Brandenburgerstrand auf Sylt
Warum also nicht Sylt? Die Insel mag bei manchem Assoziation auslösen, die irgendwo zwischen Champagner-schlürfenden C-Promis in pinken Porsches oder aber Krabbenbrötchen- schlabbernden Rentnern in beigen Regen-
jacken liegen. Beides gibt es. Was es allerdings noch gibt, ist eine atemberaubende Natur und auch ein echtes Meer. Also eines mit echten Wellen. Solche, die nicht immer ganz vorhersehbar sind. Oft weiß man erst was man kriegt, wenn man dann endlich über die „Kante guckt“.
Von grauen, überkopfhohen Kaventsmännern, die sich brutal und steil auf die Sandbank entladen, bis hin zu „ankle-high-glassy“ Longboardwellen ist alles mal dabei. Und so schnell wie sich auf diesem 33km langen Sandknust das Wetter ändert, so schnell können sich auch die Wellen in großer Abhängigkeit zur Tide, Wind und Swell ändern. Der Durchschnitts-Surf ist wahrscheinlich eine etwas schwer zu lesende, schulterhohe Onshore Welle. Auch richtig gute Wellen gibt es, doch ist das Zeitfenster oft nicht sehr groß. Umso glücklicher ist man natürlich, wenn man dann auf seine Kosten kommt!
Wellengröße & Wassertemperatur
Wellen gibt es auch im Winter auf Sylt. Und der Winter auf Sylt ist lang. Winter heißt: Surfen in 5/6er Wetsuit, Booties und Handschuhen. Lang heißt: November bis Mai. Wer also raue Temperaturen und etwas Mystik bei der Vorhersage nicht scheut, kann definitiv im Winter
hier sein Glück versuchen. Sollte es nicht klappen, bleiben noch leckere Crêpes auf der
Westerländer Strandpromenade bei Mario und ein heißer Kakao.
Weitere deutsche Surfspots
Wem die Reise nach Sylt zu viel Aufwand ist und wer trotzdem gerne in den Genuss deutscher Wellen kommen möchte, der kann auch auf der anderen Küstenseite fündig werden.
Bei einem starken (Nord-)Ostwind ist der Timmendorfer Strand eine beliebte Adresse.
Hier spart man sich auch das mühsame Paddeln ins Line-up, indem man einfach beherzt von der Seebrücke hüpft. Sowohl Shortboarder als auch Longboarder werden hier je nach Sturmstärke gesichtet. Doch eins ist klar, an der Ostsee handelt es sich fast immer um Onshore Wellen. Mal mehr und mal weniger schwabbelig. Localism gibt es nicht im herkömmlichen Sinne, schließlich sind die meisten Surfer im Wasser aus Kiel, Flensburg oder Hamburg hergekommen. Meist teilt man sich das Line-up mit ein paar Windsurfern oder Kitesurfern. Lohnenswerte Alternativen zu Timmendorf können der Strand von Damp oder der Weißenhäuser Strand bei etwas nordwestlicher Swellrichtung sein. Wenn man früh unterwegs ist, kann man an der Ostsee tatsächlich in deutschen Gewässern beim Surfen die Sonne im Meer aufgehen sehen, da stört der starke auflandige Wind ja wohl kaum noch.
Crowd
Die Wintercrowd besteht auf Sylt in der Regel zu 99% aus Locals. Seit der SurfClub Sylt in seinem Clubhaus am Brandenburger Strand seine Mitglieder mit heißen Duschen versorgt, ist man an guten Tagen im Winter definitiv nicht mehr alleine im Wasser, sondern teilt die Wellen mit ein paar talentierten, aber freundlichen Mini-Shreds. Dennoch ist die Crowd wesentlich überschaubarer, als die im benachbarten Dänemark. Hier sind die Spots von Hamburgern und Schleswig-Holsteinern stärker frequentiert. Begründet ist dies nicht nur durch das kleinere Wellenfenster auf Sylt und den Mangel an Molen oder etwaigem Windschutz, sondern auch insbesondere durch die Art der Anreise. Wer auf sein Auto/Bus/Van nicht verzichten kann, nimmt den Autozug (ca. 100 € hin und zurück) oder die etwas günstigere Fähre von Dänemark. Umweltfreundlich und günstig kommt man mit dem Personenzug ohne Auto auf die Insel.
Hier kommt ihr zu Teil 1 unserer Winter Surf Serie: Surfen in Marokko