Surferin gründet Verein Nothilfe Bali

Unterstütze deine Lieblingsinsel in der Pandemie

Fast alle von uns waren schon mal auf Bali zum Surfen und viele haben sich in die Insel verliebt. Ihre netten Bewohner, einzigartigen Gerüche und vor allem weltklasse Wellen ziehen jährlich Millionen von Touristen in ihren Bann. Daher lebt der Großteil der Bevölkerung vom Tourismus, der im April von heute auf morgen zum Stillstand kam. Corona bedroht weltweit Millionen von Existenzen, auch auf Bali. Unsere Freundin Annika lebt momentan auf Bali, war auch während dem Lockdown dort und möchte den Menschen vor Ort helfen. Daher gründete sie einen Verein (Nothilfe für Bali e.V.), mit dessen Spendengeldern sie arme balinesische Familien mit den Grundnahrungsmitteln versorgt! Mit nur 13 € kann man eine ganze Familie für mehrere Wochen verpflegen! Mehr dazu und über die aktuelle (Surf-)Situation auf Bali berichtet Annika hier:

Hi Annika, wo genau bist du gerade auf Bali und wie ist die Stimmung dort?

Hallo liebe Anita. Ich wohne momentan auf der Bukit im Süden Balis und die Stimmung wird langsam etwas besser. Zwischenzeitlich war es doch ziemlich durchwachsen, würde ich sagen. Die Gegend fühlte sich ziemlich ausgestorben an, Restaurants und Läden hatten und haben teilweise noch zu oder sind leer. Zeitweise war hier fast schon Geisterstadt-Stimmung. Mittlerweile kommen wieder ein paar mehr Touristen ins Land und einige Leute sind aus Canggu in den Süden gezogen, sodass es wieder ein bisschen lebendiger wirkt. 
 
Aber für die Einheimischen ist es natürlich nach wie vor eine finanzielle Katastrophe. Allerdings machen Balinesen sich ja grundsätzlich wenig Sorgen und vertrauen auf ihre Götter und ihre Religion, dass bald alles wieder gut wird. Insofern ist schon mal keine komplette Weltuntergangsstimmung, aber es ist nicht so unbeschwert und lebendig, wie man Bali sonst kennt.

Wie ist es in anderen Teilen der Insel, wie z.B. in Canggu?

Canggu ist tatsächlich eine komplett andere Welt. Dort ist das übliche High-Life und generell viel mehr los. Einige Leute sind von hier oder aus Ubud dort hingezogen. Ich habe gehört, Ubud sei mittlerweile fast komplett verlassen.

Fühlst du dich wohl und sicher dort? 

Wohl ja, sicher jetzt langsam auch wieder. Das war nicht die ganze Zeit so, denn zwischenzeitlich kam es leider gelegentlich zu Überfällen und Einbrüchen. Die Leute haben einfach nichts mehr und sind verzweifelt… Und da sind wir Westler natürlich die erste Anlaufstelle. Wenn ich abends mit dem Roller unterwegs bin, ziehe ich eine lange Hose und eine weite Jacke an und verstecke meine blonden Haare im Helm. Unsere Taschen packen wir immer ins Helmfach, denn Gelegenheit macht ja bekanntlich Diebe. Mir selbst ist zum Glück noch nichts passiert, aber man hört ab und an blöde Geschichten. Also leider ist es nicht ganz so ungefährlich wie sonst, aber ich lebe auch nicht in ständiger Angst. Tagsüber fühle ich mich nach wie vor sehr sicher. Man ist jetzt nur generell ein bisschen vorsichtiger und wachsamer als sonst.

Was mich brennend interessiert: Wie sind die Wellen und wie voll ist es im Wasser?

Ich habe fast ein schlechtes Gewissen, das zu sagen, aber: Die Dry Season war der Wahnsinn! Wir wurden mit einem guten Swell nach dem anderen gesegnet und es war richtig wenig los in den Line-ups. Das war wahrscheinlich eine „once in a lifetime experience“, so leere Wellen auf Bali zu surfen und ich bin sehr dankbar, das erlebt haben zu dürfen. In Uluwatu ist ja unter normalen Umständen eine Crowd von 100-200 Leuten nichts Ungewöhnliches. Diese Saison war eine Session mit 30 Leuten schon ganz schön crowded! Über alle Peaks verteilt wohlgemerkt. Andere Spots waren noch deutlich leerer und ich bin einige davon sogar ganz alleine gesurft. Ich weiß nicht, wann das das letzte Mal auf Bali möglich war. Langsam füllen sich die Line-ups jedoch wieder, aber es ist immer noch lange kein Vergleich zu vorher. 

