Der Vanlife Ratgeber
Wissenswertes für ein Leben im Bulli
Dieser Artikel stammt aus der Golden Ride Vanlife Issue 2019 – die Vanlife Ausgabe „On the road“ 2021 kannst du hier bestellen
Vanlife ist die Tür öffnen und das Meer vor sich zu haben. Vanlife ist Sand im Bulli und Vanlife ist die Freiheit unendlich flexibel zu sein. Vanlife ist aber auch Leben auf kleinstem Raum, stürmische ungemütliche Nächte und ein Haufen nasser Neos und Handtücher, die meist nicht trocknen…
Oh du schönes Bulli-Leben
Wenn man sich dazu entscheidet, für eine Zeit lang im Bulli zu leben, lernt man, dass die es die kleinen Dinge sind, die einem das Leben auf vier Rädern verschönern und erleichtern. Denn eins steht fest: Der Platz ist begrenzt und die Sachen, die man mitnimmt, sollten klug und mit Bedacht ausgewählt werden. Ein guter Helfer dabei ist der Erfahrungswert, denn in der Regel zeigt sich erst beim Bulli-Leben selbst, was man benötigt, was sinnvoll ist und auch was keinen Mehrwert bietet und direkt einen Platz im Mülleimer oder einen neuen Besitzer findet. Neben der materiellen Ausstattung gibt es zusätzlich ein paar wichtige und auch skurrile Regeln, sozusagen ein Vanlife Knigge, den man befolgen oder wenigstens kennen sollte, um sich das Leben mit den Menschen vor Ort so angenehm wie möglich zu gestalten.
Ist weniger mehr?
Ein Leben im Bulli ist eine feine Sache, keine Frage. Bevor es mit dem Van-Leben allerdings losgeht, steht man vor einer zentralen Frage: Was braucht man eigentlich?
Hier ein paar Basis-Ausrüstungstipps aus erster Hand:
Ein vernünftiger Gaskocher muss her!
Mit „vernünftig“ meinen wir keinen Einflammen-Gaskocher, den man sonst zum Frankreichurlaub mitschleppt, sondern einen Zweiflammen-Kocher. Schließlich möchte man ganz normal kochen können und nicht portionsweise erst die Nudeln und danach die Soße kochen. Das ergibt im Endeffekt nur kalte Nudeln mit warmer Soße und auf Dauer auch schlechte Laune.
Regenausrüstung
In der Vorstellung von einem Leben am Meer scheint einfach immer nur die Sonne. Das entspricht leider nicht der Realität eben gerade, weil es ein Leben am Meer ist. Das Wetter kann sich schnell ändern und Regen ist vor allem im Frühling und Herbst nichts Ungewöhnliches. Zudem steht man mit dem Bulli nicht selten auf matschigem Untergrund. Daher unbedingt eine Regenjacke, besser noch einen Regenmantel und Gummistiefel einpacken.
Schlösser:
Nun zu einer deutschen Attitüde: Dem Abschließen von jeglichen Gegenständen. Attitüde hin oder her, sie sei gelobt, denn so macht der potenzielle Einbrecher keine leichte Beute. Ein Laptopschloss, ein Schloss an der Kameratasche, ein Lenkradschloss und ein kleiner Safe sind Lebensretter im Fall der Fälle. Besonders toll sind abschließbare Spanngurte für die Surfbretter!
Strom & Licht:
Damit es abends schön hell im Bus ist, die Handy- und Kameraakkus aufgeladen und Musik laufen gelassen werden kann, muss Strom her! Dafür am besten eine zweite Batterie einbauen lassen und im Idealfall noch eine Solaranlage oben auf‘s Dach. Das Ganze ist zwar nicht besonders günstig, aber gehört dazu, wenn man vorhat länger im Van autark zu leben.
Toiletten Lösung:
Wirklich unverzichtbar ist eine Toilette! Sei es eine Campingtoilette, ein Eimer mit Tüte oder sonst was. Es gibt nichts Nervigeres für einen selbst und die Anwohner, wenn auf den Wegen zum Strand das Geschäft erledigt wird. Spätestens wenn es mal einen selbst erwischt und man mitten drin steht, ändert man seine Meinung dazu…
Dusche:
Eine der häufigsten Fragen die man zu Leben im Bulli gestellt bekommt ist: „Und wo duscht du?“ Nun ja, wenn die Wellen gut sind und man jeden Tag surft, bräuchte man theoretisch gar nicht duschen. Man riecht gut und die Haare werden garantiert nicht fettig. Trotzdem sollte man eine Dusche mit an Bord haben, um das Salzwasser aus den Haaren zu waschen, das Geschirr zu spülen oder sich die Hände zu waschen. Unser liebster Gefährte ist eine Pumpdusche: Durch Druck beim Pumpen entsteht ein ganz erstklassiger Wasserstrahl wie bei einer normalen Dusche!
Wasserkanister: …..viel Wasser!
Ähnlich unverzichtbar wie die Dusche ist der Wasserkanister. Einfach auf einer Anrichte stellen und es läuft im wahrsten Sinne des Wortes. Auch super, um Hände zu waschen, Wasser zum Kochen aufzugießen oder die Wärmflasche mit Wasser zu füllen.
Eine Wärmflasche:
Für alle Verfrorenen ist die Wärmflasche der absolute Hit für kalte Nächte und eisige Füße nach dem Surfen. Die Wenigsten werden in den Genuss einer Standheizung kommen und die Nächte sind auch im Sommer nicht immer warm, daher zählt die Wärmflasche zu Must-haves.
Kühlschrank!!!
