Tatjana fand auf Bali alles, was sie suchte
Mit dem Chicas Boardshop gab Tatjana zehn Jahre lang Snowboarderinnen und Surferinnen ein Ort des Zusammenkommens – und natürlich die beste Auswahl an Street- und Snowwear für Boardsportlerinnen. Heute lebt sie auf Bali, wo die Münchnerin nach langen Reisen ihre zweite Heimat fand. In der Nähe von Bingin hat sie sich eine kleine Oase geschaffen, von der sie und ihre Hündin Nalu die umliegenden Breaks und Inseln erkunden.
Hallo Tatjana, wo bist du gerade?
Ich lebe in Ich lebe in Bingin/Impossibles auf Bali. Meinem „home sweet home“ away from home.
Wir kennen uns ja noch von deiner Zeit als Besitzerin des Girls only Boardsport Shops „Chicas“. Wie hat es dich von München nach Bali verschlagen?
Ich war als gebürtige Münchnerin nie eine vernarrte Surferin, sondern immer eine leidenschaftliche Snowboarderin. Snowboarden war für mich alles, da gab es wenig Raum für einen weiteren Sport. Deshalb hatte für mich lange Zeit das Surfen (was für mich früher nur gegen Wellen anzukämpfen bedeutete) und somit auch Bali nie einen hohen Stellenwert in meinem Leben. Schon witzig, dass ich jetzt hier gelandet bin. Geplant war das sicher nicht so.
Nach zehn erfolgreichen Jahren „CHICAS Boardshop“ habe ich 2004 eine Pause vom vielen Arbeiten gebraucht und beschloss ein paar Monate zu reisen. Ich habe mir damals einen One-way-Flug in die Dominikanische Republik gekauft und dort ein zweiwöchigen Aufenthalt in einem Surfcamp gebucht. Alles weitere lies ich einfach auf mich zukommen. Aus ein paar Monaten Reisen sind mittlerweile ein paar Jahre geworden und das Surfen zu einem wichtigen Teil meines Lebens.
Trotzdem sage ich von mir nicht, dass ich ausgewandert bin. Ich lebe derzeit einfach woanders. Auswandern hört sich immer so endgültig an. Nach der Dom Rep bin ich weiter nach Jamaica, Guatemala, Nicaragua, Costa Rica und Panama gereist. Das kleine Dorf Nosara in Costa Rica hat es mir damals wirklich angetan. Nach einem kurzen Abstecher nach Sri Lanka wurde mir dann eine Stelle als Projektmanagerin in Padang-Padang auf der Bukit Halbinsel auf Bali angeboten – und schwuppdiwupp war ich auf einmal auf Bali und bin bis heute geblieben.
Was hast du in Bali gefunden, was du in Costa Rica und München vermisst hast?
Bali war Liebe auf den ersten Blick. Ich habe mich auf der Bukit von Tag eins zuhause gefühlt; ein Gefühl, das sich all die Jahre in Costa Rica nicht richtig einstellen wollte. Ich denke nicht, dass ich in München oder in Costa Rica irgendwas vermisst habe. Es war eher so, dass mir Bali noch mehr von dem bietet, was derzeit für mich im Leben wichtig ist. Am meisten fasziniert mich an Bali wie friedlich die großen Weltreligionen hier zusammenleben, wie sehr das Unterschiedlich-Sein akzeptiert und respektiert wird. Ich glaube selber ganz fest an Karma und mit dieser Überzeugung fühle ich mich umgeben von Hindus sehr wohl. Ein weiterer Grund, warum ich mich nach fünf Jahren Zentralamerika für Bali entschieden habe, sind sicherlich die niedrigen Lebenshaltungskosten in Indonesien: Hier bekommt man einfach unglaublich viel für sein Geld. Und natürlich die fast immer cleanen Wellen.
Wenn ich dann allerdings eine Idee habe, was ich machen will, dann plane ich sehr wohl. Dann setze ich alle Hebel in Bewegung und finde auch immer einen Weg diesen neuen Traum/Plan zu verwirklichen. Ich denke, wenn man schon alles vorab plant, gibt man seinem Leben keinen Raum mehr sich frei zu entfalten und verpasst damit bestimmt viele interessante Begegnungen und Möglichkeiten.