Wow! Genieß es für uns mit!!!
Wie verhalten sich denn die Locals Ausländern gegenüber? Sprechen sie mit dir über ihre Sorgen?

Ich habe bisher nur positive Erfahrungen mit Locals gemacht. Balinesen sind grundsätzlich überaus gastfreundlich, herzlich und hilfsbereit. Und ja, sie erwähnen häufig, wie schwierig die Situation ist. Und dass sie keine Einnahmen haben und dass sie hoffen, dass bald wieder mehr Touristen kommen. Aber generell sind Balinesen ein sehr optimistisches Volk, das nicht so schnell die Hoffnung aufgibt und sich nicht schnell stresst. Das ist vor allem in der momentanen Situation sehr schön zu sehen.

Als Corona anfing, habe ich gehört, dass es vereinzelt Anfeindungen gegenüber Ausländern gab. Ich persönlich habe das aber nie erlebt. Ein paar Einheimische haben uns Touristen wohl vorgeworfen, den Virus ins Land gebracht zu haben und hatten daher einen Groll. Außerdem gab es Ärger, wenn Touristen versucht haben während des Lockdowns zu surfen. Für einige Wochen waren hier die Strände gesperrt, aber es gab noch Möglichkeiten, sich hier und da rein zu sneaken. Das fanden manche Locals gar nicht lustig.

Mittlerweile kann man wieder überall surfen und sich frei bewegen. Ich glaube, die Menschen hier sind froh über jeden Ausländer, der die Wirtschaft zumindest ein kleines bisschen am Laufen hält.

 Du bist ja seit Februar auf der Insel und hast im Lockdown Spenden gesammelt… Wie ging das los? Wo fängt man da an?

Genau. Als erstmals von einem Lockdown die Rede war, habe ich mir mit ein paar Freunden zusammen ein Haus gemietet, in dem man es auch gut im Lockdown aushalten konnte. Die allermeisten Touristen haben fluchtartig das Land verlassen und es wurde klar, dass sehr viele Familien kein Einkommen mehr haben werden. Die Leute hier leben von ihrem geringen Lohn meist von der Hand in den Mund und haben keine bis wenige Ersparnisse. Ich hatte das dringende Bedürfnis, irgendwie zu helfen und habe als Erstes einfach mal einen Spendenaufruf bei Facebook gestartet. Ich war absolut überwältigt von der Spendenbereitschaft meiner Freunde und Bekannten. Das war der erste Step.

Inzwischen ist daraus ein in Deutschland eingetragener Verein geworden. Wie geht ihr vor und was genau macht der Verein? Was sind deine Tätigkeiten?

Ja, das hatte ich anfangs gar nicht geplant. Ich dachte, ich sammle einfach mal ein paar Spenden in meinem Freundeskreis… Der Manager von dem Haus, in dem wir lebten, hat mich dann mit dem Senator des Regierungsbezirks Ungasan in Verbindung gebracht und so wurde die Sache größer als ursprünglich geplant. Der Senator schlug vor, eine Hilfsorganisation in Deutschland zu gründen. Da ich das von Bali aus aber nicht machen konnte, habe ich meine Mutter ins Boot geholt, die Erfahrung mit Vereinen hat, und generell ein sehr sozial engagierter Mensch ist. Sie hat kurzerhand angefangen, den Verein „Nothilfe für Bali e.V.“ ins Leben zu rufen, was aufgrund von Corona und der deutschen Bürokratie gar nicht so einfach war. Aber Monate später war es dann im September endlich vollbracht. 

