Wer das Abenteuer liebt, findet es oft in den Bergen und am Meer. Als leidenschaftliche Snowboarderin und Surferin zieht es auch Bibi immer wieder dort hin. Die Österreicherin teil sich ihre Zeit zwischen Snowboarden, Klettern, Biken, Surfen und Physiotherapie auf und pusht dabei stets ihre Grenzen. Beim Snowboarden verschaffte ihr das den einzigsten Part einer Frau in Jeremy Jones „Further“ Triologie, als sie auf Splitboards das Karwendel Gebirge erkundeten. Seit knapp zwei Jahren gibt es bei ihr allerdings ein neuen Mittelpunkt im Leben…

Hallo Bibi, wie geht’s dir? Schon lang nicht mehr gesehen… Was gibt es Neues bei dir?

Wirklich schon lange nicht mehr gesehen! Zum Glück geht alles richtig gut bei mir. Ich bin vom Grundtyp eher eine Frohnatur, bei mir ist das Glas meistens halb voll ;-), obwohl noch kein Schnee liegt.

Ja, was gibt es Neues?  Ich tendiere ja fast dazu „nicht viel“ zu sagen, aber das stimmt eigentlich gar nicht. Ich bin vor genau eineinhalb Jahren Mama geworden. Da ändert sich schon so einiges, das eigene Ego stellt sich dann mal ganz hinten an. Im Grunde bleibt man auch als Mutter die gleiche Person. Die Zeit wird natürlich viel knapper um seinen Bedürfnissen nachzugehen, aber da sind sie ja trotzdem. Für mich wäre es nicht gesund, diesen nicht mehr nachzugehen, auch wenn alles organisatorisch aufwendiger wird.

Der Winter muss ja jederzeit richtig losgehen. Auf was freust du dich am meisten?

Ich hoffe, dass der Winter auch bei uns in den Alpen bald in Schwung kommt. ich freu mich schon unendlich auf die ersten richtigen Powderschwünge und darauf auch wieder längere Splitboardtouren und Übernachtaktionen in Winterträumen oder im Zelt, vor allem zusammen mit Mitch zu machen. Letztes Jahr war unsere Tochter Lilith noch sehr klein und ein ausschließliches Stillkind und Flaschenverweigerin. Länger als 2 oder 3 Stunden am Stück konnte ich da nie weg. Letzte Saison ist unsere Nanny sogar mit auf den Berg gefahren. Zwischen meinen Runs hab ich die Kleine im Restaurant gestillt. Aber so konnte ich zumindest raus. Da wir keine Großeltern vor Ort haben, ist es nochmals schwieriger sich freizuschaufeln.

Wie war deine Saison als schwangere Snowboarderin? Hat dich die Schwangerschaft eingeschränkt? 

In der Schwangerschaft habe ich mich natürlich insofern beim Snowboarden eingeschränkt, dass ich keine riskanten Dinge in Bezug auf Lawinengefahr gemacht habe. Ich war bis zwei Monate vor Geburt Snowboarden und Splitboarden. Natürlich war ich etwas kurzatmiger und gemütlicher am Weg. Überfüllte Pisten habe ich eher gemieden. Ansonsten hat sich Snowboarden aber immer gut für mich angefühlt. In der Schwangerschaft ist das Aktivitätslevel etwas sehr Individuelles und es ist gut dabei auf sein Gefühl zu hören.

Denkst du dein Riding wird sich als Mutter ändern?

Das ist eine wirklich schwierige Frage. Im Endeffekt bin ich diejenige geblieben, die ich schon vorher war. Wenn ich am Snowboard stehe, dann konzentriere ich mich voll und ganz auf das, was ich tue und visualisiere nicht, was passieren könnte, vor allem nicht bei der Abfahrt. Allerdings denke ich ehrlicherweise schon darüber nach, vor allem wenn ich mit Mitch gemeinsam beim Snowboarden unterwegs bin, gewisse Situationen eher zu vermeiden. Vielleicht sagen wir da zu manchen riskanteren Aufstiegen bezogen auf Lawinengefahr eher nein. Schließlich willst du aus deinem Kind keine Vollwaise machen, das wäre es nicht wert. Es geht nicht mehr „nur“ um dein eigenes Leben, sondern auch um das deines Kindes.

Mitch und du seid ja echte Explorer – beim Surfen wie beim Snowboarden. Welche entlegenen Ecken habt ihr schon erkundet?

Wir waren die letzten 15 Jahre sehr viel gemeinsam unterwegs. Mittlerweile stellt sich natürlich die Frage, inwieweit es für uns vertretbar ist ständig um die Welt zu fliegen. Es ist ja kein Geheimnis mehr wie viel CO2 man bei einem Langstreckenflug konsumiert. Natürlich haben wir es immer sehr genossen an weniger besiedelte oder exotische Orte zu kommen. Für das Snowboarden stört es mich nicht in Autofahrdistanz zu bleiben. Da gibt es noch so viel für mich zu entdecken und genügend Herausforderungen. Beim Surfen ist das schon schwieriger. Tropisches Wasser und perfekte Points sind nicht gerade in nächster Nähe. Diesen Herbst waren wir auf den Philippinen und auf Bali. Natürlich haben wir heuer wegen unserer Tochter unsere Surfdestination auch eher nach Malariafreiheit als nach uncrowded Spots ausgewählt. Aber das sind ja wirkliche Luxusprobleme. Unser Ziel sollte es sein keine bis eine Flugreise im Jahr zu machen…

Welcher Backcountry-Trip hat dich an deine Grenzen gebracht und steht deshalb besonders heraus?

