Um mit Anfang Zwanzig auf die andere Seite der Welt auszuwandern und ein eigenes Business zu starten, gehört viel Mut! Marie von Zealous ist mutig und von ihrem Traum überzeugt, sodass sie ihr ganzes Herzblut in ihn steckt! Ihr Traum: Zealous Clothing, ein Brand für Surferinnen, der sich auf Surf-Bikinis spezialisiert.
Alter: 25
Wohnort: meistens Bali, manchmal Hamburg
Tägliche Stunden auf dem Roller: 3
Tägliche Surf Stunden: 1 unter der Woche, 3 am Wochenende 🙂
Wie kam es dazu, dass du dein eigenes Label Zealous Clothing gegründet hast?
Vor fast sieben Jahren habe ich mir, während ich irgendwo in Italien auf einem Berg am Pool lag und von Wellen träumte, aus Spaß einen Markennamen überlegt – Zealous. Die Bedeutung? – für etwas zu brennen, begeistert von etwas zu sein und alles dafür zu tun. Was dieses Etwas für mich ist? Jegliche Zeit, die ich auf einem Surfboard, Snowboard oder einfach in der Natur verbringen kann. Damals wollte ich die perfekte Snowboardjacke machen, weil ich einfach keine gefunden habe, die die bestmöglichen Features vereinbart. Ohne Kontakte, Erfahrung und Studium hat sich das natürlich als ziemlich schwierig gestaltet und somit habe ich mich weiter mit selbstgemachten Klamotten beschäftigt. Einige Monate später traf mich ein Geistesblitz und ich bat meine Oma, mir Stricken beizubringen. Als die allererste Mütze das Licht der Welt erblickte, bekam ich schon drei Anfragen für weitere customized Beanies und damit war Zealous endgültig geboren.
Du hast Bekleidungsingenieurwesen studiert. War ein eigenes Label schon immer dein Traum oder ist die Idee eher mit der Zeit entstanden?
Ein eigenes Label war mein Traum seitdem ich denken kann, allerdings ein weit entfernter. Entstanden ist es dann erst kurz nachdem ich die Schule beendet habe, aber noch bevor ich mich für den Studiengang Bekleidungstechnik entschieden habe. Seitdem sind wir zusammen gewachsen und ich habe meine Ideen immer sofort umgesetzt und ausprobiert, anstatt zu planen. Ich denke, dass mir das einen großen Vorteil verschafft hat, weil ich nie richtig ins kalte Wasser gesprungen bin.
Hast du davor Praktika in der Richtung gemacht?
Nach der Schule habe ich bei Blue Tomato im Produktdatenmanagement ein Praktikum gemacht und an meinen selbst erlernten Photoshop Skills feilen können. Nach meinem ersten Semester an der Uni habe ich bei s.Oliver in der Bekleidungstechnik ein Praktikum gemacht: gar nicht mein Style, aber ich habe viel gelernt über gute Passformen und wie man den Schnitt von Bekleidung optimal gestalten kann. Nachdem ich mein Auslandssemester auf Bali absolviert habe, habe ich weitere fünf Monate auf der Insel verbracht, um ein Praktikum bei einer Produktions-Agentur zu machen. Dort habe ich die unterschiedlichsten Dinge gemacht, von Qualitätskontrolle und Schnittkonstruktion über Design bis hin zur kompletten Vorbereitung von Produktionen.
Welche Eigenschaften braucht man als Selbstständige deiner Meinung nach?
Man sollte auf jeden Fall einiges an Durchhaltevermögen mitbringen, weil manche Geschäftsideen so ihre Zeit brauchen und man nicht über Nacht berühmt wird. Wenn du aber für deine Idee brennst, du zu 100% davon überzeugt bist und alles dafür gibst, selbst wenn dafür das Surfen mal zu kurz kommt, dann wird das sicher funktionieren. Außerdem kann ein gewisses Maß an Geschäftssinn nicht schaden und auf jeden Fall sollte man seinen Kunden zuhören und Kritik annehmen können um die eigenen Produkte oder Services zu verbessern.
Welchen Schwierigkeiten bist du seit dem Beginn der Idee bis heute begegnet?
Allen möglichen, denn ich hatte am Anfang ja gar kein Hintergrundwissen, wie man eine Firma gründet, wie und wann man Steuererklärungen macht, welche Gesetze man bei Betreiben eines Onlineshops in Deutschland beachten muss oder wie man Margen für den Großhandel berechnet. Als ich nach Bali gegangen bin, konnte ich noch nicht einmal die Sprache sprechen. Mit genügend Wissbegierde, Raffinesse und guten Freunden und Familie, die mir immer geholfen haben, hat es aber doch irgendwie immer geklappt. Mittlerweile habe ich gelernt, dass man nie ausgelernt hat und dass, egal wie gut etwas geplant ist, doch immer etwas schiefgeht.