Was der Verein macht: Wir sammeln Spendengelder, von denen ich hier Nahrungsmittel-Pakete zusammenstelle, um diese an Bedürftige zu verteilen. Ein Paket kostet ca. 13 € und besteht aus 10 kg Reis, 40 Eiern, Gemüse und Speiseöl. Die Basics der indonesischen Küche sozusagen. Ein Paket versorgt eine ganze Familie für ein paar Wochen. Dank meiner tollen balinesischen Helfer, die für den Senator bereits davor im sozialen Bereich ehrenamtlich tätig waren, wissen wir immer welche Familien gerade besonders am Kämpfen sind und dringend Unterstützung brauchen. Diese besuchen wir dann und bringen ihnen ihre Ration Grundnahrungsmittel.

Wie können wir deine Arbeit auf Bali unterstützen? Was kann man von Europa aus tun?

Wir freuen uns über jede noch so kleine Spende! Jeder Euro zählt. Das Leben auf Bali ist zwar günstig, aber leider nicht umsonst und der Bedarf an Spenden ist nicht abgeflacht. Im Gegenteil. Die Spendengelder gehen übrigens nach wie vor zu 100% an die Bedürftigen. Wir zwacken uns kein Gehalt oder Bearbeitungsgebühren oder dergleichen ab. Und bei einer Spende ab 50 € kann man eine Quittung bekommen und die Spende von der Steuer absetzen. Yaay! (Anm. d. Red: auch kleinere Spenden lassen sich, ohne Quittung, von der Steuer absetzen. Angabe ohne Gewähr.)

Was brauchen die Menschen auf Bali am dringendsten?

Momentan geht es in erster Linie um die Grundversorgung mit Nahrungsmitteln. Viele Menschen haben keine Ersparnisse. Sie leben sehr ärmlich und können sich nicht einmal das Nötigste leisten. Es ist teilweise erschütternd zu sehen, wie viele Menschen in eine Wellblechhütte passen.

Wie kommt deine Hilfe bei den Locals an? 

Sehr gut. Die Menschen sind unglaublich dankbar. Die Wirtschaft Balis ist hauptsächlich vom Tourismus abhängig und dieser kam durch Corona komplett zum Erliegen. Letztes Jahr haben 6,3 Millionen Menschen Bali besucht, dieses Jahr waren es nur ungefähr 880.000. Man kann sich also vorstellen, wie stark das die Wirtschaft beeinflusst hat. Das heißt, die meisten Menschen haben einfach gar kein Einkommen mehr. Für manche gab es eine Zeit lang Unterstützung vom Staat, aber nicht für alle und sie war sehr gering. Die Menschen freuen sich über jede Hilfe, die sie bekommen können.

 Je länger die Grenzen geschlossen sind und je mehr wir hier mit Beschränkungen zu kämpfen haben, desto weiter rückt gefühlt auch das Leid der Menschen in fernen Ländern in den Hintergrund. Merkst du das auch an der Spendenbereitschaft?

Oh ja, allerdings. Es kommen definitiv weniger Spenden rein als noch am Anfang. Vielleicht hängt das aber auch damit zusammen, dass ich nicht so gut mit Social Media bin und es vielleicht keiner mitbekommt… Wir sind übrigens auch bei Instagram unter lets_help_bali und bei Facebook unter Nothilfe für Bali e.V. 😉 Über die Kanäle kann man bei Fragen auch gerne direkt mit mir kommunizieren.

 

Nothilfe Bali Verein
Nothilfe Bali Verein

Ist es absehbar, wann Bali seine Grenzen wieder für Ausländer öffnet? Bekommst du vor Ort mehr News, als wir hier in Deutschland?

Tatsächlich kann man jetzt schon wieder einreisen, wenn man entsprechend viel Geld für das Visum bezahlt. Ich glaube, es sind momentan ungefähr 600 € für ein Visum, das fünf Monate gültig ist. Kelly Slater hat das wohl getan, denn der war für ein paar Monate hier. Wann die Grenzen ganz regulär und offiziell wieder aufmachen, kann ich leider nicht sagen. Anfang nächsten Jahres war mal geplant, aber das war auch schon mal für diesen September geplant…

Danke Annika und viel Erfolg weiterhin beim Spenden sammeln, wir hoffen wir können mit diesem Beitrag ein paar SpenderInnen erreichen! Und surf bitte ein paar leere Wellen für uns mit!!! 

Spendenkonto

IBAN: DE63 5479 0000 0001 5820 03

BIC: GENODE61SPE

Nothilfe Bali Verein