Keine einfache Frage. Ich bringe mich selten in Situation in denen ich nicht sein möchte. Natürlich ist es oft ungemütlich und sehr anstrengend, aber doch zu bewältigen.

Letztens habe ich bei einer kleinen Präsentation eines Alpinisten zugehört, der meinte, wenn man selbst glaubt man kann nicht mehr, dann ist der Körper physisch erst bei 50% seiner Kapazität angelangt. Damit hat er glaube ich recht. Das heißt aber nicht, dass es nicht weh tut.

Als wir für „further“ bei extremer Kälte einige Tage gecampt haben und am letzten Tag nach vielen Höhenmetern Hiken und Snowboarden uns dazu entschlossen haben am Abend mit Sack und Pack den Schlitten ziehend das Tal wieder zu verlassen, da musste mich kurz vorm Ziel Mitch holen kommen, weil ich mich einfach neben dem Weg in den Schnee gelegt habe um ein bisschen zu schlafen. Da war ich wahrscheinlich bei meinen 50% 😉

Immer mehr Snowboarder, vor allem die älteren, steigen aufs Splitboard um. Seit wann gehst du schon Touren? Und wie hast du dir dein Wissen über die Jahre angeeignet? (Kurse, Freunde etc?)

Ich bin bereits als Kind mit meinen Eltern mit auf Tour gegangen, damals noch mit Ski. Später dann mit Schneeschuhen und Snowboard am Rücken. Mein erstes Splitboard hab ich selbst gebaut, da waren noch nicht allzu viele am Markt. Dazu haben wir einfach unsere Bretter in der Mitte auseinander gesägt.

Das Wissen über Tourenplanung kommt mit der Zeit und Erfahrung. Man lernt von Erfahreneren mit denen man unterwegs ist, man erfährt was möglich ist und was nicht. Natürlich habe ich auch Vorträge über Lawinengefahren angehört und Bücher diesbezüglich gelesen. Das ganze ist ein Prozess und man tastet sich heran, um immer herausfordernde Projekte anzugehen. Jedes Jahr aufs neue.

Du bist ja Team-Fahrerin bei Jones Snowboards…. Welches Set-up fährst du am liebsten?

Ich liebe das Carbon Solution. Es hält bei schwierigen Traversen oder auch harten und wechselhaften Bedingungen viel her. Das ganze mit Karakoram Bindungen. Crampons habe ich meistens auch immer im Rucksack, falls es eisig oder hart wird.

Du bist ja bekannt dafür gerne steile Rinnen etc. zu fahren. Würdest du dich als mutig bezeichnen? Kannst du das Gefühl kurz vorm Drop-in beschreiben?

Mutig? Keine Ahnung, ich glaube ich bin nicht außergewöhnlich mutig. Ich vertraue meinen Turns und kann  mich selbst glaube ich ganz gut einschätzen. Beim Drop-in bin ich nicht nervös. Das ist eher eine Mischung aus Vorfreude und aufgeregt sein, aber im positiven Sinne.

 

Mentale Stärke ist beim Snowboarden ja mindestens genauso wichtig wie physische Stärke. Was und wer bestärkt/beruhigt dich in angespannten Situationen?

Da hast du vollkommen Recht. Es ist gut von dem überzeugt zu sein was man tut und ein klares Ziel vor Augen zu haben. Ich schätze an meinem Mann sehr, dass er mir immer alles zugetraut hat, Dadurch habe ich mich selbst im Kopf nie eingeschränkt und dann macht der Körper auch mit. Das hat jetzt aber nichts mit kopflosen Verhalten zu tun, aber meistens geht doch mehr als man denkt.

Physisch gesehen – Wie oft trainierst du in der Woche und welches Training machst du?

Im letzten Jahr bestand mein „Training“ eher im Kind tragen. Ich bin sehr viel mit der Kleinen am Berg unterwegs. Zuerst habe ich sie am Bauch getragen und jetzt am Rücken. Oft trage ich (oder wir) sie irgendwo hinauf, wo wir dann mit der Gondel wieder runterfahren können. Die Geduld von Kleinkindern hält sich ja meist in Grenzen. Mit dem Mountainbike fahren wir auch oft Touren mit ihr. Sie sitzt im Radanhänger und das geht aufwärts ganz schön rein…dann knobeln Mitch und ich wer Trail fahren darf, der andere muss über die Forststrasse mit Anhänger runter.

Zusätzlich mache ich immer noch funktionelle Trainingseinheiten und leite in meiner Therapie funktionelle Trainingsgruppen an. Es ist für mich wichtig selbst immer etwas zu tun, nicht nur für die eigene Fitness, sondern auch um es den anderen besser näher bringen zu können.