aufregung auf der Fähre, die mich von den Niederlanden nach Großbritannien brachte. Mein Weg auf dieser Reise führte mich an die beeindruckenden Klippen Cornwalls und in die grenzenlose Weite Schottlands. Entlang der Nord- und Westküste Irlands verlor ich mein Herz an diese atemberaubende Landschaft und die liebenswürdigen Iren.

Kristin Schöne

Und ich surfte die besten Wellen meines Lebens. In dieser Zeit fühlte ich mich frei, unbeschwert und lebendig, aber es gab auch Tage, an denen es durchgehend regnete, die Wellen ein wildes, tosendes Durcheinander waren oder nur klein und kraftlos an den oft wunderschönen Stränden brachen. Dann hatte ich viel Zeit alleine mit mir und meinen Gedanken, die nicht immer rosig waren:

Ich war oft unzufrieden und ungeduldig mit mir selbst, wenn etwas nicht so klappte wie ich wollte oder wenn ich mich mal wieder unsicher und schüchtern zurückzog und so die ein oder andere interessante Begegnung mit Einheimischen oder anderen Reisenden verpasste. Und auch die Erinnerung an den Alltag, der mich nach der Reise wieder erwarten würde, verdüsterte immer mal wieder meine Stimmun. Bei dem Gedanken, schon bald wieder den ganzen Tag in der kleinen, fensterlosen Apotheke zu stehen, in der ich arbeitete, zog sich alles in mir zusammen.

Die Zeit alleine auf Reisen hat mich aber auch wachsen lassen, hat ein Potenzial in mir geweckt, das ich vorher gar nicht gekannt hatte und hat mich vor allem hungrig gemacht auf mehr in meinem Leben, als diese beschränkten Möglichkeiten, die ich mir selbst bis dahin zugestanden hatte.

Ich begann zu träumen von einem Leben, in dem ich mich wirklich frei und selbstsicher fühlte und mich nicht länger von Zweifeln und Unsicherheiten einschränken ließ, sondern selbstbewusst für mich und meine Wünsche einstehen konnte. Außerdem brannte die Sehnsucht in mir, eine Arbeit zu finden, die mir wirklich Freude bereitete und mit der ich wirklich etwas bewirken könnte. Und dazu sehnte ich mich danach, mehr Zeit zum Reisen und Surfen zu haben.

Surfer im Wasser

Kann ich meine Träume verwirklichen?

Nur leider hatte ich keine Ahnung, wie ich diese Wünsche konkret auslebe und wie ich das nötige Vertrauen in mich finden konnte. Aber ich wollte endlich etwas ändern und mich nicht mehr in ein Leben und einen Job zwängen, der gar nicht zu mir passte und in dem ich mich ständig klein machte und verbiegen musste, damit ich es aushalten konnte. Also begab ich mich auf die Suche nach meinem ganz eigenen Weg und dabei fühle ich mich so manches Mal wie im Wipeout: völlig hilflos und ohne Orientierung, wo oben und unten ist. Aber ich hatte ein klares Ziel vor Augen und konnte in dieser Zeit unglaublich viel lernen – vor allem auch über mich selbst.

Eine meiner ersten Erkenntnisse war, dass ich mich selbst viel zu sehr unter Druck setzte. Ich wollte alles unbedingt sofort ändern und jetzt sofort voller Selbstvertrauen in die Welt hinausgehen – frei von Selbstzweifeln und Ängsten. Aber ich durfte lernen, dass das Vertrauen in mich selbst durch neue Erfahrungen wächst und dass ich diese neuen Erfahrungen mit und trotz meiner Angst machen kann, statt zu warten, bis die Angst verschwindet – denn sie begleitet uns immer, wenn wir unsere Komfortzone verlassen.

Strand

Zu Beginn zerbrach ich mir auch vor allem über meinen weiteren beruflichen Weg lange den Kopf, aber ich wusste überhaupt nicht, was meine nächsten Schritte sein könnten. Ich fühlte mich festgefahren in all meinen Ideen und Gedanken dazu. So konnte ich keine Entscheidung treffen, was ich von all den Ideen auch umsetzen wollte. Wie auch beim Surfen-lernen, fehlte mir der wissende Blick von außen, der sofort erkennen konnte, dass ich am vollkommen falschen Platz im Wasser trieb und kaum Chancen hatte, hier Wellen zu erwischen.

Ich suchte mir diese Unterstützung in Form einer guten Coachin und fand heraus, dass wir über unseren Verstand nicht die Klarheit finden, was uns wirklich erfüllt und was zu uns passt, denn dazu brauchen wir unseren ganzen Körper. Und dazu wieder eine gute Verbindung aufzubauen, war ein wichtiger Schlüssel für mich, um meinen ganz eigenen Weg zu finden – beruflich aber auch im Privaten, denn jetzt kann ich in mir spüren, was mir guttut und was ich brauche – und was nicht.

Schon beim Surfen habe ich oft gemerkt, dass mein größter Gegner im Kopf sitzt. Gedanken wie: “Die anderen sind alle besser als ich” und “Ich bin nicht gut genug”, haben mich so manches Mal davon abgehalten, eine vielversprechende Welle überhaupt anzupaddeln und beim Surfen jeden Moment – und auch die Wipeouts – wirklich genießen zu können.

VW Bus Surfboard
Kristin Schöne

Auch als ich begann, mehr und mehr das zu tun, was ich wirklich will und was mich wirklich begeistert, statt in meinem bekannten Alltag vor mich hin zu trotten, merkte ich, wie mich ähnliche Gedanken zurückhalten wollten.

Ich musste mich erst von diesen Selbstzweifeln lösen, um mir überhaupt zuzutrauen, das freie, ortsunabhängige und selbstbestimmte Leben erschaffen zu können, nach dem ich mich doch so sehr sehnte.

Heute bin ich mir selbst unglaublich dankbar, diesen Weg gegangen zu sein und nie aufgegeben zu haben. Statt zu versuchen, jemand zu sein, der ich gar nicht bin, führe ich heute ein Leben aus mir heraus und verwirkliche meine eigenen Wünsche und Ziele.

Und auch beruflich konnte ich meine Leidenschaft finden und gleichzeitig meinen Traum vom ortsunabhängigen Leben erfüllen: Als Coach für Selbstverwirklichung unterstütze ich heute andere dabei, ihre Unsicherheiten zu überwinden und ihren ganz eigenen Herzensweg zu finden und zu gehen.

Damit ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen, den ich vor Jahren gar nicht zu träumen gewagt hätte.

Auf meinem Instagram Kanal teile ich Inspiration und Impulse. Schaue gerne mal vorbei – ich freue mich, dort von mir zu hören.

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