Endless Summer zwischen staubigen Trails und kalten Wellen
Es ist noch früh morgens, die Landschaft versteckt und eingehüllt in Schnee, kaum messbare Temperaturen – da fällt mir der Abschied nicht schwer. Mit meinem Fahrrad im Gepäck mache ich mich auf den Weg zum Flughafen nach München, um dem Winter zu entfliehen. Als leidenschaftliche Mountainbikerin begebe ich mich auf die Suche nach staubigen Trails im Winter, der warmen Sonne, Zeit für mich, um das aufregende Jahr hinter mir zu lassen, Eindrücke zu sammeln und mich inspirieren zu lassen. Mein Ziel: Madeira.
Ist es in Funchal, der Hauptstadt von Madeira, regnerisch und unbeständig, bleibt es in Jardim do Mar meist sonnig und trocken. Mitten im Dorfleben, in dem man sich morgens mit „bom dia“ begrüßt und abends mit „boa noite” verabschiedet, tummeln sich zwischen Kultur und vielen Generation neben uns Mountainbikern auch zahlreiche Surfer. Aufgrund der prägnanten Lage im Atlantik gehört Jardim do Mar mittlerweile zum Treffpunkt der internationalen Surf-Gemeinde, was dieser kleinen Ortschaft ein ganz spezielles Flair verleiht. Aber genug geschwärmt von diesem Ort.
Der perfekte Winterescape
Besitzt du Singletrail-Erfahrung und warst schon des Öfteren in einem Bikepark, dann bist du hier genau richtig. Grundsätzlich macht es Sinn sich mit einem Shuttle-Unternehmen auf den Weg zu machen. Nicht nur, weil sich diese 1a auf der Insel auskennen und hoch motiviert sind dir jegliche Facetten an Trails zu zeigen, sondern auch weil es mal schön ist sich um nichts kümmern zu müssen und die Planung anderen zu überlassen – Urlaub eben. Ich schreibe immer von Shutteln. Natürlich kann man auch selbst hoch pedalieren. Trittst du gerne auf Passstraßen hoch und hast viel Zeit für die Transfers zwischen den Abfahrten, dann feel free. 😉
Eine vielseitige Insel
Die Trails rund um Prazeres und im Westen der Insel gehören mit zu meinen Lieblings-Trails. Hier gibt es neben Flowtrails und schnellen Singletrails mit vielen Wurzeln und Anliegern auch ruppige Steinfelder und teils Downhill ähnliche Strecken. Oben ausgesetzt über schmale Trails, wo hier und da mal eine Kuh weidet und immer der Blick auf das Meer möglich ist, taucht man ab der Mitte in Eukalyptuswälder ein. Wer kann schon behaupten im Januar/Februar staubtrockene Trails gefahren zu sein? Ist es hier ein paar Tage trocken, kann es schon ganz schön stauben. Doch wenn es regnet, kann die Erde wie Schmierseife sein, so genanntes „Madeira-Eis“ oder „Blackice“. Aber keine Sorge, dafür hat man ja einen Guide dabei, um an bekannten Stellen eine kleine Vorwarnung zu bekommen.
Im Vergleich zum Westen der Insel sind die Trails im Osten verblockter und technischer. Klar gibt es hier auch einfache Trails, aber grundsätzlich ist hier mehr Geschepper angesagt. Aber genau das ist ja das Spannende auf der Insel: Es herrschen eine Vielzahl an unterschiedlichsten Trail-Charakteren. Hier im Osten findet man neben Urwäldern auch komplett mit Moos bewachsene Bäume, mystisch vor allem dann, wenn noch Nebel durch den Wald zieht. Wie oft habe ich hier schon von verschiedensten Leuten gehört: „Hier sieht es aus wie…?“ – „…ja genau, wie auf Madeira.“ 😉
In der Mitte der Insel herrscht wieder ein ganz anderer Charakter. Steht man auf Abenteuer, gibt es ein absolutes Highlight – ich sag mal so, das Highlight wartet am Ende der Tunnel. Ausgestattet mit Stirnlampe taucht man circa eine halbe Stunde in drei aufeinander folgende Tunnel ein. Ein schmaler Weg, bei welchem man teils sein Bike schieben oder auch tragen muss, bringt uns entlang der Levadas (Levadas befördern das Wasser aus niederschlagsreicheren Gebieten im Norden und im Zentrum der Insel zu den landwirtschaftlichen Anbaugebieten im Süden) an einen Trail, der jedes Mountainbiker-Herz höher schlagen lässt. Der Einstieg ist steil mit engen Kurven und dann geht’s los: Bei frischem Waldboden, der bei jeder Kurve nur so vom Hinterreifen spritzt, bewegst du dich mit Vollspeed durch eine Art Murmelbahn, von der du nicht auskommst. Ein Traum. Ich erinnere mich noch an den Satz unseres Guides Claudio, als ich ihn das erste Mal gefahren bin: „Bad news, gang. This is the end of the trail.“ – da muss ich direkt wieder Schmunzeln.
Die ganze Story über Biken auf Madeira findest du in der Bike Issue 2021!
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