Ultracycling Vorbereitung: Dein Guide für das erste Langstrecken-Abenteuer auf zwei Rädern

Fasziniert von Ultracycling-Events wie den Badlands, dem NorthCape 4000 oder dem Transcontinental Race? Möchtest auch du ein echtes Abenteuer voller Höhen- und Tiefenmeter erleben? Dann starte mit diesen Tipps für deine Ultracycling Vorbereitung in deine große Reise auf zwei Rädern. Erfahre, wie du dich optimal vorbereitest, dein Bike langstreckentauglich machst und deine Ziele mit Freude und Entschlossenheit erreichst. Hier geht es nicht nur ums Treten, sondern um die Herausforderung, die sich vor dir ausbreitet – eine Reise durch Ausdauer, Selbstorganisation und mentale Stärke. Willkommen in der Welt des Ultracycling.

Ultracycling: Mehr als nur Radfahren

Langstrecken-Radfahren ist mehr als nur eine physische Herausforderung. Es ist ein Test deiner Ausrüstung, Selbstorganisation, Streckenkenntnis und Ernährung. Vor allem aber ist dein Durchhaltevermögen gefragt. Deine mentale Stärke entscheidet, ob du die Ziellinie erreichst oder nicht.

Die Erfolgsformel für die Ultracycling Vorbereitung

30 % Training, 30 % Ausrüstung und Selbstorganisation, 40 % mentale Stärke – das ist die Erfolgsformel für dein erstes Ultracycling-Abenteuer. Kilometer sammeln allein reicht nicht. Es braucht eine umfassende Vorbereitung.

Einfach machen: Dein Einstieg ins Bikepacking

Melde dich zu deinem ersten Bikepacking-Event an und probiere aus, was in dir steckt. Du kannst nur gewinnen: an Erfahrung, Selbstvertrauen und neuen Perspektiven. Pippi Langstrumpf bringt es auf den Punkt: „Das habe ich vorher noch nie versucht, also bin ich mir völlig sicher, dass ich es schaffe.“

Zielsetzung & Race-Strategie

Wähle für deinen Einstieg ein Ultracycling-Event, das dich begeistert. Ob du ambitioniert fahren oder einfach nur finishen willst – deine Strategie beeinflusst Training, Schlafrhythmus und Etappenplanung. Mein erstes Rennen war das NorthCape 4000. Die Vision, aus eigener Kraft bis ans „Ende der Welt“ zu fahren, war mein Antrieb.

Überlege dir auch, mit welcher Strategie du in das Rennen startest: Bist du ambitioniert oder geht es “nur” darum, das Ding zu finishen? Davon abhängig wird später dein Training, deine Schlafstrategie, deine Ausrüstung und deine Etappenplanung sein.

Das richtige Bike für die Langstrecke

Komfort ist entscheidend. Du solltest nicht zu gestreckt sitzen, um deinen Nacken und Rücken zu entlasten: Achte auf eine komfortable und tendenziell aufrechte Sitzposition, eher breitere Reifen mit weniger Luftdruck, einen gepolsterten Lenker, einen bequemen Sattel. Ein Bike-Fitting kann helfen, das Rad optimal auf dich einzustellen.

Bikepacking Ausrüstung am Gravelbike

Foto: Axel Hallhuber

Fahrradtechnik: Werde autark

Dein Rad muss technisch einwandfrei funktionieren. Du solltest Schläuche wechseln, Reifen flicken und eine gerissene Kette reparieren können. Die Basics der Fahrradreparatur sind Pflichtprogramm.

Training: Realität statt Zahlen

Das Training für dein Ultracycling-Event kann unterschiedlich ausfallen, je nachdem wie ambitioniert du an die Sache herangehen möchtest. Trainingspläne für Langstrecken-Events gibt es auf Trainingsplattformen im Internet. Wenn dein Budget es zulässt, kannst du dir auch einen eigenen Coach nehmen. Oder du fährst einfach viel, ohne strikten Plan – um erste Erfahrungen zu sammeln, kann das auch schon reichen.

Wichtig ist, ein feines Körpergefühl zu entwickeln und nicht ausschließlich auf Leistungsdaten wie Geschwindigkeit, Watt, Trittfrequenz und Herzfrequenz zu achten. Lerne, auf deinen Körper und als Frau auf deinen Zyklus zu hören. Um einseitige Belastung auszugleichen, empfiehlt es sich, Stabilitätsübungen für Rücken, Bauch und Oberkörper sowie Dehnübungen zu integrieren.

Bei der Vorbereitung auf einen Ultracycling-Event gehören Radfahrten, die Rennsituationen nachstellen, ebenfalls ins Programm: Nachtfahrten, Schlauch im Dunkeln und bei Regen zu wechseln und zu reparieren, 100 km solo ohne Abzusteigen zu absolvieren, in der Hitze und am Berg zu trainieren, gehören auch dazu. Sei geduldig mit dir und denke daran: Übung macht die Meisterin, das ist bei der Langstrecke genau wie beim Geige spielen.

