Lotta and the waves
Wie viele von uns gehört Lotta einfach ans Meer! Daher beschreibt der Name ihres Blogs Lotta and the Waves genau wie ihre Fotos wovon sie träumt. Vom Ozean, Surfen und dem Freiheitsgefühl, das damit einhergeht. Die Berlinerin verließ die Hauptstadt in den letzten Jahren immer öfter und länger, um ihre großen Leidenschaften Surfen und Fotografie zu kombinieren. Dieses Jahr brach sie alle Zelte ab folgt ihrem Herzen nach Australien und Bali.
„Manchmal zeigt sich der Weg erst, wenn man anfängt ihn zu gehen“
Hallo Charlotte! Unsere Ausgabe steht unter dem Motto „Livin the Dream“. Welchen Traum lebst du?
Meinen ganz eigenen. Von Salz, einem endlosen Sommer und Fotografie.Ich will Tiden bis zum Tod und meine Fotografie hauptsächlich um den ganzen Surfer-Lifestyle herum aufbauen. Ich habe im Dezember letzten Jahres endgültig meine Heimatstadt Berlin verlassen, und hoffe nun einen neuen Platz in der Welt für mich zu finden. Einen mit Meeresnähe. Ich bin sehr optimistisch.
Wie wichtig sind dir Freiheit und Sicherheit?
Freiheit und Selbstständigkeit spielen definitiv eine große Rolle in meinem Leben. Ich wüsste nicht, was ich sonst damit anfangen soll. Die Welt hält so viele Möglichkeiten offen, hat so viele schöne Plätze anzubieten und tolle Persönlichkeiten parat. Meine Neugier für das alles treibt mich immer wieder an und ich möchte die Freiheit haben, so viel davon mitzunehmen wie es geht.
Ich glaube ich bin eher Typ Risiko. In der Herde reisen ist sicher aber wie weit geht man dann? Ich gehe meine Pläne oft alleine an und auch wenn ich sehr gerne Ratschläge annehme, höre ich am Ende immer auf meinen eigenen Bauch. Finanzielle Sicherheit allerdings wäre mir wichtig; trotzdem ist das ein Part, den ich für alles andere wieder eintauschen würde.
Was macht dich glücklich?
Die Frage ist gar nicht so leicht. Wenn ich ein paar Dinge nennen müsste, dann schießen die folgenden sofort in meinen Kopf: Regen, frische Wäsche, Hunde, Rock’n Roll, Menschen mit Leidenschaft und auch wenn super cheesy: Sonnenuntergänge.
Viel mehr jedoch, dass ich selber für mein eigenes Glück verantwortlich bin. Glück ist weniger ein Gefühl, sondern die Wahl, welche ich treffe. Externe Dinge machen mich glücklich, aber halten mich auch immer am laufen, und zwar auf der Suche nach dem nächsten Glück. Nach mehr Glück.
Du kommst aus Berlin… Wann hast du deine Reiselust und Surfen entdeckt?
Schon recht früh: Meine Eltern sind da nicht ganz unschuldig – weder beim Reisen noch beim Surfen. Ich musste mal einen Urlaub mit meinen Eltern auf Norderney verbringen. Eigentlich sollte es mein erster Urlaub ohne Eltern werden, aber irgendetwas war vorgefallen. Trotz allem haben sie mich dort in eine Windsurfschule gesteckt. Kurz darauf habe ich das Segel weggelassen. Die ersten Jahre kamen die Erfolge eher mühselig. Jeden Sommer habe ich in Frankreich verbracht und musste gefühlt auch jedes Jahr wieder bei Null anfangen. Diejenigen unter uns, die nur zwei Wochen im Jahr zum Surfen kommen, kennen dieses Gefühl sicher.
Mit dem Salzwasservirus war ich da schon Ewigkeiten infiziert. Ich habe keine Grenzen wenn es darum geht wie lange ich im Meer bin. Ich erinnere mich noch gut daran als man mir mit acht Jahren in der Dominikanischen Republik eine Taucherbrille in die Hand gedrückt hat; ich bin stundenlang umher geschnorchelt. Am Ende hatte ich einen fiesen Sonnenbrand.
Kannst du uns mehr über deine Volunteer Arbeit in Südafrika erzählen und was das in dir bewirkt hat.
Das war eine wundervolle Erfahrung! Zwei Tage nach meinem 18. Geburtstag ging es los. Das war die bis dahin längste Zeit von Zuhause weg. Ich war in zwei Projekten tätig. Wir haben mitten im Busch beim Straßenbau geholfen und in einer Wildlife Klinik die Tiere versorgt, hauptsächlich Affen.
