Foto: Med Lebsat
Das Surfparadies Marokko
Marokko ist das kalte Land mit der warmen Sonne, so sagen es die Einheimischen. Das stimmt, jedenfalls im Winter. Während das Thermometer im Sommer auf über 40 Grad klettern kann, liegen die Temperaturen im Winter an der Küste bei angenehmen 20–25 Grad. Sobald die Sonne scheint, wird es wunderbar warm. Die Nächte können durch das Wüstenklima aber empfindlich kalt werden – vor allem, da marokkanische Häuser keine Heizung haben.
Surf Hotspot Taghazout
Taghazout ist der Mittelpunkt des marokkanischen Surftourismus. Ein kleines Hippie-Dorf am Hang, direkt am Meer gelegen. Zwischen den weißen Häusern gibt es kleine Cafés und Läden. Hier geht es entspannt zu – sogar die Straßenhunde und Katzen liegen faul und freundlich in der Sonne oder erwarten am Strand ganz selbstverständlich, dass man sein Essen und seinen Schattenplatz mit ihnen teilt. Angeblich hat schon Jimi Hendrix in den 60ern hier gewohnt und manchmal fühlt es sich so an, als wäre die Zeit an diesem Ort stehen geblieben.
Früher lag Taghazout noch recht einsam an der Küste, umgeben von karger Hügellandschaft. Seit dem Surf-Boom in der Region haben sich inzwischen viele Hotels rundherum angesiedelt, Straßen wurden verlegt und geteert und die Cafés haben sich an die Tourist:innen angepasst. Wer es etwas authentischer, aber auch staubiger mag, ist auch in den Nachbarorten Tamraght, Aourir (auch Banana Village genannt) oder Imi Ouaddar bestens aufgehoben. Wer es noch ein wenig ruhiger möchte, wird im Süden, in Sidi Ifni oder im Norden, in Imsouane, fündig.
Beste Reisezeit zum Surfen in Marokko
Marokkos Surfsaison geht von Oktober bis Ende März. In dieser Zeit rollen große Swells vom Atlantik herein und erwecken die Spots zum Leben. Aber da es in Marokko Spots mit unterschiedlicher Exposition gibt, findet man auch bei großem Swell, einen geschützten Spot mit kleineren Wellen.
In diesem Zeitraum findet man immer irgendwo eine gute Welle. Wenn man mit einem Surfcamp unterwegs ist, braucht man sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen. Die Region um Taghazout hat so viele verschiedene Breaks, dass man immer am richtigen Ort landet. Wenn man allein unterwegs ist, lohnt sich morgens immer ein Blick auf die Vans der Camps, wo es hingeht. Die Locals kennen ihre Küste und geben sich untereinander Bescheid. Du kannst sie auch direkt ansprechen, hier herrscht ein großer Zusammenhalt in der Community und du wirst bestimmt an den richtigen Spot geschickt.
Foto: Nathalie Laczynska
Foto: Jarno Coljin
Die besten Surfspots in Marokko
Marokko hat viele verschiedene Spots für alle Levels und die wahrscheinlich schrägsten Spotnamen wie: Hash Point, Devil’s Rock, Banana Point, Killer Point, Mystery, Dracula, Spider oder Boilers, der bekannteste Spot ist aber Anchor Point.
Anchor Point
Anchor Point liegt nur 15 min zu Fuß nördlich von Taghazout und ist sehr beliebt bei Locals und Tourist:innen. Auch ein Grund, warum es hier oft sehr voll im Line-up wird. Anchor Point war 2020 und 2022 sogar Teil der Qualifying Serie der WSL. Der Spot ist ein rechter Pointbreak und läuft am besten bei Low Tide. Bei gutem Swell kann man schon fast wieder in Taghazout landen. Da das Level der Surfer:innen hier sehr hoch, und der Einstieg über die Felsen nicht gerade einfach ist, ist der Spot nicht für jedes Level geeignet. Anfänger:innen werden hier nicht gerne gesehen, aber es gibt nicht weit entfernt viele Beachbreaks, die perfekt für Beginner und Intermediates sind.
Zum Zuschauen lohnt sich Anchor Point dafür eigentlich immer. Dank der Felsen sitzt man relativ nah an der Welle und bei guten Bedingungen kann hier auch ein bisschen Volksfeststimmung aufkommen.
Imsouane
Weiter nördlich liegt das wunderbare Imsouane, bis vor kurzem ein kleines, verschlafenes Fischerdorf (das inzwischen sehr beliebt ist) mit dem markanten Leuchtturm und zwei beliebten Surfspots. Den Beachbreak Cathedral und die geschützt im Hafen liegende Bay. The Magic Bay – die längste Welle Marokkos ist ein right-handed Pointbreak und ist für alle Levels zu empfehlen. Aber vor allem Longboarder:innen kommen bei der „längsten Welle Afrikas“ ins Schwärmen. Falls der Swell zu klein ist, findet man auf der ungeschützten Seite von Imsouane den Beachbreak Cathedral. Bei großem Swell ist das eher etwas für Pros. Wer auf Seafood steht, sollte unbedingt im Hafen Fisch probieren. Man kann sich den Fisch direkt bei den Fischern kaufen und für ein paar Dirham vor Ort zubereiten lassen.
