Surfen in Frankreich im Winter
Ich will ehrlich sein: Es gibt bessere Surfdestinationen als Frankreich im Winter. Das Wasser ist kalt, der Neoprenanzug dementsprechend dick und wenn man Pech hat, regnet es auch mal einen Monat lang durch. Aber wer spontan ist und bei dem richtigen Forecast ins Auto oder den Flieger springt, wird mit leeren Line-ups und richtig guten Wellen belohnt.
Surf Spots in Frankreich
Wohin es genau geht? Kommt darauf an, ob du lieber Reef- oder Beachbreaks surfst. Die Bretagne ist für ihre zerklüftete Küste bekannt, und im Winter erwachen dort Spots zum Leben, die im Sommer flach wie ein See sind. Pointbreaks wie Pointe de Dinan etwa, wo bis zu 200 Meter lange Ritte drin sind. Die bekannteste Welle der Bretagne ist aber La Torche, ein legendärer Beachbreak, der eigentlich immer läuft. Wem die Bretagne im Winter zu kalt und ungemütlich ist, fährt einfach etwas weiter Richtung Süden. Aber seid gewarnt: Wer die Gegend um Hossegor und Biarritz im Sommer kennt, wird sie im Winter nicht wiedererkennen. Die Straßen und Strände sind dann wie leergefegt (außer an Weihnachten, da verbringt halb Paris seine Ferien an der Küste), Crowds im Wasser sind also kein Problem. Außer an Weltklasse-Spots wie Lafitenia oder Guethary, den zwei bekanntesten Pointbreaks vor den Toren Biarritz.
Wer es lieber einsam mag, surft die Beachbreaks von Les Landes. Aber die Strömung ist im Winter nicht ohne, du solltest also eine gute Fitness mitbringen, denn ohne Paddelpower bist du selbst bei maximal kopfhohen Bedingungen schnell überfordert. Die Wellen haben viel mehr Kraft als im Sommer und Duckdives fühlen sich manchmal an, als würde gerade eine riesige Dampflok über dich hinwegdonnern. Ein guter Spot zum Einsurfen und für Anfänger: La Sud in Hossegor, hier ist es immer halb so groß wie an den anderen Stränden (läuft aber nur bei Ebbe wirklich gut, außer du stehst auf Shorebreaks). Wenn es überall maxed out ist, findest du in Hendaye an der spanischen Grenze eigentlich immer eine Welle. Nach der Session an dem langen Sandstrand geht es dann auf die andere Seite des Hafens nach Irun, das bereits in Spanien liegt: Dort gibt es die besten Tapas (oder „Pintxos“ wie sie im Baskenland heißen) weit und breit, die du dir nach einem kalten Wintersurf mehr als verdient hast.
Wellengröße & Wassertemperatur
Schwankt genauso wie das Wetter. Es gibt Winter, da fegt ein Sturm nach dem anderen über die französische Atlantikküste und bringt chaotische Wellen von vier Metern und mehr (dann kannst du dein Lager eigentlich gleich in Hendaye aufschlagen oder weiter nach Spanien mit seinen geschützten Buchten fahren). Und dann gibt es Winter, in denen stabile Wetterlagen regelmäßig cleane 4- bis 6-Fuß-Swells produzieren. Am besten zu Hause die Forecasts verfolgen und wenn sich ein gutes Swellfenster ankündigt, spontan ins Auto oder in den Flieger steigen. Langfristige Urlaubsplanung für einen Wintertrip nach Frankreich ist echtes Russisches Roulette: Du kannst einsame Wellen scoren oder den schlimmsten Trip deines Lebens haben.
Die Wassertemperatur ist November meist noch um die 18 Grad, aber spätestens im Januar hat sich das Wasser auf etwa 12 Grad abgekühlt. 4/3er Wetsuit, Haube und Booties reichen eigentlich aus; wer schnell friert, legt noch ein paar Millimeter Neopren und Handschuhe drauf.
Wetter
Schwankt genauso wie die Wellen: Zwischen heftigen Winterstürmen, die auch mal vier Wochen langen Dauerregen mit sich bringen (keine Übertreibung!), und sommerlichen Temperaturen, bei denen man im Bikini am Strand liegen kann. Das kann im November sein oder im Januar, so genau weiß man das leider nie.
Crowd
Von den bekanntesten Spots mal abgesehen, halten sich die Crowds im Winter in Grenzen. Vor allem in der Bretagne (die ist aber auch etwas rauer als der Süden). Nur Weihnachten und die französischen Winterferien (Mitte bis Ende Februar) sollte man meiden, da kann es auch mal voller im Wasser werden.
Mehr Winter-Surf
Hier kommt ihr zu den anderen Teilen unserer Winter-Surf Serie: Surfen in Marokko und Surfen in Deutschland
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