Ich weiß noch wie ich von meiner Gastfamilie am Busbahnhof abgesetzt wurde. Der Bus zurück nach Johannesburg kam einfach nicht, und mir, mir war das egal, denn eigentlich wollte ich auch noch gar nicht zurück. Ich habe nicht nach der Zeit geschaut, weder im Bus, welcher irgendwann doch noch kam, noch am Flughafen. Ich glaube, dass ich ab dieser Zeit von Reise zu Reise mehr von meiner deutschen Tugend abgelegt und an Neugier gegenüber dem Fremden zugelegt habe. Ich würde sehr gerne und sehr bald mal wieder nach Südafrika.
Wie viele andere deutsche Surfer, bist du oft nach Frankreich ins Surfcamp gefahren. Den meisten reichen ein paar Wochen im Jahr am Meer. Wann hast du gemerkt, dass dir das nicht reicht und was hast du dagegen gemacht?
Ich glaube das habe ich schon bei meinem ersten Mal in Frankreich gemerkt. Wie bei vielem fragt man sich nach den paar Wochen doch immer, wo die Zeit abgeblieben ist. Wenn du Spaß hast und glücklich bist, dann rennt die Zeit dir einfach davon. Eigentlich total unfair oder? Da hat das Leben schlecht geplant, aber gerade deshalb sollte man diese Zeit wohl in seinen vollen Zügen genießen, denn sie wird so nie wieder kommen.
Ich habe angefangen zu verlängern, versucht noch öfter im Jahr zu reisen. Als nächstes kam ich in die Uni und man hatte diese langen tollen Semesterferien oder man konnte sogar ein ganzes Semester im Ausland verbringen. Das habe ich zweimal gemacht. Allerdings wiederholt sich das alles immer wieder und ich hatte doch irgendwie das Gefühl auf der Stelle zu springen.
In den ersten Semestern habe ich mal von dem einen Job geträumt, in dem man in seiner Heimatstadt wohnen bleibt und beruflich so durch die Gegend reist. Diesen perfekten Spagat zu schaffen ist gar nicht so leicht. Wäre ich also nicht endlich zu einem Entschluss gekommen, hätte sich wohl so schnell auch nichts verändert.
Zwischen Bali und Frankreich im letzten Jahr, war ich zwei Tage wieder in Berlin. Vorher habe ich mich immer etwas gefreut, zurück zu sein. Ein wenig Stadtleben. Meine vier Wände. Dieses Mal hat es sich tatsächlich sehr falsch angefühlt. Ich habe dann nach Frankreich meine Wohnung nach knapp neun Jahren gekündigt. Das sollte der erste Schritt werden.
Du bist inzwischen freiberufliche Surf- und Lifestylefotografin. Kannst du davon leben?
Nein, noch nicht ganz. Mir war von vorne herein klar, das Surffotografie ein hartes Brot ist. Allerdings es ist genau das, was ich will, und auch wenn der Beginn super anstrengend ist halte ich daran fest. Wieso das Leben einfach halten, wenn man es interessant gestalten kann? Langeweile tötet mich. Ich will in ein paar Jahren auf Dinge zurück blicken, welche ich angegangen bin, an denen ich mit Leidenschaft gearbeitet habe, und welche mir meine besten Jahre beschert haben.
Wer sind die Kunden von Lotta and the waves? Brands, Privatpersonen…?
Jetzt gerade steht ein größeres Projekt mit einem Surfcamp an. Ansonsten arbeite ich derzeit viel mit kleineren Brands zusammen, das macht jede Menge Spaß und man kann die Ideen mixen und sich austauschen. Ich bin eigentlich nicht der Typ, der seine Marke groß nach außen transportiert. Mein Instagram-Account hat mir sehr viel dabei geholfen Kontakte zu knüpfen. Leute sehen meine Fotos und schreiben mich an. Gerade dadurch habe ich sich seit Anfang 2017 so viele tolle neue Menschen kennengelernt. Privatpersonen sind auch dabei, da geht es dann um den einen Surfshot aus dem Urlaub, den jeder von uns gerne hätte. Ich auch. Haha.
Wer oder was beeinflusst deine Arbeit am meisten?
Mittlerweile gibt es ja Fluten an Inspirationen aus der Surfbranche. Es gibt so einige andere Fotografen, die mich inspirieren. Mein Leben dreht sich um das Meer. Und hier gibt es jede Menge Quellen; ich bin besessen von Licht, Wasser, Reflektionen, Musik und Literatur. Ich will Fotos schaffen, welche die gegenwärtigen Emotionen einfangen.