Spülbecken zumindest was gleichwertiges
Das Office auf Rollen mit Blick aufs Meer
Morgens die Tür öffnen und einen Blick auf das Meer erhaschen, bevor es ins Büro geht – in das Vanlife Büro selbstverständlich. Damit man effizient und erfolgreich im Van arbeiten kann, sind klare Abläufe und eine gute Office-Ausrüstung wichtig. Daher: Morgens den Wecker stellen, Frühstücken und ab an den Schreibtisch. Zum Feierabend gibt’s dann schließlich Wellen. Manchmal ist es gar nicht so leicht, sich von den Wellen nicht ablenken zu lassen, besonders wenn sie perfekt sind. Daher besser so parken, dass man nicht automatisch ununterbrochen drauf starrt.
Neben der Zielstrebigkeit braucht man auch eine gute kleine Office Ausrüstung, die aus folgenden Dingen besteht:
Internet: Besorge dir einen Hotspot!
Für die meisten Arbeitsbereiche ist eins unverzichtbar: Das Internet! Damit man immer und überall mit Internet ausgestattet bist, empfehlen wir einen mobilen Router, ein kleines Gerät, in das man eine SIM-Karte reinlegt und Internetempfang hat. Wichtig zu wissen ist, dass der Router “unlocked” sein sollte, sodass er nicht nur mit einem bestimmten Telefon/Internetanbieter nutzbar ist, sondern mit allen möglichen SIM-Karten genutzt werden kann. In Portugal gibt es beispielsweise für 15 € schon 30 GB und das hält bei täglichen Gebrauch á 8 Stunden eine Woche. Ein Hotspot ist Gold wert!
Stell Dir eine kleine Tasche mit Büromaterialien zusammen
Was benötigt man jeden Tag bei der Arbeit? Sind es Büroklammern, Post-its, Textmarker, die Schere, der Tacker oder Locher? Dann bestückt man am besten eine kleine reisetaugliche Tasche mit den wichtigsten Utensilien. Es muss ja nicht gleich die komplette Packung an Büroklammern mit, ein paar Exemplare reichen ja auch aus. So hat man mit nur einem Griff gleich alles in der Hand und musst nicht lange suchen.
Die PC Ausrüstung:
Hier sollte man sich nicht lumpen lassen, denn eine komplette PC Ausrüstung macht das Arbeitsleben leichter und angenehmer. In das Gepäck gehören: eine Maus, eine Tastatur, eventuell ein Mauspad und eine Handballenauflage. Das absolute Must-have ist der Laptopständer, den es auch in zusammenhaltbarem Format gibt.
Die Sitzposition:
Wenn man vor hat tatsächlich zu arbeiten und nicht nur ein paar E-Mails zu beantworten, dann sollte man dafür sorgen, dass man in einer aufrechten Sitzposition und auf einem Stuhl sitzend einen Tisch vor sich hat. Nichts ist anstrengender als in einer ungemütlichen Sitzposition stundenlang zu arbeiten.
Powerbanks:
Wir reden hier wissentlich vom Plural, denn eine Powerbank reicht in der Regel für alle Gerätschaften nicht aus. Zu der Grundausrüstung zählt eine Powerbank für das Smartphone und das Tablet. Zusätzlich ist eine Powerbank für den Laptop empfehlenswert.
Die Mehrfachsteckdose:
Wirklich immer zu gebrauchen ist die Mehrfachsteckdose, um gleich alle Geräte im Café oder Restaurant aufzuladen. Damit das Ganze nicht zu unangenehm wird, einfach alle Geräte in eine große Tasche packen und an die Steckdosenleiste anschließen. So sieht man von außen nur einen einzigen Stecker der Mehrfachdose.
Der Vanlife Knigge
Im Grunde genommen ist man bei einem Leben im Van wirklich frei. Man kann prinzipiell parken wo man möchte, kann jeden Tag neu entscheiden, wo man das Lager aufschlägt und ist umgeben von wundervoller Natur! Nachts hört man die Wellen, den Regen oder den Wind. Tagsüber knallt die Sonne aufs Bett, die Grillen zirpen und salzige Luft strömt durch die Nase. Trotz der Riesenportion Freiheit sollte man ein paar Vanlife Regeln kennen, die eigentlich selbstverständlich sind. So erspart man sich schiefe Blicke von den Einheimischen und eventuell sogar Ärger mit der Polizei. Von Land zu Land sind die gewünschten Verhaltensweisen etwas anders, vor allem was unter dem Begriff „Camping“ verstanden wird. Dabei gilt nur ausprobieren.
Unser Vanlife Knigge:
- Keinen Müll hinterlassen
- Den Stellplatz regelmäßig wechseln, damit man nicht den Eindruck hinterlässt dort für immer stehen zu bleiben.
- Nicht immer direkt in der ersten Reihe an der Klippe parken. Eine etwas skurrile Geschichte, aber die Anwohner und Einheimischen behalten sich gerne selbst vor in der ersten Reihe zu stehen. Der Punkt dient nur zur Orientierung, denn wir wissen wie groß die Versuchung ist.
- Nicht die komplette Campingmontur aufbauen. Ein Tisch den man nach dem Essen wieder abbaut reicht aus. Sobald man sich zu häuslich einrichtet, fällt das ganze unter „Camping“ und das könnte Ärger geben. Hier sind die Richtlinien von Land zu Land wirklich komplett unterschiedlich. Am besten vorsichtig austesten, was geht und was nicht.
- Alle immer nett grüßen
Und wie lange kann man sowas machen?
Genau das ist gute am Leben im Van: Man kann so lange im Van wohnen, wie man möchte, denn es gibt keinen Mietvertrag. Die Gefahr ist allerdings groß, dass man das Haus auf vier Rädern für mindestens ein paar Jahre nicht mehr verlassen und missen möchte.
Vanlife ist zuckersüß und ein Leben voller Meer!