Du meintest bei dir sei das alles so nicht geplant gewesen… Ich finde ja, dass man im Leben nicht alles planen kann und für alle Möglichkeiten offen sein sollte, denn vielleicht hält das Universum viel bessere Pläne für einen bereit, als man selbst für sich hatte. War das bei dir der Fall?
Ich glaube, ich war in meinem Leben immer offen für Veränderung, ohne einem strikten longterm Plan hinterherzulaufen. Mein einziger Plan war immer, glücklich zu sein und andere Menschen gut zu behandeln.
Was bedeutet dir Surfen inzwischen und wie wichtig ist es in deiner Wahl des Wohnorts?
Surfen ist aus meinem Leben sicherlich nicht mehr wegzudenken, aber es ist definitiv nicht das Wichtigste in meinem Leben. Es gibt so viele verschiedene Dinge im Leben, die mich glücklich machen. Surfen ist nur eins davon… Gerade baue ich zum Beispiel ein Haus auf Bali, was einen Großteil meiner Energie in Anspruch nimmt und folglich komme ich nur selten zum Surfen. Ich könnte mir zurzeit allerdings nicht mehr vorstellen in einer Stadt oder in den Bergen zu leben. Berge haben für mich mittlerweile eine zwar wunderbare, aber irgendwie auch starre, schwerfällige Energie. Der endlose Blick auf das Meer gibt mir dagegen das Gefühl von Grenzenlosigkeit, Freiheit und das Gefühl, dass ich im Leben alles erreichen kann, wenn ich es nur wirklich will.
Was ist dir wichtiger: Freiheit oder Sicherheit? Wie kannst du beides kombinieren?
50/50. Ich bin definitiv kein kopfloser Mensch. Bevor ich einen Traum verfolge, stelle ich immer einen durchdachten Plan auf wie ich am cleversten ans Ziel komme. Dieser Plan gibt mir dann Sicherheit. Auf dem geplanten Weg gebe ich den Dingen allerdings immer die Freiheit sich auch anders als zuerst geplant zu entwickeln. Aber mein Kopf ist immer eingeschaltet. Ich treffe viele Menschen, die sich in ihrem Leben noch nichts beiseite gelegt haben und sich überhaupt keine Gedanken über ihre finanzielle Absicherung im Alter machen. Das wäre nichts für mich. Ich kann meine Freiheit genießen, weil ich weiß, dass ich mich davor finanziell abgesichert habe. Und diese Sicherheit gibt mir im Gegenzug wieder Raum für neue Projekte – und somit Raum meine Freiheit zu leben.
Wenn man im Ausland lebt, entdeckt man viel Neues, lässt aber auch viel zurück. Wie empfindest du das?
Woanders zu leben ist definitiv nicht für jedermann – und schon gar nicht für jede Frau. Viele Menschen träumen immer davon, haben dann aber nicht den Mut ihre Sicherheiten aufzugeben und es durchzuziehen. Man gibt definitiv unglaublich viel auf, aber gewinnt im Gegenzug auch sehr viel dazu. Es ist eine sehr persönliche Entscheidung, ob es einem dies wert ist oder nicht. Mich macht es derzeit sehr glücklich, aber vielleicht fühle ich in ein paar Wochen auch anders? Who knows…
Am meisten vermisse ich beständige Langzeitfreundschaften. Diese sind an Strandorten schwierig zu finden. Hier sind immer viele Menschen am Kommen und Gehen. Aber wenn man den Dingen Zeit lässt, findet man immer und überall tolle neue Freunde, auf die man sich auch in schwierigen Zeiten verlassen kann.
Hast du ein Lebensmotto oder einen Rat, den du mit uns teilen möchtest?
Ich sage immer: “A comfort zone is a beautiful place, but nothing ever grows there. Life begins at the end of our comfort zone.” Mein zweites Lebensmotto lautet: “Be the energy you want to attract”. Und natürlich mein Lieblingszitat von meinem Achtsamkeitsguru Jon Kabat-Zinn: „Breath and let it be“.
Danke für deine Zeit Tatjana und wir sehen und dann hoffentlich das nächste Mal wieder auf Bali :)!
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