GRÜNDERIN DES SECRET WAVE CAMP

Es ist immer wieder schön zu sehen, wie Surfen das Leben auf den Kopf stellt – im positiven Sinn. Seit Chris das Surfen für sich entdeckte, nahm es einen immer größeren Stellenwert ein, dass sie schließlich vom landlocked Berlin an die französiche Atlantikküste zog. Dort eröffnete sie in Seignosse zusammen mit ihrem Freund das Secret Wave Camp, welches die beiden nun gemeinsam schmeissen.

 

 

Alter: 36

Wohnort: Seignosse, Frankreich

Job: Unternehmerin, Surflehrerin

Tägliche E-Mails: selten mehr als 10

Stunden am Strand: 4-5

Stunden im Wasser: 2

Hi Chris, du hast mit deinem Freund zusammen ein Surfcamp für Ü-30-jährige. Wie kamst du dazu ein eigenes Camp zu eröffnen?

Surfen hat unser Leben so stark zum Positiven verändert, dass wir das gerne mit anderen Menschen teilen wollten. Nach vielen Surftrips um die Welt und unseren Surflehrer-Ausbildungen entwickelten wir ein Konzept für ein spezifisches Surfcamp nur für Erwachsene. Da es so unglaubliche viele Surfcamps für junge Leute gibt, wollten wir einen exklusiven Ort speziell für ältere Menschen mit ihren eigenen Bedürfnissen beim Surfen Lernen erschaffen: Ein relaxtes Senior Surfcamp für Gäste zwischen 30 und 70.

Was hast du davor gemacht?

Oh, ziemlich viele unterschiedliche Jobs. Ich habe viele Jahre in Berlin gelebt, am Theater und an der Oper gearbeitet, auch beim Radio, in der TV-Produktion und als Fotografin. Die längste Zeit habe ich als Filmkritikerin gearbeitet bevor ich schließlich im Online-Marketing und Community Management gelandet bin. Ich habe mich recht früh selbständig gemacht.

Welche Schwierigkeiten musstet ihr anfangs überwinden?

Nachdem wir die perfekte Location und die Finanzierung hatten, was enorm viel Zeit und Geduld gekostet hat, stand uns mit der Verwandlung eines heruntergekommenen Hotels in eine Luxusbleibe für Surfer die schwierigste Aufgabe ins Haus. Die Sanierung war eine irrsinnige Knochen- und Nervenarbeit, aber wir haben in dieser Zeit wahnsinnig viel gelernt!

Was sind deine täglichen Aufgaben?

Dawn Patrol, Frühstück für Gäste zubereiten, Meereskundeunterricht geben, Surfkurs am Strand halten, Materialpflege, ggfs. Surfschüler trösten, Snacks vorbereiten, einkaufen gehen, Gäste betreuen, putzen, Yogakurs oder Surfen gehen, Pflanzen gießen, Abendessen kochen oder mit Gästen Essen gehen, Fotos bearbeiten, E-Mails beantworten, tot-müde ins Bett fallen … and repeat.

Was sind die Pros und Contras von deinem Job?

Pros: Die Freude am Surfen zu vermitteln macht mir irrsinnigen Spaß. Ich glaube zu lehren ist eine Mission, für die ich geboren bin. Ich liebe es mit Menschen zu arbeiten und Wissen weitergeben zu können. Im Winter habe ich monatelang frei, kann zu den schönsten Surfspots reisen und viel Zeit mit Freunden verbringen.

Contras: Ich habe von April bis November keinen einzigen Tag Pause, kein Wochenende und bin nie allein. Als Service-Dienstleister kann ich es mir außerdem nicht erlauben, mal schlechte Laune zu haben.

Würdest du es überhaupt als Job beschreiben? 

Ja, es ist ein Job und zwar ein knallharter. Am Ende der Saison ist man ganz schön ausgebrannt und vergisst leicht, dass auch im Winter jede Menge Arbeit wartet: Administratives, Renovierung, Steuer, Kundenpflege, Marketing, etc.  Du hast dein Hobby zum Beruf gemacht, hat deine Leidenschaft zum Surfen darunter gelitten?

Zum Glück noch nicht, momentan surfe ich leidenschaftlicher denn je, aber man wird mit der Zeit gelassener wenn man nicht mehr jede Welle bekommt. Das schönste beim Surfen ist für mich mittlerweile, es mit anderen zu teilen.

Welche Skills sind als Surfcamp-Managerin besonders wichtig?

Man muss in jeder Situation höflich und gelassen bleiben und viele unterschiedliche Fähigkeiten mitbringen. Zum Glück sind wir zu zweit. Während mein Partner Lennart strategisch den wirtschaftlichen Teil des Surfcamps permanent analysiert und optimiert, sorge ich für den Wohlfühlfaktor,… das gesunde Essen, die kuschelige Bettwäsche, das Marketing, die schönen Surf-Fotos und nicht zu vergessen das fröhliche Guten Morgen am Frühstücksbuffet. Wir sind zum Glück total verschieden und vereinen somit das beste aus zwei Welten. Das Coachen ist eine Disziplin für sich, für die es viel Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis braucht.

War es schon lange dein Traum ein eigenes Camp zu haben?

Nein überhaupt nicht, ich wollte nur am Meer leben und andere Menschen glücklich machen. Da lag es nahe, wenn man sich ein schönes Haus einrichtet, es mit anderen teilen zu wollen.

 

In welcher Situation weißt du, dass du alles richtig gemacht hast?

Genau jetzt, wo ich diese Fragen hier beantworten darf (und unter einer Palme am Strand sitze).

Ist es manchmal schwer als Deutsche in Frankreich zu leben und arbeiten?

Überhaupt nicht. Ich denke, das liegt aber auch daran, dass Seignosse/Hossegor so international ist, wir uns gut integriert haben und die Franzosen hier enorm entspannt sind. Ich liebe die Landes und das Baskenland über alles, denn das Leben fühlt sich hier gesund an, naturnah und ehrlich.