Was macht es so besonders im Wasser zu fotografieren und mit welchen Herausforderungen muss man kämpfen?
Wasser ist so absolut nicht kontrollierbar, sowie zum Beispiel das heimische Studio. Es spielen so viele Dinge zusammen: extreme Temperaturen, Wellen, die in unaufhörlicher Bewegung sind, andere Surfer und ihre Boards – es ist ein sehr agiles Umfeld, in welchem sich alles schnell wieder ändern kann. Die Herausforderung ist das alles, plus die Bedienung der Kamera. Man sollte sich über seine körperlichen Grenzen bewusst sein, denn scharfes Riff und zu hohe Wellen, verzeihen keine Fehler.
Ich plane für viele Shootings nach Forecast, aber das kannst du so viel machen, wie du willst denn das Wetter könnte ganz andere Pläne haben. Das kommt häufig vor. Dann versuche ich einfach mit den Gegebenheiten zusammen zu kommen. Das ist das schöne an der Natur, du kannst mit fast allem arbeiten. Mit ein wenig Geduld können dir all diese Faktoren auf einmal das EINE Foto zaubern, so ganz unvorbereitet.
Mit welchem Equipment fotografierst du?
Mit meiner treuen Begleiterin, der Canon 7D mit dem 50mm 1.4 und dem Splash Waterhousing von SPL. Ich schleppe natürlich noch eine ganze Menge an anderem Equipment mit mir herum, aber dies hat sich als mein Favorite Set-up entpuppt. Meine Lieblingsoptiken sind das 50er und 35er.
Gibt es Orte, die dich besonders inspirieren? Ich habe gesehen, du bist oft auf Bali, was ja ein Mekka für Kreative und Digitale Nomaden ist…
Total! Bali ist ein Ort, welcher mich immer wieder inspiriert. Unsere Generation und die Kunstszene boomen hier. Schön finde ich es auch immer wieder neue abgeschiedene Orte zu entdecken, in denen ich noch nie war. In denen es auch eventuell gar nichts gibt, außer Wellen und Palmen. Es gibt so viele Dinge aus denen man Inspiration schöpfen kann, man muss sich nur drauf einlassen und auch einfach mal von allem anderen abschalten können.
Würdest du dich auch als Nomadin bezeichnen?
Hmm, wahrscheinlich bin ich das irgendwie. Ich hätte aber trotzdem lieber wieder eine Base, allerdings am Meer und nicht mehr in Berlin. Es ist schön irgendwo ein festes Zuhause zu haben, zu dem man nach einiger Zeit zurückkehrt. Ich bin ein Mensch, der lange Zeit mit sehr wenig unterwegs sein kann, aber irgendwo in der Welt einen Ort braucht, an dem er seine ganzen Erinnerungen lagern kann. Ich hoffe sehr, dass mich die nächsten zwei Jahre an diesen Ort treiben
Wo verbringst du deine meiste Zeit?
Betrachtet auf die letzten sieben Jahre, in Bali und Berlin. Berlin habe ich nun aber hinter mir gelassen. Ich liebe diese Stadt, aber sie wird meinen Anforderungen nicht gerecht, sie liegt weder nah am Meer noch zu den Bergen und Berlins‘ Surf Community ist mir viel zu klein. Die meisten meiner Surferfreunde sind aus München, Köln, Hamburg oder eben aus ganz anderen Teilen der Welt. Die kommenden zwei Jahre werde ich voraussichtlich hauptsächlich in Bali und Australien verbringen, vielleicht auch in Kanada.
Was sind deine Pläne und Ziele für 2018?
Ich will mich um soviel mehr verbessern. Ich will soviel Neues sehen und freue mich auf spannende Kontakte. Ich möchte mein Fotospektrum rund um den Surfbereich weiter ausbauen und in noch größere Wellen. Beim Surfen und beim Fotografieren.
Welchen Rat hast du an andere Mädels, die auch gerne ihren Traum verwirklichen möchten, aber noch zögern?
Es gibt Ziele welche immer ein großes Wagnis bleiben, aber irgendwann muss man einfach über seinen eigenen Schatten springen und drauf los rennen. Sonst werden wir diese Ziele nie angehen. Wir sind jetzt jung und haben jetzt die Energie etwas zu schaffen.
Ich denke das Träume nicht Träume bleiben müssen, wenn man etwas wirklich will. Zudem steht den meisten von uns im Notfall immer die Möglichkeit offen zurück zum vorherigen Punkt zu gehen. Einfach loslegen, und wenn‘s sein muss fallen wir hin, aber dann stehen wir wieder auf.