Was sind deine Aufgaben bzw. was machst du alles selbst?
Meistens mache ich von A bis Z alles selber. Das fängt an mit dem Design, der Kollektionsentwicklung und Sampling, geht über den Vertrieb und Onlineshop Maintenance, bis hin zum Rechnungswesen und Marketing.
Wer arbeitet alles an Zealous mit?
Das letzte halbe Jahr habe ich das erste Mal mit einer Praktikantin zusammengearbeitet. Sie hat damals viel Produkt- und Lifestylefotografie gemacht, aber auch neue Designs und Prints entwickelt sowie Lookbooks erstellt. Und ich hoffe, dass sie nach ihrem Bachelor im Oktober wiederkommt J. Die Lagerhaltung und der Versand wird momentan von einer Firma, die auch in der Surfszene tätig ist, von meiner Heimat Hamburg aus organisiert.
Wie läuft dein normaler Arbeitstag ab?
Ein normaler Arbeitstag fängt gegen 8 oder 9 Uhr an, mit Kaffee und Smoothie Bowl vor meinem Laptop. Zuerst mache ich mich meistens an die Emails und die Bearbeitung von neuen Bestellungen, damit die Kundinnen so schnell es geht ihre Surfbikinis in den Händen halten können. Dann geht’s weiter mit allem, was gerade anfällt und alle paar Tage muss ich auch in eine der Fabriken fahren, weil mal wieder Labels fehlen oder ich neue Samples absegnen muss. Nach der Arbeit geht’s entweder für eine schnelle Sunset Session ins Wasser oder auch gern ins Gym.
Du lebst mittlerweile meistens auf Bali. Wieso hast du dich dazu entschieden?
Das ist wohl ziemlich einfach zu erklären ;-). Hier herrscht fast immer gutes Wetter, ich habe Palmen vor meinem Häuschen stehen und zum Meer fahre ich 5 Minuten die Straße runter. Außerdem ist es viel einfacher die Produktion zu überwachen, Fehler frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu entwickeln, wenn man vor Ort ist.
Kommst du neben der Arbeit viel zum Surfen?
Unter der Woche surfe ich leider nicht so viel, wie ich gerne würde. Wenn man dann nach 17 Uhr doch noch an etwas sitzt, das unbedingt fertig werden muss, mache ich halt weiter und gehe später noch ins Gym. Ich versuche aber so oft es geht nach der Arbeit noch ins Wasser zu kommen. Am Wochenende liebe ich es, gemütlich aufzustehen, eine Kleinigkeit zu frühstücken, ganz entspannt zwei, drei Stündchen surfen zu gehen und danach lecker Mittag zu essen. Manchmal fahren wir auch an weiter entfernte Spots und surfen so lang es geht. Ist der Forecast aber unglaublich gut, dann muss die Arbeit unter der Woche auch mal warten. Dann stehen wir früh auf, surfen den ganzen Vormittag lang, machen Mittagsschlaf und arbeiten dann am Nachmittag und Abend.
Du hast bestimmt vieles erlebt, was dir ohne Zealous Clothing nicht möglich gewesen wäre. Was sind die guten Seiten an deiner Arbeit? Was ist dein Highlight seit der Gründung?
Grundsätzlich finde ich alle Seiten an meiner Arbeit super, weil ich genau weiß, wofür ich das alles mache. Ich finde es immer noch unglaublich, wie Zealous seit der Gründung gewachsen ist und was für tolle Kundinnen ich habe, die an die Produkte glauben und dahinterstehen. Ich bin der Ansicht, dass man alles erreichen kann, solange man hart genug dafür arbeitet. Die Momente, in denen einem bewusst wird, dass sich all die harte Arbeit auszahlt, sind schon irre.
Es war schon immer mein Traum, irgendwo in der Nähe vom Meer zu wohnen, richtig surfen zu lernen und jeden Tag in Flip Flops rumzulaufen. Ohne Zealous wäre es wohl um einiges schwieriger geworden, diesen Traum wahr werden zu lassen. Außerdem liebe ich es, dass ich mich oft an neue Situationen anpassen, mir neue Sachen beibringen und immer flexibel bleiben muss; daran wächst man selber enorm.
Ein absolutes Highlight bisher war der Dreh und die Umsetzung des SS17 Good Times Tan Lines Collection Clips, welcher innerhalb der nächsten Wochen released und hoffentlich auf einigen Surf Events gezeigt wird. Bisher haben wir zwar schon einiges an Fotoshootings organisiert und umgesetzt, aber ein Videodreh war neu für uns und total aufregend. Das Ergebnis kann sich echt sehen lassen und ich bin mega happy damit.
Produkte von Zealous findet ihr bei uns im Shop: www.pretty-ride.com