Als ich über den Instagram Account von Carly Brown gestolpert bin, fesselte mich zum einem ihr Name, noch viel mehr aber die Leichtigkeit ihrer Bilder. Die Fotografin aus Byron Bay schafft es den Surflifestyle und den salzigen Vibe des Strandlebens authentisch einzufangen. Carly fotografiert erst seit vier Jahren professionell, ihr fotografisches Gespür hat ihr aber schon Aufträge auf der ganzen Welt verschafft und so reist die leidenschaftliche Surferin mit Kamera und Boards um die Welt.

Alter: 32

Home: Byron Bay, Australien

Lieblings Surfspot: Schwer zu sagen! Da gibt es einige… Wir sind in meiner Heimatstadt Byron Bay und entlang der ganzen Ostküste von Australien echt verwöhnt. Zwei meiner Lieblings Surfspots sind daheim (ohne die Crowds): Wategos und The Pass. Noosa und Crescent Head mag ich auch sehr gerne. Eigentlich alle rechten Pointbreaks – ich bin ein natural footer. Mein Lieblingsspot in Bali ist bis jetzt Balian, ein linker Beachbreak. Ich hab mich aber auch in einen rechten Pointbreak in Mexico verliebt – La Lancha.

Lieblingsort zum Fotografieren: Ganz ehrlich habe ich keinen Lieblingsspot zum Shoooten, sondern viele – Joshua Tree in Kalifornien zum Beispiel– es war schon lange ein Traum von mir dort zu fotografieren und letztes Jahr wurde er wahr. Dieser Ort ist etwas ganz besonders. Hawaii ist auch toll – mit verschiedenen Mikroklimas und mit dem coolsten Vibe / Surfkultur. Und Mexiko – Ich bekomme nicht genug dort und in Indonesien zu shooten. Und Südafrika ist ganz oben auf meiner Liste als nächste Destination.

Ahhh, es gibt einfach so viele Orte auf der Welt noch zu sehen… Wahrscheinlich ist mein Lieblingsort überall, wo ich noch nie war.

Hi Carly, wo bist du aufgewachsen und wann hast du angefangen zu fotografieren?

Ich wurde in Grafton, einer kleinen Stadt, ein paar Stunden südlich von Byron Bay geboren. Es ist eine ländliche Gegend, ca. 30 Minuten westlich vom Strand. Wir zogen oft um, vom Land zum Ozean, zur Stadt – Grafton, Central Coast und Sydney. Zurückblickend kann ich sagen, dass es toll war an so unterschiedlichen Orten aufzuwachsen – ständig in Bewegung und ständig mit Veränderung. Es hat mir sehr geholfen mich an das Leben voller Reisen zu gewöhnen.

Ich war schon immer sehr kreativ, sei es Malen, Zeichnen oder mit der Kamera meiner Mutter. zu fotografieren. Ich habe immer alles in irgendeiner Form von Kunst dokumentiert. Ich habe mir erst vor vier Jahren meine erste Spiegelreflexkamera gekauft und jetzt fotografiere ich einfach immer und überall.

Seit wann fotografierst du professionell und wie hast du deine ersten Aufträge bekommen?

Vor sechs Jahren habe ich meinen Job als Event-Managerin gekündigt und bis von Sydney nach Byron Bay gezogen. Ich wollte einfach mehr im Leben als einen 70 Stunden/Woche Bürojob. Ich hatte schon sehr lange den Traum und die Leidenschft Fotografie zu studieren und weiter zu verfolgen. Vor vier Jahren habe ich mich dann dazu entschlossen in den sauren Apfel zu beißen, nicht zu studieren, und habe mir meine erste Spiegelreflex gekauft. Ich habe mir alles selbst beigebracht. Ich habe dann angefangen in meiner wenigen Freizeit neben meinem Vollzeit-Job zu shooten und kreativ zu werden. Erst habe ich zu einer lokalen Website Bilder und Stories beigetragen, später habe ich dann Gigs und Events geshootet. Dort macht man super Bekanntschaften. Meine Freunde und Familie haben mich weiter unterstützt und daraufhin habe ich mich entschlossen einen eigenen Foto-Blog zu starten. Ich habe einfach viel experimentiert und geshootet. Dadurch kam es zu Kollaborationen mit bekannteren Modelabels und schon war ich zu beschäftigt, um zusätzlich noch für jemand anderen zu arbeiten. Ich habe gleich ein paar Jobs bekommen, bin für Kampagnen unter anderem nach Mexiko und so weiter gereist und schon war ich dazu gezwungen, selbstständig zu arbeiten. Seit dem habe ich nicht mehr zurück geschaut. Das war vor zwei Jahren. Die Arbeit und mein Leben sind jetzt manchmal so stressig, dass ich mir schwer tue alles alleine zu managen. Deshalb möchte ich dieses Jahr etwas expandieren, damit ich mich nur noch auf das Fotografieren konzentrieren kann.

 

Wie ist das Leben als selbstständige Fotografin? Wolltest du schon immer so ungebunden leben?