Fotos: Christina Knauer
Südlich von Agadir
Südlich von Agadir erwarten dich weitere hunderte Kilometer wilde, leere Atlantikküste mit unzähligen Surfspots wie z. B. Tifnit. Das Fischerdorf liegt ca. eine Stunde südlich von Agadir und somit etwas weiter entfernt. Der Weg lohnt sich aber, wenn man leere Strände sucht. Hier ist man oft allein, daher ist der Spot auch bei Locals sehr beliebt. Der Point- und Beachbreak in Tifnit läuft meist, wenn es im Norden klein ist. Allerdings sind die Strömungen hier nicht zu unterschätzen.
Sidi Ifni
Im Süden von Marokko gelegen, findet man in Sidi Ifni das ursprüngliche Marokko mit wenigen Tourist:innen und wunderschöner Natur. Die vielfältigen Wellen, Righthander sowie auch einige Lefthander, bieten die gesamte Range: Beachbreaks, Reefbreaks, kraftvoll bis mellow. Abseits des Trubels von Taghazout, kannst du hier Marokko von seiner besten Seite genießen. Hier befindet sich z.B. auch das Camino Surf Camp Marokko.
Foto: Christina Knauer
Kultur im Surfurlaub Marokko
In Marokko ist die Kultur die Religion und die Religion die Kultur. Untrennbar miteinander verwoben. Marokko ist Musik, Tanz und Farben. Aber auch Demut, Respekt und stilles Gebet. Wenn man sich öffnet und sich auf die Kultur einlässt, erübrigt sich die oft gestellte Frage, ob es schwierig sei, dort als Frau allein zu reisen. Ja, natürlich ist es anders, aber das heißt nicht, dass es schlechter ist: Man sollte sich anpassen, was Kleidung, Alkohol und öffentlichen Austausch von Zärtlichkeiten angeht – aber man sollte sich auch unbedingt anpassen, was die Gastfreundschaft, Lässigkeit, Spontanität und die Hilfsbereitschaft angeht. Ein kleiner Small Talk im Laden, ein Tee hier, ein kurzer Plausch an der Ecke und Schwups hat man die Zeit vergessen – ist aber nicht schlimm, wir sind ja in Marokko. Hier ticken die Uhren zwar nicht langsamer, aber Zeit ist nicht so wichtig. Man lebt im Hier und Jetzt und genießt den Augenblick.
Surfkurse und Surf-Camps in Marokko
In Marokko findest du eine riesige Auswahl an Surfcamps und Surfschulen. Dort kannst du zwischen einem Surfkurs und Surfguiding wählen und kannst dir Equipment ausleihen. Von Softtops, über Longboards bis Shortboards, findest du in den Board-Shops eine gute Auswahl. Natürlich kann man auch Wetsuits ausleihen.
Foto: Christina Knauer
After-Surf Programm
Wenn du nach Marokko zum Surfen kommst, solltest du auch die Kultur und die Natur erkunden. Ein Ausflug ins Death Valley und in die Stadt zu einem traditionellen Souk (Markt) dürfen nicht fehlen. Außerdem gibt es in den touristischeren Gegenden ein großes Angebot an Yoga.
Surf und Yoga Urlaub in Marokko
Wenn morgens die ersten Sonnenstrahlen über die Berge blinzeln und der Muezzin schon vor dem Sonnenaufgang zum Gebet gerufen hat, krabbeln überall Yogis auf die Dachterrassen, um den Tag zu begrüßen. Die meisten Surfcamps und Hotels bieten Yoga-Stunden an, wie z.B. das Paradise Plage Surf and Yoga Retreat.
Nachtleben im Surfurlaub Marokko
Die Tage beginnen hier ohnehin recht früh. Das liegt vielleicht auch daran, dass Marokko auf den ersten Blick nicht gerade ein Hotspot für Nachtleben ist. Da Marokko ein islamisches Land ist, gehört Alkohol nicht zum öffentlichen Leben. Kaufen kann man alkoholische Getränke nur in großen Städten, in speziellen Liquid Stores – auf der Speisekarte in Cafés oder Restaurants wird man Bier & Co. vergeblich suchen. Gefeiert wird natürlich trotzdem, aber dann in privatem Umfeld, in Surfcamps, in Hotelbars oder Diskotheken.
Foto: Karin Lohberger
Als Frau surfen in Marokko
Marokko ist im Wandel und die Rolle der Frau verändert sich. Aber das bedarf Zeit und ist von Region zu Region sehr unterschiedlich. Während junge Frauen in den großen Städten sehr modern leben, geht es in abgelegenen Dörfern oft noch recht konservativ zu. Das gilt übrigens nicht nur für Frauen. Auch Männer sollten abseits des Strands nicht oberkörperfrei herumlaufen.
