DAS LEBEN ALS DIGITALE NOMADIN

„Choose a job you love and you never have to work again.“

 

Durch Indonesien reisen, über das Erlebte schreiben, Reisetipps geben und damit Geld verdienen klingt zu gut, um wahr zu sein, oder? Doch wer einen erfolgreichen Reiseblog betreibt, lebt diesen Traum tatsächlich. Als Neuling in der Bloggerszene, war mir nicht bewusst, dass es diese Digital Nomaden gibt und wie ihr Lebensentwurf funktioniert. Deshalb unterhielten wir uns mit Melissa, die den beliebten Reiseblog „Indojunkie“ betreibt– natürlich spielt dabei auch Surfen eine große Rolle.

 

Wie bei vielen Dingen, die man aus Leidenschaft beginnt, ging es auch bei Melissa lange nicht ums Geld. Die heute 24-jährige verbrachte insgesamt eineinhalb Jahre in Indonesien, machte dort mehrere Tauchscheine und lernte die Sprache. „Ich war bereits in vielen Ländern unterwegs, aber irgendwie hat es mich immer wieder zurück nach Indonesien gezogen. Die meiste Zeit verbrachte ich auf Lombok, Bali, Java und Sulawesi. Nach meinen Trips haben mich viele Leute nach Tipps und Infos über die Inseln gefragt, da es bis dahin sehr wenige Infos über Indonesien im Netz gab. Zu der Zeit, vor ungefähr zwei Jahren, fing das Ganze mit den Reiseblogs an und so kam ich auf die Idee auch so einen „komischen Blog“ zu starten. Ich hatte zwar keinen Schimmer vom Bloggen, aber sehr viel zu erzählen, denn man erlebt in Indonesien so viel!“

Ohne Erfahrung oder Hintergrundwissen von Blogs begann Melissa sich in das Thema mit Hilfe von Online Tutorials einzuarbeiten. Stück für Stück entwickelte sich der Blog weiter, die Seite wurde designt, eine Facebook Page kam dazu, ebenso wie Facebook Werbung, ein Newsletter und Suchmaschinenoptimierung. „Ich hatte keine Vorstellung davon, dass man davon leben könnte, wie umfangreich ein Blog ist und auch nicht was WordPress ist.“ erzählt sie. „Über die Jahre hab ich so viel dazu gelernt und auch sehr viel Zeit investiert. Man unterschätzt wirklich wie viel Arbeit das ist. Allein die ganzen Leserfragen – wir bekommen täglich 20-30 Leserfragen. Inzwischen hab ich da zum Glück Unterstützung! Bei den Leserfragen hilft mir zum Beispiel ein sehr netter Rentner, der seit längerem in Jakarta lebt.“

Die meiste Arbeit fließt in die Redaktion, dass jede Woche ein Post online geht, die Koordination mit anderen Autoren (inzwischen hat Melissa nämlich ein kleines Team, das sie unterstützt), Korrektur lesen, umschreiben, Leserbriefe beantworten und nach Gastbeiträgen suchen. Zudem verfasst sie selbst Beiträge für andere Blogs, optimiert WordPress und kümmert sich um ihr zweites Standbein: E-Books. Melissa hat zusammen mit ihrer guten Freundin Petra schon vier Bücher verfasst. Ein Reiseführer über Sulawesi, ein Backpacking Guide Indonesien, „122 things to do in Bali“ und im Frühling erscheint das erste gedruckte Buch, ein Surfguide über Bali. „In dem Surfguide stellen wir alle Spots und Orte vor, wann die Breaks laufen, was man darüber wissen muss etc. Zudem haben wir Hintergrundwissen über die Tides, Verhaltensregeln im Line-up, Surfvokabular auf Indonesisch, Portraits von local Surfguides und einige Insider Tipps.“

Den Surfguide haben die Mädels zu dritt geschrieben. Barbara, die Initiatorin des Surfguides hat über ein Jahr auf Bali gelebt hat und mit ihr und Petra hat Melissa die nötigen Surfbackground für das Buch. Alles entsteht aus einem Team aus Freunden, die sich gegenseitig ergänzen. Der Surfguide wird vermutlich Juli/August erscheinen.

Um für ihren Blog und ihre Bücher zu recherchieren verbringt Melissa mehrere Monate am Stück in Indonesien. Ohne eine feste Base in Deutschland ist das gut umsetzbar, da man keine Fixkosten hat. „Das Gute ist, dass ich von überall aus arbeiten kann.“ Aber wie verdient man denn jetzt Geld mit einem Blog???

„Die Haupteinnahme-Quelle ist Affilate Marketing. Man geht eine Partnerschaft mit Unternehmen ein, von denen man eine Provision von Verkäufen bekommt. Mein bestes Beispiel ist die DKB Kreditkarte. Ich besitze die Karte selber, finde sie super und hab deshalb auch eine Partnerschaft mit der DKB. Wenn sich jemand über meinen Blog die Karte holt, bekomme ich eine Provision. Mir ist es aber wichtig authentisch zu bleiben und deshalb bringe die Affiliate-Links nur in Artikel unter, wenn sie wirklich Sinn machen und ein Mehrwert für die Leser bieten. Wie zum Beispiel einen Rollerverleih auf Bali vorzustellen, Surfcamps, Shops etc. Eine weitere Einnahmequelle sind gesponserte Beiträge über Surfcamps/Hotels, die wir besuchen und darüber schreiben. Mit unseren eigenen Produkten, unseren E-Books, verdienen wir natürlich auch Geld.“

„Ich liebe die Lebenseinstellung der Locals: Take it easy, sie planen nicht und leben einfach so im Moment. Man kann viel von ihnen lernen, sich nicht so viele Sorgen zu machen und einfach das Hier und Jetzt zu genießen. Das ist es auch, was mich immer wieder zurückzieht: Die nur bis heute Abend denken Mentalität.“

Schaut man sich im Netz um, stößt man auf mehr (Reise-)Blogs als Warungs auf Bali. Gefühlt hat jeder schon einen Blog begonnen, aber was macht einen erfolgreichen Reiseblog aus? „Ich glaub in der heutigen Zeit, wo es so viele Reiseblogs gibt, macht es Sinn sich für eine Nische zu entscheiden, wie ich mit Indonesien. Einzelne Länder haben mehr Potential, da wird man bei Google schneller gefunden und kann mit lokalen Anbietern zusammenarbeiten. Außerdem braucht man extrem viel Geduld, das erste Geld wird frühestens nach einem Jahr kommen. Man muss authentisch bleiben und nicht zu viele bezahlte Beiträge haben. SEO (Suchmaschinen-Optimierung) ist wichtig, aber dabei darf man nicht zu aggressiv vorgehen. Man braucht ein Alleinstellungsmerkmal, muss sympathisch sein und die Leute müssen einem vertrauen. Insider Geschichten, die man sonst nirgends findet, kommen auch immer gut an. Und ein tolles Team zu haben, hilft auch ungemein.“

www.indojunkie.com