 

Bikepacking Ausrüstung am Gravelbike

Streckenkenntnis bringt Sicherheit

Je besser du die Strecke kennst, desto weniger wirst du im Rennen von Steigungen oder einem langen Abschnitt ohne Versorgungsmöglichkeiten überrascht. Erstelle ein Roadbook mit wichtigen Punkten, lade GPX-Tracks auf Radcomputer und Handy, nutze Streetview und arbeite mit klarer Dateibenennung. Planung bringt mentale Entlastung. Als Backup habe ich die Tracks auch auf dem Handy im Offline-Modus dabei.

Hier erfährst du alles Wissenswerte zum Thema Tourenplanung.

 

Bikepacking Ausrüstung: Komfort & Sicherheit

Je nach Distanz und abhängig von deiner Schlafstrategie fällt deine Packliste unterschiedlich lang aus. Bei der Kleidung gilt es hauptsächlich darum, auf Komfort zu achten. Das Trikot sollte nicht zu eng sein und die Trikottasche genug Platz lassen, um Gegenstände zu verstauen. Deine Bib muss wie angegossen sitzen. Ich selbst fahre niemals ohne Sitzcreme und Unterhemd, um Schweiß nach außen abzuleiten – auch das wirkt Scheuerstellen vor. Zinkcreme am Abend wirkt beruhigend.

Das Thema Sicherheit spielt bei Bikepacking-Rennen eine wichtige Rolle: Vorder- und Rücklichter, eine Helmlampe, Sicherheitsweste, Reflektoren an Händen und Beinen sowie am Rad sind extrem wichtig, um in der Dämmerung oder bei Nacht gut gesehen zu werden.

Powerbank und Schnellladekabel, Feuchttücher, ein kleiner Plastiklöffel und ein Erste-Hilfe-Set sowie eine ganze Reihe an Werkzeugen gehören ebenfalls ins Gepäck. Am besten, du testest deine Ausrüstung und das Handling vorab bei einem kleineren Event.

Umfangreiche Packlisten zu Bikepacking-Rennen und Events findest du z.B. auf bikepackers.de

Bikepacking Verpflegung beim Gravelbiken

Foto: Axel Hallhuber

Ernährung beim Ultracycling

Bei Bikepacking-Events verbrennst du enorm viele Kalorien, oft mehr, als du aufnehmen kannst. Es ist daher essenziell, regelmäßig zu essen und dein Energielevel stabil zu halten. Ich richte mir beispielsweise eine Erinnerung auf meinem Radcomputer ein, um alle 20 Minuten etwas zu trinken und einen kleinen, leicht verdaulichen Snack, wie Marzipan, Milchreis oder Haferflocken, zu mir zu nehmen. Während eines Bikepacking-Rennens bemühe ich mich, eine möglichst alltägliche Ernährung beizubehalten, da ich nicht genug Gels und Riegel mitführen kann, um meinen Bedarf zu decken. Ernährung ist ein höchst individuelles Thema, besonders wenn es um Ausdauersportarten wie Ultracycling geht. Finde heraus, welche Nahrungsmittel und Strategien am besten für dich funktionieren, um Energie zu liefern und die Leistungsfähigkeit zu erhalten, ohne deinen Magen zu belasten. Recherchiere die Öffnungszeiten von Supermärkten unbedingt im Vorfeld, um nicht vor verschlossenen Türen zu stehen.

Mentale Stärke: Der Gamechanger

Um die mentalen Herausforderungen beim Ultracycling zu meistern, ist es entscheidend, dein „Warum“ zu kennen. Frage dich, was dich antreibt und warum du diese Strapazen auf dich nimmst. Entdecke einen Sinn in deiner Radlerei, denn das ist eine mächtige Motivationsquelle, besonders in Momenten, in denen du ans Aufgeben denkst.

Diese Tiefpunkte sind unvermeidlich und treten häufig in der ersten Hälfte deines Langstreckenrennes auf. Um sie zu überwinden, setze dir kleine, erreichbare Ziele. Konzentriere dich nicht auf die Gesamtdistanz, sondern denke in Etappen und navigiere von Checkpunkt zu Checkpunkt. Und befolge die wichtigste Regel: Never give up hungry & at night!

Es gilt, mit einer gewissen Demut und Respekt an den Start zu gehen – deinen Mitstreiter:innen und dem Rennen gegenüber sowie der Natur, in der du dich bewegst. Es gibt in einem solchen Rennen auch Faktoren, die du nicht beeinflussen kannst, auch das gilt es zu akzeptieren. 

Erfolg und Spaß an der Sache kommen nur, wenn du eine echte Liebe zum Sport und zum Abenteuer entwickelst und nicht, weil du anderen etwas beweisen oder dich als Ultracyclist darstellen möchtest. Und wenn du zu denen gehörst, die immer noch an sich selbst zweifeln, denke daran: Die Hauptsache ist, du hast es versucht, getreu meinem Motto: raus aus dem Windschatten, rein ins Abenteuer.

 

Zusätzliche Tipps für deine Ultracycling Vorbereitung

  • Erstelle einen Pacetable zur Zeitplanung
  • Nutze Datenfelder für „Fahrzeit“ und „Pause“ auf dem Radcomputer
  • Kaugummi gegen Müdigkeit
  • Brevets als Testlauf nutzen
  • Vor dem Start: kompletter Technik-Check

Mehr Stories rund ums Gravelbiken und Bikepacken findest du in der aktuellen Gravel-Ausgabe: 

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