In Marokko wird viel mehr kommuniziert, auch mit Fremden, was Europäer oft irritiert. Im Verkehr, beim Parken, beim Einkaufen. Irgendwie immer. Allein eine Begrüßung unter Marokkaner:innen kann schon mal ein bisschen länger dauern, wenn das Befinden der ganzen Familie abgefragt wird. Natürlich muss man zwischen Catcalls und einem netten Small Talk unterscheiden. Meistens steckt keine böse Absicht dahinter. Falls es doch zu einer unangenehmen Situation kommt und jemand zu aufdringlich wird, muss man natürlich nicht freundlich bleiben. Eine Marokkanerin würde ein solches Verhalten niemals akzeptieren. Man kann auch immer Einheimische um Hilfe bitten.
Unterkünfte für Surfer in Marokko
Wenn du die Wellen Marokko auf eigene Faust erkunden möchtest, findest du jede Menge Airbnbs, Hotels und Hostels in sämtlichen Preisklassen, wo du einen gemütlichen Urlaub verbringen kannst. Viele Unterkünfte sind speziell auf die Bedürfnisse von Surfer:innen abgestimmt. Von charmanten Surf-Camps bis hin zu einfachen Apartments und fancy Hotels mit direktem Zugang zu den besten Wellen ist für jeden Geldbeutel etwas dabei. Viele Unterkünfte bieten zusätzlich Surfkurse und Equipment-Verleih an, sodass du dich ganz auf das Wellenreiten konzentrieren kannst.
Anreise nach Marokko
Die An-und Einreise nach Marokko ist für EU-Bürger:innen recht einfach: für Aufenthalte bis zu 90 Tagen braucht man kein Visum. Man fliegt meist nach Marrakesch oder Agadir, von wo aus Shuttle-Transfers oder Mietwagen zu den Surfspots leicht zu organisieren sind.
Marokko Surfen – Dos and Don’ts
Unbedingt machen:
- Go with the flow: Marokkaner:innen haben ein anderes Zeitverständnis und Pünktlichkeit wird ganz anders als im Westen interpretiert: Einfach mal nicht auf die Uhr schauen.
- Die Komfortzone verlassen: fremdes Essen, fremde Tänze, fremde Sprache. Ausprobieren und mitmachen – man kann nur gewinnen.
- Auf den Souk (Markt) gehen: Handeln erwünscht, also feilsche, was das Zeug hält.
- Tampons/Cups mitbringen: Hört sich vielleicht erst mal seltsam an, aber Moslems verwenden keine Tampons. Man kann zwar in großen europäischen Supermärkten welche kaufen, sie sind aber sehr teuer und bei Wassersport für viele elementar.
bitte nicht:
- Sich selbst überschätzen: Grundsätzlich gibt es in Marokko im Winter keine Lifeguards an den Stränden, auch Krankenwägen sind nicht schnell vor Ort. Man sollte daher sein Level kennen und sich vorher über die Spots informieren.
- Fotografieren nur mit Erlaubnis: Wie überall auf der Welt: Bei (Nah-)aufnahmen, erst fragen, dann knipsen. Besonders Frauen und strenggläubige Moslems mögen es nicht, fotografiert zu werden.
- Drohnen mitbringen: Schon die Einfuhr einer Drohne nach Marokko ist strafbar.
- Kein Leitungswasser trinken: Sonst wird die Toilette dein Freund und ihr werdet eine längere Beziehung führen.
- Nach starkem Regen surfen: Ich empfehle zwei bis drei Tage zu warten. In Marokko regnet es sehr selten und wenn, dann landet wirklich alles im Wasser.
Fazit: Warum Surfen in Marokko ein Muss ist
Marokko ist im Winter die perfekte Surf-Destination für europäische Surfer:innen: Es ist in wenigen Flugstunden zu erreichen, es ist warm, sonnig und zwischen Oktober und März ein echter Wellenmagnet. Sowohl Surf-Anfänger:innen wie auch Fortgeschrittene finden hier die perfekten Surfbedingungen und die Spotauswahl ist riesig. Das Angebot an Unterkünften, Surfcamps und Hotels ist ebenso vielfältig. Außerdem taucht man in eine fremde Kultur ein und kann beim Yoga, auf dem Markt oder beim Sonnen den Alltag hinter sich lassen.
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Beyond the Wihte horizon
Der Winter zeigt uns, wie magisch Veränderung sein kann: Berge, die du im Sommer kanntest, sind wie verwandelt und hinter dem nächsten Gipfel wartet schon ein neues Abenteuer. Alles ist möglich und das macht den Winter so magisch. In dieser Ausgabe drehen sich die Storys natürlich wie immer über mutige Frauen. Es geht um Sanftheit, Heimat, Abenteuer und Gemeinschaft. Um Surfen im Schnee und auf Wasser – und weil auch wir nicht stehen bleiben, gibt es Golden Ride ab sofort auch auf Englisch!