Das Leben ist toll! Es ist stressig und ich habe wahrscheinlich noch nie so hart gearbeitet – und ich habe mir schon immer ins Zeug gelegt. Ich denke, wenn es deine Arbeit ist, dein Name dahinter steht und du deine Arbeit liebst, möchtest du eben, dass sie perfekt ist.

Ich hätte in meinen wildesten Träumen nicht gedacht, dass ich jemals selbstständige Fotografin werde, die Welt bereise, das mache, was ich liebe und davon noch Leben kann. Es haut mich immer wieder um und ich bin sehr dankbar für all die Gelegenheiten die kommen.

Der Lifestyle ist fantastisch. Man ist ein bisschen überall und nirgendwo und ich bin gerade noch am lernen die Balance zu halten. Aber ich weiß nicht wirklich, ob ich das jemals schaffen werden…haha. Alle die denken, es wäre nur glamourös: es gibt gute und schlechte Tage, wie bei allem im Leben. Man muss ständig sehr flexibel sein und sich an alle möglichen Arbeitsbedingungen anpassen können. Reisen ist toll, kann aber auch sehr anstrengend sein. Sei bereit für atemberaubende Ort, gute Zeiten und Abenteuer, aber sein auch vorbereitet auf frühen Arbeitsbeginn, lange Nächte, lange Shooting-Tage, lange Tage vorm Computer und lange Tage im Ungewissen. Aber alles in allem liebe ich, was ich tue und bin jeden Tag glücklich darüber.

Was shootest du am liebsten?

Ich liebe Surf und Lifestyle, ich liebe es Menschen zu fotografieren. Ich liebe Reisen und ich liebe Mode. Also eigentlich alles. Jedes Genre bringt einen neuen Aspekt, hält dich und deine Ideen frisch. Ich denke, wenn ich mich zu sehr auf ein Genre konzentrieren würde, würde ich nicht so schnell wachsen und meine Kreativität pushen. Ich lerne bei Shootings in den verschiedenen Bereichen ständig dazu.

Wie wichtig ist dir das Surfen – persönlich und für deine Arbeit?

Ahhh…es ist DAS Wichtigste überhaupt. Ich werde verrückt, wenn ich Surfen nicht zu meiner absoluten Priorität machen kann. Salzwasser heilt wirklich alle meine Wunden. Ich kriege den Kopf frei, es inspiriert mich und hält mich bei Verstand. Besser kann man den Tag nicht starten und beenden. Wenn ich lange Tage am Computer habe, lege ich mittags eine kleine Pause ein um zu Surfen. Jedes Mal, wenn ich von einer Reise zurückkomme, gehe ich erstmal zu meinem Lieblingsspot und springe in Wasser.

Du shootest auch aus dem Wasser. Was macht es so besonders?

Oh ja, ich liebe es im Wasser zu Shooten. Ich liebe es Surfer zu fotografieren und im Wasser kreativ zu sein. Es ist ein komplett andere Perspektive, die manche vielleicht niemals zu sehen bekommen. Surferinnen und grazile Wellentänzer zu fotografieren ist meine ganz große Leidenschaft. Den Stoke im Gesicht der Menschen einzufangen, wenn sie eine schöne Welle surfen, den Vibe festzuhalten und zu fühlen, dass wir alle im Wasser frei sind, gefällt mir am besten daran. Manchmal merkst du gar nicht welche Magie du eingefangen hast, bis zu die Bilder dann am großen Bildschirm siehst. Die besten Wasser-Shots sind die ungeplanten und nicht perfekten, die Fehler. Ich habe eine sehr starke Verbindung zu Ozean, wenn ich also ins Meer zum Arbeiten springe, ist es ein richtig guter Tag im Office. Du musst nur sicher gehen, dass du dir auch Zeit nimmst die Wellen selbst zu genießen. Das ist manchmal eine richtig schwere Entscheidung: Surfen oder Shooten?

Was möchtest du mit deinen Bildern zeigen? Was braucht ein gutes Foto?

Für mich persönlich (und ich denke das ist für jeden anders), geht alles um das Gefühl und den Vibe, den du von einem Bild bekommst. Natürlich man ein Bild wegen der perfekter Komposition, guten Bearbeitung und tollen Licht, gut finden. Aber mir geht es um das, was ich fühle, wenn ich ein Bild zum ersten Mal sehe. So möchte ich fotografieren und das möchte ich mit meiner Arbeit erreichen.

Wer oder was inspiriert dich?

Das sind so viele Dinge. Der Ozean, die Menschen, die ich treffe, die Orte, die ich besuche… Die Spontanität in jedem Shot. Generell andere Kreative – es gibt so viele tolle Menschen, die so viele tolle Dinge tun. Das treibt mich jeden Tag an. Einer meiner liebsten Mode-Fotografen der Vergangenheit ist Helmut Newton und heutzutage ist es Henrik Purienne.

Du reist sehr viel. Wie wichtig ist das Reisen für dich und deine Arbeit?

