Surfen erscheint gerade am Anfang wie eine eigene Wissenschaft: Viele Fremdwörter, Theorie und bei der Praxis fühlt man sich oft zwischen den Wellen verloren. Davon darf man sich nicht abschrecken lassen, denn eigentlich zählt nur der Spaß dabei und der Rest kommt ganz von alleine. Einige Basics schaden jedoch nicht, vor allem nicht, wenn es um die richtige Boardwahl geht. Denn das richtige Surfboard kann deine Session unvergesslich machen und dir schnelle Fortschritte bescheren. Du solltest viele Wellen damit bekommen, dich darauf wohlfühlen und damit ins Line-up kommen. Zudem sollte dein Surfboard je nach Können wendig oder stabil sein, schnell oder langsam. Doch woher weiß man, welches Board zu einem und zu den Wellen, die man surft, passt.

Die Größe und der Shape sind ausschlaggebend: Wie ist die Nose geformt? Wie viel Volumen hat das Board? Wie breit ist es? Welches Tail hat es und wie groß ist es? Es gibt so viele Faktoren zu berücksichtigen – die du aber nicht alle kennen musst, denn das übernimmt der Shaper für dich! Daher ist beim Surfboardkauf eine gute Beratung nötig – sei es beim Brett von der Stange oder beim custom made Board. Wir haben Christian Bach, dem Shape Experten von Mighty Otter Surfboards daher ein paar Fragen zum Surfboardkauf gestellt:

 

Hi Christian! Welches Material kannst du beim Surfboard empfehlen?

Das liegt so ein bisschen daran, was du damit machen willst und wie sich das anfühlen soll. PU und EPOXY haben einen leicht unterschiedlichen Flex und verschiedene Verdrängung. EPO floatet ein bisschen besser. Die Stabilität hängt mit der Qualität der Kerne, dem Glassing und ggf. Carbon Enforcements beim Board zusammen. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Ich persönlich mag EPO in choppy Wellen nicht so gerne, weil die Boards Vibrationen direkter weitergeben. Dafür spürt man aber auch ein glattes Face in all seiner Perfektion. PU ist meiner Ansicht nach etwas vielseitiger…

… ach ja, Stichwort Sustainability. Dass Surfbretter leider immer noch eine ziemlich Umweltsauerei sind, ist bekannt. Allerdings haben da die EPO basierten Kerne die Nase vorne, weil sie einfacher aus Recycling Material zu fertigen sind und mit wesentlich harmloseren Harzen klarkommen als PU.

Ist es wichtig, wie schwer mein Board ist?

Tragen sollte man es schon selber können, ansonsten hängt das vom Einsatzbereich ab und was man vom Shape will. In größeren Wellen ist etwas mehr Gewicht eher hilfreich – vorausgesetzt man kann die Welle anpaddeln – in kleineren eher nicht.

Wie breit sollte mein Board sein? Wie wirkt sich das auf die Stabilität beim Paddeln aus?

Mehr Breite und mehr Länge bringen meistens auch mehr Stabilität. Wie breit ein Brett sein muss, das hängt vom Shape ab und so was weiß der Shaper. Was denke ich wichtiger ist – also falls man sich solche Fragen stellt und eher Anfänger ist – ist, dass das Board nicht zuviel Rocker hat und das Tail eher breit als schmal ist. Einfach um leichter Wellen zu bekommen.

Wie entscheidend ist die Tail Wahl?

Super entscheidend J – Fragt dazu euren Shaper. Und traut euch, mit Menschen zu sprechen, wenn Ihr Boards kaufen oder bestellen wollt!

Was bringt mir Volumen in der Nose?  

Das kommt auf den Shape an – die Frage ist wirklich schwer pauschal zu beantworten. Was für einen Board Typ meinst du und wo liegt das Volumen? Im Rail bringt es Stabilität und Glide bei Carves in schwächeren Wellen, flutscht dafür aber auch leichter aus kräftigen Wellen raus. Unter der Brust erleichtert es das Anpaddeln – ist dann in der Welle aber auch schwerfälliger.

Was hat es mit dem Rocker auf sich?

Rocker ist das A und O – die Rockerline entscheidet darüber, wie die Form des Boards – der Plan Shape – aufs Wasser kommt. Viel Rocker macht das Board beim Paddeln langsam, aber in der Welle sehr agil. Wenig Rocker macht Boards zu schnellen Paddlern und hat eher einen cruisy Charakter.

Welchen Unterschied macht ein Quad zu einem Thruster Fin Set-up?

Quads haben in der Theorie mehr Drive und Halt in steilen Faces und erlauben es, kürzere und breitere Shapes zu surfen. Thruster sind die besseren Allrounder und funktionieren in allen Arten von Wellen super. Beide Set Ups machen mega Spaß.

Man sieht immer mehr kürzere Bretter, die aber trotzdem noch recht viel Volumen haben. Was ist der Vorteil von den Boards?

Kürzer und dicker eignet sich ja erstmal offensichtlich gut für kleine Wellen. Losgetreten hat das Ganze aber eigentlich Kelly Slater mit dem CI Surfboards Prototyp Deep 6. Und das hat er sich bauen lassen, um an fetten Tagen in Pipe unter der Lippe den Take-off machen zu können und das kurze Board direkt in die Tube zu „knifen“… Also gibt’s hier leider auch keine „es ist genau so“ Antwort. Was doch aber auch super cool ist, letztendlich liegt der Vorteil darin, etwas „anderes“ zu erfahren – von Shape zu Shape.

Was braucht ein Board, damit es sich leicht Paddeln lässt, man als Intermediate Surferin viele Wellen erwischen kann und es auch noch drehfreudig ist?

Ein breiteres Tail hilft, der Rocker sollte wenig bis medium sein und dort, wo beim Paddeln Bauch und Brust liegen, da sollte das Brett ein bisschen mehr Volumen haben. Breitere Tails kann man durch einen Winger drehfreudig machen… Unser Flying Fish ist ein schönes Beispiel dafür. Das Huevo Nuevo kompensiert das Pin-artige Tail über die größere Gesamtlänge.

Die Drehfreudigkeit kann man aber auch über die Wahl der Finnen regulieren. Größere Finnen mit viel Biegung machen das Board steif, kleinere Finnen mit wenig Biegung machen es eher loose. Und dann kann man natürlich zwischen Thruster und Quad wechseln und damit viel aus dem Board rausholen. Der Bachelor und der Bang Stick sind Shapes, die trotz Small Wave Volumen sehr viele Einsatzmöglichkeiten durch die Wahl des Fin Set Ups haben.