Ja, ich reise sehr viel und bin ständig für die Arbeit unterwegs. Ich denke, neue Dinge zu erleben, neue Settings, neue Orte, neue Kulturen und Menschen kennenzulernen ist sehr wichtig. Das inspiriert mich. Ich habe das Glück genug Jobs in meiner Heimat Byron zu bekommen, um mich das ganze Jahr beschäftigt zu halten. Wenn ich also zu Hause sein möchte, dann kann ich das auch. Aber ich liebe es einfach zu reisen und an vielen Orten zu fotografieren. Das inspiriert mich und ich kreiere ständig Neues. Ich male mir oft Shootings in Gedanken aus und dann suche ich nach dem besten Weg das Ganze in die Tat umzusetzen. Manifestation – ist etwas sehr kraftvolles.

Welche wichtigen Lektionen hast du in den vergangenen Jahren gelernt?

Höre immer auf dein Bauchgefühl. Immer. Steh hinter dem, was dir wichtig ist. Schätze was du hast und sehe Nichts als selbstverständlich an. Nimm dir Zeit für dich selbst, auch wenn es nur eine halbe Stunden am Tag ist. Nimm dir Zeit für Dinge und Menschen, die dir wichtig sind. Arbeite nicht bis zur Erschöpfung. Geh mehr Surfen. Hol dir Unterstützung… haha. So viele Dinge.

Welcher Trip war ein richtiges Highlight?

Jeder Trip ist wunderbar aus den verschiedensten Gründen. Aber ein Highlight war der Trip nach Sayulita in Mexiko, wo ich für das australisches Label Amilita shootete. Der Trip hatte einfach alles. Ich kam eingeflogen und rechnete damit gleich loszulegen. Aber es gab eine Verzögerung, da die Kollektion auf dem Weg verloren ging. Wir waren auf Hold (ich weiß, ein schlechter Ort um auf Hold zu sein), und so konnte ich surfen und alles auskundschaften. Ich traf tolle Menschen. Ich schrieb einem Mann wegen einer Unterkunft eine E-Mail und als er in meiner Signatur sah, dass ich Fotografin bin, wollte er einen Tausch machen. Seine Tochter, eine gesponserte Surferin, brauchte neue Fotos. Und so ließ ich mich auf den Deal ein und lebte bei der mexikanischen Familie. Ich blieb für fünf Tage, erlebte tolle Abenteuer mit der Familie und fotografierte die Tochter Sofia beim Surfen. Das Shooting für Amilita klappte dann am letztmöglichen Tag auch noch. Oft passieren magische Dinge, wenn es eben nicht nach Plan läuft.

Diese Ausgabe steht ganz unter dem Motto “Indonesien”. Was verbindet dich mit Indo?

Ahhhh…Indonesien. Es ist unglaublich. Ich habe eine sehr starke Verbindung zu diesem Ort. Es ist meine Heimat fern von der Heimat. Ich war schon oft auf Bali, für die Arbeit und zum Vergnügen, ich weiß schon nicht mehr wie oft. Von Australien ist es schnell und günstig zu erreichen. Ich war auch schon auf Lombok, den Gilis, Nusa Lembongan und Nusa Cenigan. Ich habe auch schon Neu-Guinea besucht, aber es gibt noch so viele Orte, die ich noch sehen möchte. Java und Sumatra stehen ganz oben auf der Liste.

Erzähl uns ein bisschen mehr von Bali. Was macht die Insel so besonders für dich?

Ich liebe Bali – die Menschen, den Surf, die Landschaft, die Lebensweise, das Essen, die Kultur – das einfache Leben. Das einfache Leben… das Insel-Leben, ist der Beweis, dass man all die materialistischen Dinge nicht braucht, um glücklich zu sein. Viele Expats und Kreative leben dort, und bei jedem Trip trifft man so viele verschiedene Charaktere, viele Australier und Menschen von der ganzen Welt.

Ich fühle mich mit Locals und der Kultur im Einklang und so ungezwungen. The Menschen sind schön, sie geben, sind immer glücklich, freundlich und lachen. Jede Insel ist so einzigartig und bietet etwas anderes. Und auch die Kultur und Religion unterscheidet sich von Ort zu Ort etwas. 

Wenn du irgendwen oder irgendetwas fotografieren könntest, wer oder was wäre es?

Schwere Frage…hmmm… ich liebe Straßen-Castings. Ich liebe Menschen – von daher würde es ein Portrait sein, ein Bild, das mit nur einem Blick auf das Gesicht eine Geschichte erzählt. Nicht unbedingt jemand Prominentes. Nur jemand, der eine coole Geschichte zu erzählen hat. Das ist auch meine Motto „’It’s all about the stories‘.

Ich würde auch sehr gern in der Zeit reisen, um eine Kampagne in den 60ern oder 70ern zu shooten. Ich bin besessen von dieser Ära und dem Vibe.

 

Mehr von Carly’s Fotografien findet ihr hier: https://carly-brown.squarespace.com